Warum das Interview eine unersetzbare Kunst bleibt
Internationale Talente als Chance: So meistern Sie die Herausforderungen der globalen Rekrutierung
Die Suche nach qualifizierten Fachkräften wird für viele Unternehmen zunehmend zur Herausforderung, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Doch wer sagt, dass diese Talente unbedingt aus Deutschland kommen müssen? Der internationale Arbeitsmarkt bietet eine Fülle an Möglichkeiten, die von deutschen Unternehmen oft noch zu wenig genutzt werden.
Dabei ist die Rekrutierung aus dem Ausland mit den richtigen Kenntnissen und einer durchdachten Strategie gar nicht so kompliziert, wie viele denken. In diesem Interview erfahren Sie, wie Sie die Hürden der internationalen Rekrutierung erfolgreich meistern und dabei wertvolle Unterstützung für sich und Ihre neuen Mitarbeiter gewinnen können.
Herr Zaghaft:
Viele Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, scheuen sich noch davor, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, da sie dies als zu große Herausforderung ansehen und nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Ist es wirklich so kompliziert, Leute aus anderen Ländern ins Unternehmen zu holen? Können Sie uns als erfahrene Fachfrau für Relocation vielleicht ein paar Tipps geben?
Frau Wilde
Sehr gerne, Herr Zaghaft! Ich verstehe, was Sie meinen, aber es ist einfacher als man denkt, wenn man weiß, worauf man achten muss. Sehen Sie es mal so: Der internationale Arbeitsmarkt ist wie ein riesiges Buffet voller Talente, und deutsche Unternehmen können sich daran bedienen. Es gibt so viele hoch qualifizierte Fachkräfte da draußen, die nur darauf warten, frischen Wind in Ihr Unternehmen zu bringen! Gerade wenn der deutsche Markt nicht genug hergibt, ist das eine goldene Gelegenheit. Und mal ehrlich, wer würde da nicht zugreifen wollen?
Herr Zaghaft:
Klingt verlockend! Aber Fachkräfte aus dem Ausland sprechen höchstwahrscheinlich kein Deutsch. Wie sieht es denn mit der Sprachbarriere aus? Vor allem für unsere mittelständischen Unternehmen stelle ich mir das schwierig vor.
Frau Wilde:
Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Die Sprachbarriere kann am Anfang schon eine Herausforderung sein, aber viele internationale Fachkräfte sprechen wirklich gut Englisch. Das ist für Unternehmen eine super Gelegenheit, Englisch als Unternehmenssprache einzuführen und gleichzeitig ihre strategische Reichweite auszubauen. Auch die deutschen Mitarbeiter können davon profitieren, indem sie ihre Englischkenntnisse weiterentwickeln. Außerdem gibt es in Deutschland viele speziell angepasste Sprachkurse für internationale Fachkräfte, sodass die meisten ziemlich schnell Deutsch lernen. Mit der richtigen Unterstützung ist das alles machbar.
Herr Zaghaft:
Sie haben recht. An solchen Herausforderungen können nicht nur die einzelnen Menschen, sondern ein ganzes Unternehmen extrem gut wachsen. Aber was ist mit der Arbeitserlaubnis? Ist es nicht ein bürokratisches Monster, für Fachkräfte aus Drittstaaten die nötigen Visa zu bekommen?
Frau Wilde:
Für Menschen aus der EU und dem EWR ist das überhaupt kein Problem, denn sie dürfen ohne Visum bei uns arbeiten. Und für alle anderen hat der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten für die Beantragung von Arbeitsvisa geschaffen. Die Blaue Karte ist weiterhin die attraktivste Variante, weil der Antrag am einfachsten und schnellsten zu bearbeiten ist. Klar, man muss sich vorher gut informieren und die Schritte systematisch abarbeiten, aber mit dem nötigen Wissen ist es keine Hexerei. Da verzögert sich der Rekrutierungsprozess kaum, und Sie haben Ihre neuen Mitarbeiter relativ schnell an Bord.
Herr Zaghaft:
Und wie können wir als Unternehmen helfen, dass die Mitarbeiter so eine Blaue Karte bekommen?
Frau Wilde:
Ganz wichtig ist, dass das Gehalt stimmt. Für 2024 beispielsweise wird ein Jahresgehalt von mindestens 45.300 EUR* brutto benötigt. Eine Besonderheit gibt es für Mangelberufe. Das sind Berufe, in denen besonders viele Fachkräfte fehlen. Für Positionen in Mangelberufen wird ein Jahresgehalt von mindestens 41.041,80 EUR* in 2024 benötigt. Das betrifft vor allem Naturwissenschaftler und IT-Fachkräfte, aber auch Lehrer und Ingenieure. Eine Liste der aktuellen Engpassberufe könne sie hier finden: https://www.mangelberufe.de/.
