Personalkosten senken und Fachkräftepotenziale nutzen
Wie Unternehmen durch psychologisch fundierte Ansätze nachhaltige Rückkehr-ins-Büro-Initiativen gestalten können
Viele Unternehmen setzen auf Prämien für Büropräsenz – doch das kann demotivierend wirken. Ein smarterer Ansatz: freiwillige Rückkehr durch Sinn, Kultur und klare Kommunikation stärken.
Immer mehr Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Mitarbeitende nach der Zeit des Homeoffice zurück ins Büro zu holen. Dabei setzen einige – wie etwa über das Anbieten von Aktienoptionen oder Bonuszahlungen – auf materielle Anreize für Büropräsenz. Doch dieser sogenannte If-Then-Ansatz („Wenn du kommst, bekommst du etwas“) birgt große Risiken: Er erzeugt kurzfristige Verhaltensänderung, aber keine intrinsische Motivation. Noch schlimmer: Er signalisiert ungewollt, dass Büropräsenz eigentlich unangenehm ist – und nur durch „Schmerzensgeld“ ausgeglichen werden kann.
Psychologisch sinnvoller ist der Now-That-Ansatz („Jetzt, da du es getan hast, bedanken wir uns“). Diese Form der Anerkennung wirkt nachträglich, emotional positiv und stärkt das freiwillige, intrinsisch motivierte Verhalten. Sie wird nicht als Manipulation erlebt, sondern als ehrliche Wertschätzung.
Anstatt Büropräsenz zu erkaufen, empfiehlt es sich, den Mehrwert von Vor-Ort-Zusammenarbeit aufzuzeigen: Was wurde durch das gemeinsame Arbeiten im Büro schneller entschieden, besser gelöst, wirkungsvoller abgestimmt? Wenn diese Erfolge sichtbar gemacht und gewürdigt werden, kann echte Motivation entstehen.
Gerade in Zeiten der Unsicherheit, in denen Mitarbeitende durch die Auswirkungen von Corona, Krieg und Inflation mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind, sind Büros ein wichtiger Ort, an dem sie Zugehörigkeit und Handlungsfähigkeit erleben können. Mitarbeitende sind nicht nur passive Zuschauer dieser globalen Veränderungen, sondern auch aktive Betroffene. Die Rückkehr ins Büro kann ihnen daher nicht nur ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, sondern auch die Möglichkeit bieten, aktiv mitzugestalten.
Büros müssen als Orte der Selbstwirksamkeit wahrgenommen werden, in denen Mitarbeitende die Möglichkeit haben, Ideen einzubringen, kreative Lösungen zu finden und durch Workshops, Großgruppenformate oder sogenannte „Idea Corners“ aktiv zur Weiterentwicklung des Unternehmens beizutragen. Wenn sie erleben, dass ihre Arbeit und ihr Beitrag im Büro direkten Einfluss auf das Unternehmen und die Unternehmenskultur haben, fördert das intrinsische Motivation und Engagement.
Ein bewusstes Einbinden dieses Ansatzes in Return-to-Office-Initiativen kann dazu beitragen, nicht nur die Produktivität zu steigern, sondern auch ein tiefes Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit zu stärken – zentrale Faktoren einer lösungsorientierten und gemeinschaftlichen Unternehmenskultur.
Daniel Pink, Motivationsexperte und Bestsellerautor, zeigt in seiner Theorie, dass extrinsische Anreize nur bei rein mechanischen Aufgaben wirken. Für wissensintensive, kreative Tätigkeiten – wie sie in vielen Unternehmen Standard sind – braucht es: Autonomie, Sinn und das Streben nach Meisterschaft.
Unternehmen wie Google, Microsoft oder Salesforce nutzen diesen Ansatz längst: Sie setzen auf freiwillige Präsenz, fördern durch nachträgliche Anerkennung das richtige Verhalten und kommunizieren konsequent, warum und wie das Büro einen echten Wertbeitrag liefert.
Die Führungskräfte spielen hierbei eine Schlüsselrolle: Sie sind nicht Kontrolleure der Bürozeit, sondern Übersetzer des Mehrwerts. Wenn sie sichtbar machen, wie produktiver Austausch, schnellere Entscheidungen oder gemeinsames Lernen im Büro konkret zum Unternehmenserfolg beitragen, entsteht eine Rückkehrkultur, die auf echter Überzeugung basiert – nicht auf Zwang.
Return-to-Office-Initiativen müssen sich also vom Reflex „Belohnung gegen Verhalten“ lösen. Es geht vielmehr darum, eine Kultur zu schaffen, die Zusammenarbeit im Büro als wertstiftend erfahrbar macht – durch Kommunikation, Beteiligung und sinnvolle Rückmeldung.
Nur so gelingt es, die Produktivität pro Mitarbeitenden zu steigern, ohne auf kurzfristige Belohnungen setzen zu müssen. Unternehmen, die ein Gefühl von Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Sicherheit in ihren Büros schaffen, können langfristig eine nachhaltige Rückkehr ins Büro fördern – und das auf freiwilliger Basis.