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01.06.2022

Wie die Transportbranche der Emissionsfalle entkommt

Der Verkehrssektor ist mit einem Anteil von fast 20 Prozent drittgrößter Verursacher von Treibhausgasemissionen hierzulande.

Autor: Nikolja Grabowski

Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf das düstere Bild, das der Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht malt, wird der Umweltschutz für die mittelständisch geprägte Transport- und Logistikbranche in den kommenden Jahren zu einem Schlüsselfaktor.

Welche Möglichkeiten bieten sich mittelständischen Transportunternehmen, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen? Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen im Wesentlichen drei Konzepte: der FlüssigerdgasAntrieb (liquefied natural gas, LNG), der Elektro-Antrieb und der Wasserstoff-Antrieb. Letzterer präsentiert sich zwar technisch ausgereift, hat allerdings ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Denn obwohl Wasserstoff eines der grundlegenden Elemente auf der Erde ist, ist er nicht frei verfügbar, sondern muss mit Hilfe der Elektrolyse von Wasser abgespalten werden, was teuer ist. Bei einem Wasserstoff-Preis von derzeit rund 9,50 Euro je kg und einem Verbrauch von 8 bis 10 kg/100 km ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht darstellbar. Im Trend liegt die Elektromobilität, auch in der Transportbranche. Einige Hersteller wie zum Beispiel Scania haben den E-Lkw bereits ins Programm genommen. Allerdings sind die Preise für die Fahrzeuge hoch.

Steckt die Branche in einem Dilemma?

Im Tagesgeschäft noch am ehesten einsetzbar ist der LNG-Antrieb. Die Technik ist ausgereift und zu vertretbaren Kosten verfügbar. Das Tankstellennetz ist zwar dünn, aber vorhanden. Dank Mautbefreiung waren LNG-Fahrzeuge sogar wirtschaftlich, bis vor kurzem der Preis für Flüssigerdgas explodierte und diesen Vorteil zunichtemachte. Zudem läuft die Mautbefreiung Ende kommenden Jahres aus. Bleibt also festzuhalten: Es gibt keine praxistaugliche wirtschaftliche Technologie zur Vermeidung von Emissionen im Lkw-Fernverkehr – wohl auch in den nächsten Jahren nicht. Gleichzeitig verlangen Logistikkunden zunehmend nachhaltige Angebote. Heißt das, die Branche steckt in einem Dilemma? Doch es gibt über die Antriebstechnik hinaus etliche Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Auch das spart Emissionen.

Mit Online-Plattformen Transporte kompensieren

Zusätzlich bietet sich den Spediteuren noch eine erprobte, einfache und sogar verhältnismäßig kostengünstige Methode, die Umwelt nachhaltig zu schützen: die Kompensation. Dabei wird der CO2 -Ausstoß, der bei einem Transport anfällt, über den Kauf von Zertifikaten anerkannter Organisationen ausgeglichen, die über diese Einnahmen wiederum Klimaschutzprojekte finanzieren. Die transportspezifischen Kosten steigen dadurch nur marginal. Und auch der Aufwand hält sich in Grenzen. Längst bieten Branchen-Verbände Transportdienstleistern die Möglichkeit, per Online-Plattform selbst einzelne Transporte zu kompensieren. Fraglos ist das nur die zweitbeste Lösung, ein Substitut. Der Königsweg wäre, Emissionen zu vermeiden. Aber manchmal ist eine funktionierende Alternative schlicht die beste Option.

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