Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Karin Bacher
Die Geschäftsführerin von Karin Bacher Consulting & Coaching e. K. im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Mit dem Gedanken spielte ich bereits während meiner Ausbildung. Nach darauffolgendem Studium hatte ich jedoch lange eine Luxussituation, nämlich tolle Jobs, Aufgaben und Vorstände zu haben. Als die Situation anders wurde, ging dann alles sehr schnell: Kündigung, Businessplan, Marketing, loslegen. Statt dem erhofften langsamen Start hatte ich bereits nach zwei Wochen den ersten Großauftrag. Worüber ich mich sehr freute. War dann halt nichts mit dem Sabbatical. Nach einem halben Jahr schmiss ich den Businessplan in die Tonne. Seither wachsen wir organisch.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ich würde es genauso machen. Mit einer Einschränkung: Von Anfang an mehr Mitarbeitende einplanen. Ich hatte ein hartes, arbeitsintensives Jahr. Und ich war bereits als angestellte Managerin auf einem hohen Arbeitspensum gewesen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Mir selbst vertrauen und trotz meiner analytischen Vorgehensweise auch auf meinen Bauch hören, konsequent meinen Weg gehen und mutig sein.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Ein Kunde, in dessen Unternehmen ein toxisches Klima herrschte. Das Verhalten einiger Verantwortlichen verstieß komplett gegen mein Wertesystem. Eigentlich ein Thema, das typisch ist für einen Veränderungsprozess. Hier fehlte jedoch das Committment des Managements. Nach dem Motto, die anderen dürfen sich gerne verändern – ich nicht. Das Unternehmen ist kein Kunde mehr.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Wie mein Team und ich resilient bleiben. Denn die Herausforderungen beim Kunden sind derzeit so hoch wie nie. Bedingt durch die diversen Krisen und den Folgen in den Betrieben daraus.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Durch unsere Kunden und mein Team. Wir haben teilweise ein herzliches Verhältnis zu Kunden trotz professionellem Abstand. Mein Team funktioniert und ist glücklich. Eine Kundenzufriedenheit von 98 Prozent, Bronze beim Baden-Württembergischen Wirtschaftspreis, „Schwarzer Löwe“ in der Rubrik Human Resources und zwei Mal in Folge die Auszeichnung als Top Company einer Mitarbeitenden-Bewertungsplattform bestätigen dies.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen mitgeben?
Holt Euch alle Hilfe, die ihr kriegen könnt! Mir hat der Austausch mit erfahrenen Gründerinnen, Mentorinnen und auch meiner Coachin viel gebracht. Es gibt eine Reihe von Netzwerken – diese sind wichtig, um sich auszutauschen aber auch um professionelle Kontakte zu erweitern.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Ich habe eine junge Frau im fünften Monat schwanger eingestellt. Eine weitere Person ist queer. Bei mir hat jede, die Leistung bringen will, die Chance, Verantwortung zu übernehmen. Meine Azubi wird nach der Ausbildung kaufmännische Leiterin. Weil sie es kann und ich ihr während der Ausbildung zusätzlich die Möglichkeit für Weiterbildungen gebe.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...
Bessere Angebote für die Kinderbetreuung.
Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?
Netzwerkveranstaltungen
Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?
Möglichkeiten, Business zu generieren durch Vernetzung.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Meine erste Coachin. Eine Powerfrau und Kämpferin. Wir haben später, als Selbstständige – bis zu ihrem Tod 2020 – gemeinsam Projekte zum Erfolg gebracht.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Sport wie Joggen, Golf, Yoga und Wandern – Natur ist mir wichtig.
Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit?
„The final Countdown“
Ein guter Tag beginnt für mich mit…
… einer Runde Yoga mit einer Tasse Tee
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Ich informiere mich über die Gesprächspartner und definiere mein Gesprächsziel.
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit?
Meine Familie und meine Freunde.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen besonders wichtig?
Austausch zu kritischen Themen und das gute Gefühl, damit nicht alleine zu sein, Geschäft zu generieren
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Laut meinen Mitarbeitenden: Dass sie immer wissen, woran sie sind. Ich gebe direkt und wertschätzend Feedback. Positiv wie auch, wenn es etwas zu verbessern geht.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Wir sind ständig am Digitalisieren, nun kommt bei uns KI zum Einsatz.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…
…, Menschen und Organisationen dabei zu begleiten, erfolgreicher zu werden. Erfolg ist ein starker Motivator
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
Mehr Gelassenheit.
Gibt es eine Frage, die Sie gern einem Politiker oder einer Politikerin stellen würden?
Was reitet Euch, uns Mittelständlern mit immer mehr Bürokratie, Verboten, Bestrafungen auszubremsen, anstatt unseren Einsatz und Mut zu belohnen und uns zu unterstützen?
Wem würden Sie diese Fragen stellen?
Allen!
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Seufz. Ich liebe die deutsche Sprache. Die Ansätze sind aus meiner Sicht nicht durchdacht und eher ein Ärgernis.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Innenarchitektin, ich wollte gestalten. Das tue ich heute in anderer Form.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit am meisten überrascht?
Dass mein Umfeld es als selbstverständlich hielt und mich in allen Belangen unterstützte.
Karin Bacher
Karin Bacher Consulting & Coaching e. K.
https://karinbacher-consultants.de