cover der netflix serie abstrakt

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01.04.2022

Serientipp: Abstrakt - Design als Kunst

International agierenden Kreativen über die Schulter schauen, am Gestaltungsprozess teilhaben, sehen und hören, was sie antreibt:

Autorin: Friederike Pfann

das bietet uns Netflix mit der bildgewaltigen Dokureihe Abstrakt.

In zwei Staffeln à acht und sechs Folgen begleiten wir renommierte Designerinnen und Designer, die sich mit Schuhen, Kleidung, Typografie, Spielzeug, Fotografie, Architektur oder Produkt-Design beschäftigen, und die mit ihrer Arbeit unsere Welt ein bisschen angenehmer machen.

Den Auftakt der ersten Staffel macht der preisgekrönte deutsche Illustrator, Animator und Autor Christoph Niemann. Seine Arbeiten erscheinen regelmäßig auf den Titelseiten vom New York Times Magazin oder dem New Yorker. Er baut mitunter mit Legosteinen, um Bildergeschichten zu erzählen, oder experimentiert mit Obst, Gemüse und allerlei Gegenständen, um ungewöhnliche Illustrationen zu entwerfen. Weiter geht es mit Tinker Hatfield. Auf der Suche nach dem perfekten Sportschuh hat er viele Klassiker entworfen. Der Schuhdesigner kam in den 80er-Jahren auf Umwegen zu Nike, und ist dem Unternehmen bis heute treu geblieben. Sein neuester Coup ist der E.A.R.L., ein selbstschnürender Sportschuh. Die Bühnenbildnerin und Lichtkünstlerin Es Devlin ist auf den großen Bühnen der Welt zu Hause, entwirft Kulissen für Opernhäuser und Theater und Bühnenshows für Miley Cyrus oder Louis Vuitton.

Wir sehen die ungewöhnlichen Häuser des dänischen Architekten Bjarke Ingels, nehmen teil am Entstehen eines neuen Automodells, das Ralph Gilles für Fiat Chrysler entwirft, verneigen uns vor der Göttin des Grafikdesigns Paula Scher, bewundern den Fotografen Platon, der die wichtigsten Personen der letzten 20 Jahre porträtiert hat, sind fasziniert von der Herangehensweise der Innenarchitektin Ilse Crawford, fragen uns, warum wir noch nie eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Olafur Eliasson besucht haben, wünschen uns, es möge auch hierzulande ein so großartiges Institut geben wie das MIT Media Lab in Massachusetts, an dem die Öko-Designerin Neri Oxman mit einem großartigen Team die Stoffe der Zukunft erforscht, wünschen uns, es möge viel mehr Menschen geben, die wie Cas Holman Spiele für Kinder entwickeln, die das Kreative fördern. Und stellen uns am Ende die Frage, die Olafur Eliasson an uns Zuschauer richtet: „Was haben Sie davon, wenn Sie dies sehen?“

Die filmische Umsetzung der 14 Episoden ist selbst ein beeindruckendes Kunstwerk. Die Macher gehen individuell auf die Personen und deren aktuellen Projekte ein und haben die Arbeiten der Protagonisten brillant in Szene gesetzt. Die einzelnen Folgen wurden von unterschiedlichen Teams produziert. So hat jedes Porträt eine eigene Handschrift, dennoch wird alles zu einem großen Ganzen, das zusammen harmoniert. Am Ende möchte man am liebsten selbst zu Stift, Papier und Werkzeug greifen. Wenn es nur so einfach wäre. Der kreative Prozess ist letzten Endes harte Arbeit. Es hat keinen Sinn, auf Inspirationen zu warten. Wie sagte doch der US-amerikanische Maler und Fotograf Chuck Close: „Inspiration ist etwas für Amateure, ich mache mich einfach an die Arbeit.“

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