Starke Frauen – Starker Mittelstand
Eva-Maria Schmidt
Die Inhaberin & Gründerin von Füllhorn im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Die Entscheidung ist über Monate hinweg gereift. Nach knapp 20 Jahren im Konzern war es an der Zeit, erneut etwas Anderes zu machen. Ich hätte mir auch vorstellen können, in einem inhabergeführten Unternehmen zu arbeiten. Mit meinem Weggang von Sky war klar, dass ich dieselbe Bandbreite an Themen fortführen möchte: Kundenservice im weiteren Sinne in Kombination mit Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung.
Die finale Entscheidung „Unternehmerin“ ist mit einer Woche Abstand zum operativen Geschäft gefallen. Dann habe ich mir einen Projektplan gemacht und 3 Monate Zeit gegeben. Das Ergebnis Füllhorn in all seinen Facetten spiegelt genau diese Bandbreite an Themen wieder und ist einfach eine große Freude.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Wenn überhaupt, dann würde ich sehr weit in die Schulzeit zurückgehen. Ich wünschte mir, ich hätte leichter bzw. schulkonformer lernen können. Bei vielen Themen, die mich heute interessieren und inspirieren, lerne ich heute gefühlt die Grundlagen. Sei es Biologie, Physik oder Geschichte. Andererseits macht meine Art zu lernen meine Persönlichkeit aus.
Ich denke, das ist der Grund, weswegen ich mich spielend leicht in andere Menschen hineinversetzen und bei Veränderungen begleiten kann. Also lautet schlussendlich die kurze Antwort: Ich bin hochzufrieden mit und dankbar für diesen Weg.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Wegweisend sind die Entscheidungen, in denen ich zu meinen Überzeugungen und Bedürfnissen gestanden habe. Nachdem ich es erst anders ausprobiert und mich selbst herausgefordert bzw. hinterfragt habe. Oder auch Entscheidungen, in denen ich Gelegenheiten beim Schopf gepackt habe. Als Jugendliche die Entscheidung, auf die Konfirmation zu verzichten. Als junge Frau die Entscheidung, das Architekturstudium zu stoppen.
Mitte 30 die Entscheidung, dem Ruf von Lübeck nach München zu folgen. Einige Jahre später die Entscheidung, dem Ruf vom Customer Service in die Personalabteilung zu folgen. Und schlussendlich die Entscheidung, auf meinen Ausstieg bei Sky hinzuarbeiten und die dauerhafte Unterforderung zu beenden.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)
Es mag ein wenig altmodisch klingen, dennoch nach wie vor so wichtig und in ganz vielen Unternehmen viel zu wenig etabliert: Rollen- und Aufgabenklarheit. In Verbindung mit dem Verantwortungsbereich, KPI sowie relevanten Schnittstellen. Gerade in der virtuellen oder verteilten Zusammenarbeit entstehen bei Unklarheit so viele Reibungspunkte und Energieverlust – beides vermeidbar und unnütz kostenintensiv. Dabei winken im Umkehrschluss Leistungsfähigkeit und -bereitschaft. Ein tragfähiges Miteinander und Ideenreichtum.
Rollen- und Aufgabenklarheit bleibt meiner Einschätzung nach ein Klassiker. Auch und gerade für die GenZ, die als sicherheitsbedürftig, freiheitsliebend und sinnsuchend gilt. Rollen- und Aufgabenklarheit kann DAS verbindende Element im Unternehmen sein. Das macht es für mich so attraktiv.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Traut euch. Und vertraut darauf, wann die Zeit reif ist. Erzählt anderen von euren Vorhaben – Tipps, Ideen und Hilfe kommen ganz häufig von allein. Und keine Scheu vor Abgrenzung. Mir wurde ganz oft geraten, „man mache die Dinge so. Mach das doch auch“. Mag ja sein. Für mich galt und gilt das häufig nicht. Nicht im Marketing, nicht in meinem USP, nicht in der Art und Weise, wie ich auftrete. Wichtig finde ich, authentisch zu sein und meinem Gespür zu vertrauen. Dass ich die Dinge, die ich anbiete, auch können muss, versteht sich von selbst. Den Rest lerne ich dazu, sobald ich es brauche.
Eva-Maria Schmidt, 1970 geboren und aufgewachsen an der Ostsee, arbeitet als Organisationsentwicklerin, Führungskräfte-Coach und Service-Enthusiastin. Besonders zeichnet sich die Unternehmerin durch ihren Humor, ihre Empathie und ein Faible für Struktur aus. Sich selbst beschreibt sie als glücklich geschiedenen Familienmensch.
Politisch ist die Unternehmerin sozialdemokratisch aufgewachsen und liberal im Herzen. Drei Werte, die sich dabei wie ein roter Faden durch ihr Leben und ihr Handeln, sowohl politisch, beruflich, als auch privat, ziehen, sind Bildung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmtheit.
Das Unternehmen Füllhorn wurde 2018 von Eva-Maria Schmidt gegründet vor dem Hintergrund, da Personalentwicklung für sie kein Selbstzweck ist, sondern einem Ziel dient. Darüber hinaus bewegte ihre Liebe zum Menschen und zu richtig guten Ergebnissen für jeden Einzelnen und das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, zur Gründung von Füllhorn.