Cem Özdemir

Themen

01.06.2022

Nachgefragt: Cem Özdemir

Sie wollten schon immer mal Politikerinnen und Politiker besser kennenlernen?

Wir stellen Ihnen in dieser Reihe jeweils eine politische Persönlichkeit vor, die einige Fragen zu ihrer Person und ihrer politischen Karriere beantwortet. Dieses Mal den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir.

Welche Person in Ihrem Leben hat Sie am meisten beeinflusst?

Ich hatte das Glück, einige Menschen kennenlernen zu dürfen, die mir viel bedeuten und von denen ich lernen durfte. Darunter Ignatz Bubis, der damalige Zentralratsvorsitzende der Juden in Deutschland, Joschka Fischer und Winfried Kretschmann, die ich schätze und bewundere. Wichtig in meinem Leben war aber beispielsweise auch meine Nachhilfelehrerin Ingrid Naumann, stellvertretend für all die Menschen, die dem migrantischen Arbeiterkind eine Chance gegeben haben.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Nicht nur für Politiker gilt der gute schwäbische Spruch: Gscheiter, mr denkt alles, was mr sagt, als mr sagt alles, was mr denkt.

Gibt es ein Buch, das Sie besonders beeindruckt hat?

„Memed mein Falke“, die Geschichte des anatolischen Robin Hood, der sich gegen das Unrecht des Großgrundbesitzers auflehnt, aufgeschrieben vom großartigen türkisch-kurdischen Schriftsteller Yasar Kemal, die mir mein Vater als Kind erzählt hat.

Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Auf der Berlinale habe ich „Alcarràs“, den Gewinner des Goldenen Bären, mit meiner Tochter zusammen angesehen. Ein bewegender Film über den Zukunftskampf einer Familie von Pfirsichbauern. Wenn ich abends nicht zu spät nach Hause komme, schaue ich gerne mit der Familie unsere Lieblingsserie: Modern Family. Und mit meinem Sohn Boba Fett oder Mandalorian aus der Star Wars Reihe.

Welche drei Schallplatten nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Bevor ich mich entscheide, würde ich erst einmal sichergehen, dass es da einen funktionierenden Plattenspieler und Solar-Strom gibt. Wenn ja, dann Mothership von Led Zeppelin, Watch von Manfred Mann’s Earth Band (meine erste LP überhaupt!) und eine Compilation von Sezen Aksu.

Was ist Ihr Lieblingsort?

Das Neckarstadion – am besten, wenn der VfB gewinnt.

Musterschüler oder Wildfang?

Die Wahrheit liegt in der Mitte. Bis zur vierten Klasse hatte ich in Deutsch eine Fünf. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal meine Brötchen mit unserer schönen deutschen Sprache verdienen werde. Zeigt mir, dass man Kinder nicht abschreiben sollte und wie wichtig gute Lehrerinnen und Lehrer sind, die gerade Kindern aus sogenannten bildungsfernen Familien eine Chance geben.

Was war Ihr Berufswunsch als Kind?

Meine Fantasie ging Richtung Schaffner oder Rocksänger.

Haben Sie jemals an Ihrer beruflichen Entscheidung gezweifelt?

Nein – der Beruf des Politikers ist so abwechslungsreich. Aber natürlich gibt es auch mal Rückschläge und unschöne Momente. Das gehört dazu und daraus kann man lernen. Jetzt als Bundeslandwirtschaftsminister habe ich die Chance, mit den Kolleginnen und Kollegen im Ministerium eine neue Agrarpolitik zu gestalten und wichtige Veränderungen anzustoßen, um die Klima- und Biodiversitätskrise zu bekämpfen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Mit dem VfB Stuttgart mitfiebern, Fahrrad fahren oder mit meinen Kindern TV-Komödien anschauen.

Wie gehen Sie mit Rückschlägen oder Niederlagen um?

Daraus lernen und beim nächsten Mal besser machen.

Wie stark sind Sie mit Ihrer Heimatstadt Bad Urach verbunden?

Sehr – Urach ist die Stadt, in der ich meine Eltern beerdigt habe, mit der ich viele sehr schöne Erinnerungen verbinde.

Verwandte Artikel