Starke Frauen – Starker Mittelstand
Gründerin Hofmeyer – Consulting + Training
Anke Hofmeyer im Interview mit der Der Mittelstand. für „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Nach meinem Informatikstudium prägten mich viele Jahre Festanstellungen in verschiedenen Vertriebsfunktionen in Softwareunternehmen und später als Prokuristin eines Handwerksunternehmens. Man wächst ja mit seinen Aufgaben, so dass ich mir neben einer hohen Expertise in meinem Fach insbesondere tiefe Branchenkenntnisse & Prozessabläufe aneignen konnte. Aber irgendwann fühlte ich mich geblockt und ausgebremst in meiner Kreativität und in meinem hohen Tempo. Die Grenzen meines Wachstums & Kreativität als „angestellte Unternehmerin“ waren erreicht. Das war dann der entscheidende Zeitpunkt, selbst und mit eigenem Namen auf dem Markt zu gehen.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ich würde alles wieder genauso machen. Natürlich ist es nicht einfach, nach 18 Jahren aus einer abgesicherten Tätigkeit ins eigene Risiko zu wechseln. Doch gerade diese Herausforderung hat mich genau zu dem gemacht, wer ich heute bin. Meine Entscheidung habe ich nie bereut, im Gegenteil.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Wenn schon eine Veränderung, dann richtig. Neben dem Start in die Selbstständigkeit entschied ich mich zusätzlich noch für ein weiteres Studium. Viele Abende und Wochenenden habe ich mir dafür „frei“ von meiner Familie genommen, so dass ich jetzt zusätzlich noch über meinen Master in Risiko- und Compliance Management verfüge.
Als wegweisend betrachte ich meine Entscheidung, mich von Beginn an nur auf ein Kundenklientel zu fokussieren - das Handwerk. Dieses kenne ich nun seit über 16 Jahren wie meine Westentasche: aus den Jahren als Prokuristin, aus zahlreichen Seminaren, Praxiseinsätzen und Coachings. Ich kenne auch die Fragen, die gerade Frauen in Handwerksunternehmen bewegen; und die Antworten: nicht eine Antwort für alle Fragen, sondern die zur Situation und Konstellation und nicht zuletzt zur Frau passenden.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Durch die Coronakrise sind die Themen Risikomanagement & Datenschutz nun endlich auch in den KMU´s angekommen. Methoden zur Risikoidentifikation, Risikobewertung und Risikobewältigung als strategisches Hilfsmittel für rasche Entscheidungen in schnelllebigen und schwierigen Zeiten und auch für die Weiterentwicklung des Unternehmens als Chancenidentifikation in eine starke und sichere Zukunft sind heute wichtiger denn je. Diese eher unbequemen und unliebsamen Themen bringe ich den Handwerkern auf meine offene, empathische und unterhaltsame Art nahe, so dass sie zum Schluss sagen können „War ja gar nicht so schlimm und hat sogar Spaß gemacht!“
Welche Botschaft möchten Sie anderen UnternehmerInnen mitgeben?
Durch meine langjährige Tätigkeit in einer beruflich dominierenden Männerwelt, erfahre ich absolute Akzeptanz meiner Person und Kenntnisse/Fähigkeiten. Jedoch erlebe ich immer wieder, dass Frauen sich gerne vor den Karren spannen lassen und sich als „Kümmerer“ unter Wert verkaufen, anstatt selbstbestimmt und selbstbewusst aktiv zu sein. Dabei sind Frauen oftmals die besseren UnternehmerInnen, da sie mit „allen Sinnen“ präsent sind.
Also: Wenn die Überzeugung stimmt und die Expertise da ist, dann schnurstracks den eigenen Weg gehen, ohne sich von gesellschaftlichen Glaubenssätzen und vorgefassten Meinungen beeinflussen zu lassen.
Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?
Durch die individuelle Betreuung und den persönlichen Kontakt fühle ich mich richtig gut aufgehoben. Ich nutze den Verband bereits als eine sehr professionelle Plattform mit umfassenden Impulsen und Netzwerkpotenzial. Besonders schätze ich die politische Unterstützung, die gerade für uns KMU´s ausgesprochen wichtig ist.
Anke Hofmeyer
Hofmeyer – Consulting + Training, gegr. 2013
Anke Hofmeyer arbeitet mit Unternehmerinnen und -unternehmern hauptsächlich in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Handwerk. Dabei geht es um Qualitätsmanagement, Datenschutz und Risikomanagement. Das sind Themen, die Unternehmer*innen gerne an den äußeren Rand des Schreibtischs schieben. Und da liegen sie dann. Tatsache ist: Qualitätsmanagement, Datenschutz und Risikomanagement gehören nach ihrer Erfahrung nicht zu den bevorzugten Aufgaben von Chefinnen und Chefs, die sich um viele - oft zu viele - Themen kümmern müssen. Dennoch: Alle drei Themen sind rechtlich relevant und wirken sich entscheidend auf den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens aus.