Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Eyleen Sinnhöfer
Die Geschäftsführerin & Inhaberin der Personalmarketing Agentur Intent Brands im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Ich war schon immer ein „kleiner Freigeist“, wollte Ideen spinnen und diese schnell und unkompliziert umsetzen. Als angestellte Marketing Managerin habe ich gemerkt, dass der Arbeitsstil in einem Großunternehmen nicht das richtige für mich ist. Zu sehr geht es darum, „den eigenen Stuhl zu sichern“ und oft geht die Leidenschaft bei vielen Meetings, Hierarchien und Befindlichkeiten unter. Der Schritt in die Selbstständigkeit war für mich eher ein Test. „Mal gucken, wie weit ich komme“, dachte ich mir. Und das hat ja auch ganz gut funktioniert. (lacht)
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ich bin dankbar für die Lernreise, die hinter mir liegt und auf der ich mich auch immer noch befinde. Ich habe allein gestartet und dann langsam mehr Mitarbeiter dazu genommen. Ich konnte so Schritt für Schritt in die vielen neuen Rollen reinwachsen, die man als Unternehmerin hat. Es war eine der größten Entwicklungsreisen für mich als Persönlichkeit. Von daher denke ich, ich habe es zu jedem Zeitpunkt so gut gemacht, wie ich es damals eben konnte. 😊
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Das war die konsequente Verfolgung unserer Nischenpositionierung. Personalmarketing ist für mich und mein Team ein Thema, für das wir schnell viel Leidenschaft und Expertise aufbauen konnten. So können wir unseren Kunden besser helfen, als es Full-Service-Marketer tun. Das Feedback unserer Kunden und der Bewerber gibt mir immer wieder die Bestätigung, dass das die richtige Entscheidung war.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Mentales Wachstum 😊. Denn das braucht man für jeden Bereich des Unternehmertums. Lernen, Unsicherheit auszuhalten, vorausschauend zu planen und zu handeln. Die richtigen Menschen für das eigene Team zu finden. Die richtigen Kunden anzuziehen und den anderen gegenüber „nein“ zu sagen. Sich selbst operativ entbehrlich zu machen. Und innerlich glücklich zu sein, egal was im Business passiert. Ich bin unglaublich selbstreflektiert geworden in der Zeit.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Ich brenne für viele Themen 😊. Persönlichkeitsentwicklung und Mentoring meiner Teammitglieder ist ganz zentral für mich. Ich bin aber auch ein „Struktur-Monk“, liebe es, unsere Prozesse zu optimieren, arbeitserleichternde Software zu testen, Innovationen zu finden und voranzutreiben. Es ist ein spannendes Spiel.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Die schönste Wertschätzung?
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen mitgeben?
Mir hat mal jemand gesagt „Erlaube dir, groß zu sein.“ – Das würde ich weitergeben.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Naja wir sind eine reine Frauenfirma. Bei uns ist alles Female Empowerment. =D
Spaß beiseite. Ich merke, dass gerade Frauen oft an sich zweifeln, auch wenn sie wahnsinnig kompetent sind. Selbstvertrauen bei anderen zu stärken ist daher aus meiner Sicht eine wichtige Aufgabe.
Außerdem bin ich recht offen, was Vereinbarkeit mit der Familie angeht. Mutter-Kind-Büro, Babys beim Meeting oder auch einfach die offene Kommunikation über Kinderplanung sollten aus meiner Sicht nichts Sonderbares sein. Ich habe hier eine Gruppe Powerfrauen und sie sollen sich entfalten können – beruflich wie privat. Es gibt für alles einen Weg und wenn beide Seiten wollen, finden wir den auch 😊
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen
Mutterschutz und eine faire Elterngeld-Lösung für Selbstständige
Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?
Wir machen einige gemeinsame Veranstaltungen in Thüringen.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?
Öffentlichkeitsarbeit (ähnlich wie dieses Interview). Außerdem wäre eine stärkere Vernetzung zu Industrieunternehmen schön.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen?
Die Bücher von Stefan Merath: „Der Weg zum Erfolgreichen Unternehmer“, „Die Kunst seine Kunden zu lieben“, „Dein Wille geschehe“. Die 3 sind Pflichtlektüre, lesen sich schön und sind auch als Hörbücher zu haben 😉.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Ich bin großer Tony Robbins Fan. Wenn ich eine herausfordernde Situation habe und innerlich kämpfe, helfen mir seine Methoden, Seminare oder auch einfach YouTube-Videos immer wieder dabei, mentale Stärke aufzubauen und mich auf das wichtige zu fokussieren.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Tanzen, Sport, Reisen, Yoga, Meditation. Und vor allem mein wundervolles Nicht-Business- Umfeld. Menschen, die mich unterstützen, aber denen es eigentlich egal ist, wie gut mein Business läuft. Die einfach mich als Person schätzen.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Ich denke nach. Was ist mein Ziel? In welcher Situation ist mein Gegenüber? Welche Win- Win-Situation kann ich vorschlagen? Was für ein Mensch möchte ich sein? Und dann mache ich mir laute Musik an und dance ein bisschen umher, um mich in eine gute Stimmung zu bringen. 😊
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf
Die Verbindung von Kreativität, Technik und Psychologie. Die Menschen, mit denen ich mich durch meine Firma umgebe. Die Selbstbestimmung.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Ich finde, wir haben wichtigere Themen. Ich finde die Aussprache von Unternehmer:innen furchtbar. Fühlen sich da nicht bald die Männer diskriminiert? 😉
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit am meisten überrascht?
Mir war vorher nicht bewusst, wie stark es mich als Persönlichkeit verändern würde. Dass es keine andere Form eines Jobs ist, sondern eine Lebenshaltung. Und dass die eigene Denkweise sich doch sehr stark von vielen Angestellten unterscheidet durch die Achterbahnfahrt, die man erlebt.
Eyleen Sinnhöfer
Intent Brands
www.intent-brands.de