Wir empfehlen allerdings, das Gehalt nicht an der unteren Grenze anzusetzen, weil der Anspruch auf die Blaue Karte dann im Folgejahr schon nicht mehr zutreffend sein kann, denn die Gehaltsgrenzen werden jährlich angepasst und meistens erhöht.
Herr Zaghaft:
Gibt es sonst noch Kriterien auf die wir vor einer Einstellung besonders achten sollten?
Frau Wilde:
Ja, das zweite Kriterium neben dem Gehalt ist, dass das Diplom in Deutschland anerkannt sein muss. Das können Sie ganz einfach in der Anabin-Datenbank
nachschauen. Nehmen wir an, Sie haben eine Bewerberin aus Indien, die einen Bachelor-Abschluss an einer indischen Universität erworben hat. In der Anabin-Datenbank können Sie sowohl die Universität suchen als auch den spezifischen Abschlussgrad. Wenn die Universität mit H+ gelistet ist und der Abschlussgrad mit „entspricht: Bachelor“ bewertet wird, heißt das, dass dieses Diplom in Deutschland als Hochschulabschluss anerkannt ist. Hier sehen Sie ein Beispiel aus der Anabin-Datenbank:
Herr Zaghaft:
Ah, das ist sehr hilfreich! Es beruhigt mich, dass es da klare Orientierungspunkte und Hilfsmittel gibt.
Dennoch scheint es mir eine recht komplexe Angelegenheit zu sein, und eine Hürde nicht nur für die Unternehmen, sondern vor allem für die neuen Mitarbeiter, wenn sie sich zusätzlich zum Umzug in ein neues Land auch gleich noch mit dem deutschen Amtsschimmel auseinandersetzen müssen. Was ist Ihre Empfehlung, um diesen großen Schritt für alle Beteiligten leichter zu machen und sie so gut wie möglich zu unterstützen, damit möglichst nichts schiefgeht?
Frau Wilde:
Ja, es ist ein großer Schritt, und wenn Sie sich als Unternehmen unsicher fühlen, gibt es Relocation-Firmen wie uns, die Ihnen und Ihren Mitarbeitern zur Seite stehen. Die Bereitstellung von Relocation Services kann als attraktiver Bonus in der Stellenbeschreibung aufgenommen werden. Relocation-Experten unterstützen bei wichtigen Schritten wie Anmeldung, Krankenversicherung und Bankkonto, damit neue Mitarbeiter schnell payroll-ready sind. Auch bei der Wohnungssuche, Behördengängen und der Integration ins soziale Leben helfen wir. Je besser die Unterstützung, desto schneller können sich die neuen Kollegen auf ihre Arbeit konzentrieren. Es geht darum, den Übergang so angenehm und reibungslos wie möglich zu gestalten – dann läuft’s auch im Job!
Herr Zaghaft:
Ich verstehe. Das klingt alles super, aber was machen wir, wenn es zu interkulturellen Missverständnissen kommt? Ein internationales Team bringt ja auch neue Herausforderungen mit sich.
Frau Wilde:
Absolut, und genau darin liegt der Reiz! Ein internationales Team bringt verschiedene Perspektiven und kreative Energie ins Unternehmen. Unterschiede in Arbeitskulturen und Kommunikationsstilen lassen sich durch interkulturelle Trainings und Teambuilding-Maßnahmen meistern. Vielfalt macht ein Unternehmen innovativ und erfolgreich! Ein Beispiel: Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen hatte anfangs Kommunikationsschwierigkeiten mit einer neuen Ingenieurin aus China. Nach einem interkulturellen Workshop lernte das Team, unterschiedliche Kommunikationsstile zu schätzen. Heute bringt die Ingenieurin wertvolle Ideen ein, die das Unternehmen voranbringen. Unternehmen, die das nutzen, haben im globalen Markt langfristig die Nase vorn.
Herr Zaghaft:
Das klingt sehr überzeugend, Frau Wilde. Eine Sache beschäftigt mich aber noch: Was machen wir, wenn ein Bewerber die Voraussetzungen für die Blaue Karte nicht erfüllt? Gibt es da überhaupt Alternativen?
Frau Wilde:
Auf jeden Fall! Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet viele Möglichkeiten, um qualifizierte Fachkräfte nach Deutschland zu holen, selbst wenn sie keinen akademischen Abschluss haben. Gerade im Handwerk oder in Pflegeberufen, wo der Bedarf besonders hoch ist, gibt es sehr gute Chancen.
Herr Zaghaft:
Und wie funktioniert das dann genau?
Für Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten gibt es zum Beispiel das Arbeitsvisum für qualifizierte Fachkräfte. Voraussetzung ist, dass der ausländische Abschluss in Deutschland anerkannt ist und ein Arbeitsvertrag vorliegt. Die Gehaltsanforderungen sind hier viel flexibler als bei der Blauen Karte. Nehmen wir an, Sie wollen einen KfZ-Mechaniker aus Brasilien einstellen. Solange sein Abschluss anerkannt ist und Sie ihm einen Job anbieten, steht dem nichts im Weg!
Herr Zaghaft:
Wie ist es aber, wenn der Kandidat gar keinen formalen Abschluss hat? Gerade bei IT-Spezialisten kommt das meines Wissens öfter vor.
Frau Wilde:
Auch daran hat der Gesetzgeber gedacht! Es gibt eine Sonderregelung für IT-Spezialisten: Selbst ohne Hochschulabschluss können sie eine Arbeitserlaubnis oder sogar eine Blaue Karte bekommen, wenn sie mindestens drei Jahre Berufserfahrung und ein Jobangebot mit einem Mindestgehalt haben. Ich kenne ein Unternehmen, das auf diese Weise einen erfahrenen Programmierer aus Russland eingestellt hat, der keinen formalen Abschluss hatte, aber dafür zehn Jahre Praxiserfahrung. Der Mann ist jetzt eine der Schlüsselfiguren im Team!
Herr Zaghaft:
Das klingt wirklich sehr vielversprechend. Wie sieht es aus, wenn ein Bewerber zwar einen Abschluss hat, dieser aber noch nicht anerkannt ist? Können wir solche Bewerber ebenfalls in Betracht ziehen?
Frau Wilde:
Ich freue mich, dass Sie diese Frage stellen. Ganz neu seit Juni gibt es für diese Fachkräfte eine Möglichkeit, in Deutschland beschäftigt zu werden: die sogenannte neue Anerkennungspartnerschaft. Ihre Fachkraft kann schon bei Ihnen anfangen, während sie parallel die Anerkennung ihres Abschlusses erlangt. Das heißt, Sie verlieren keine Zeit und unterstützen gleichzeitig die Weiterqualifizierung Ihrer neuen Mitarbeiterin oder Ihres neuen Mitarbeiters. Ich habe kürzlich von einem Maschinenbauunternehmen gehört, das genau so einen Techniker aus der Türkei erfolgreich integriert hat.
Herr Zaghaft:
Und was ist, wenn jemand noch gar kein Jobangebot hat, aber nach Deutschland kommen möchte?
Frau Wilde:
Da kommt die neue Chancenkarte ins Spiel! Seit dem 1. Juni 2024 gibt es dieses Punktesystem, mit dem Fachkräfte ohne Jobangebot nach Deutschland kommen können, um hier eine Arbeit zu suchen. Das System bewertet Qualifikationen, Berufserfahrung und Sprachkenntnisse. Ein perfektes Beispiel wäre eine junge Ingenieurin aus Mexiko, die über das Punktesystem nach Deutschland kommt, um hier ihre Karriere zu starten. Das bietet Ihnen die Chance, Talente direkt vor Ort kennenzulernen, bevor Sie eine Entscheidung treffen!
Herr Zaghaft:
Danke Frau Wilde! Ich habe jetzt schon ein viel klareres Bild davon, wie wir unseren Bedarf an Fachkräften decken können. Es ist beruhigend zu wissen, dass wir nicht nur auf die Blaue Karte angewiesen sind, sondern auch viele andere Möglichkeiten haben, um qualifizierte Fachkräfte ins Unternehmen zu holen. Aber eine Frage habe ich noch: Denken Sie, dass die internationale Rekrutierung wirklich die Lösung für den Fachkräftemangel in Deutschland?
Frau Wilde:
Ohne jede Frage! Der Fachkräftemangel in Deutschland ist real, und der löst sich nicht von allein. Internationale Rekrutierung ist eine fantastische Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Mit der richtigen Strategie und den passenden Maßnahmen können Unternehmen nicht nur den Mangel ausgleichen, sondern sich auch langfristig im globalen Wettbewerb behaupten. Es ist eine echte Win-Win-Situation – sowohl für die Unternehmen als auch für die internationalen Talente! Also, worauf warten Sie noch? Machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Zukunft.
*Quelle: https://www.make-it-in-germany.com/de/visum-aufenthalt/arten/blaue-karte-eu