76 Prozent der Mittelständler treiben die Digitalisierung mit dem Ziel eines verringerten Ressourcenverbrauchs voran. Quelle: DZ Bank

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01.06.2022

Mit Green IT den ökologischen Fußabdruck reduzieren

Durch Klimawandel und Ressourcenknappheit wird es immer wichtiger, nachhaltig zu wirtschaften.

Autor: Alexander Krug

Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Frage, wie Unternehmen auch ihre IT-Systeme energieeffizienter und damit nachhaltiger gestalten.

Der konsequente Einsatz von digitalen Technologien in der Produktion, im Handel und in der Landwirtschaft führt zu massiven Einsparungen des CO2-Ausstoßes. So sieht die aktuelle Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung“ (2021) das Einsparpotenzial in den nächsten zehn Jahren allein für Deutschland bei 150 Megatonnen CO2, also bei knapp 20 Prozent des aktuellen Gesamtausstoßes.

Allein in den vergangenen zwei Jahren haben Unternehmen gezeigt, dass ein Schlüssel zum nachhaltigen Wirtschaften darin liegt, sich fortlaufend zu digitalisieren. Es kommen einem spontan die unzähligen Dienstreisen in den Sinn, die durch digitale Videokonferenzen abgelöst wurden. Hier hat die Digitalisierung einen konkreten, nachvollziehbaren und messbaren Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Deutlich wird aber auch, dass digitale Technologien, bedingt durch ihren Energieverbrauch, selbst zunehmend zum Treiber des Klimawandels werden. Neben dem Betrieb der unzähligen Geräte, Netze, Anwendungen, Rechenzentren und Clouds weisen auch aktuelle Trends wie KI und Blockchain eine besorgniserregende Bilanz auf.

Die zwei Seiten der Digitalisierung

Beim Thema Nachhaltigkeit kommt der IT also eine zweifache Bedeutung zu. Zum einen trägt sie selbst zum steigenden Energie- und Ressourcenbedarf bei. Auf der anderen Seite ist eine nachhaltige Wirtschaft ohne Digitalisierung kaum möglich: Fabriken arbeiten effizienter, produzieren weniger Abfälle und stoßen weniger CO2 aus. Digitalisierte Geschäfts- und Kommunikationsprozesse sparen Papier und vermindern die Reisetätigkeit. Ein auf Künstlicher Intelligenz basierendes Mobilitätssystem optimiert den Verkehrsfluss und reduziert so den Spritverbrauch und Schadstoffausstoß.

Eine Vielzahl von niedrigschwelligen Maßnahmen richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, die diese problemlos und zum Teil ohne notwendiges Fachwissen umsetzen können.

Mit Green IT zur ökologischen Nachhaltigkeit

Unternehmen, die einen individuellen Nachhaltigkeitsbegriff entwickeln und implementieren möchten, müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie ihre Energieeffizienz und damit die Nachhaltigkeit der IT-Systeme verbessert werden können. Hier greift das Konzept der Green IT, das sich darauf fokussiert, Energie- und Materialverbrauch in der Herstellung zu reduzieren, den Energieverbrauch während der Nutzung zu senken und am Ende des Produktlebenszyklus' zu recyclen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Effizientere Geräte verbrauchen weniger Strom. Längere Laufzeiten und eine Kreislaufwirtschaft senken die Anschaffungs- und Gesamtkosten für IT-Systeme.

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung heißt aber nicht nur, auf die Produktion und den Betrieb der Hardware zu achten. So muss der Blick auch auf die täglichen Emissionen gerichtet werden, die während der Lebensdauer der Geräte von energiehungriger Software hervorgerufen werden. Green IT umfasst einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der all diese Nachhaltigkeitsgedanken aufgreift. Dieser orientiert sich nicht ausschließlich an größeren Unternehmen oder Rechenzentren. Eine Vielzahl von niedrigschwelligen Maßnahmen richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, die diese problemlos und zum Teil ohne notwendiges Fachwissen umsetzen können. Seien es die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien, die Beschaffung wiederaufbereiteter IT-Geräte, die Umsetzung eines grünen Webdesigns oder auch die konsequente Umstellung auf Videokonferenzen anstelle von Dienstreisen. Green IT umfasst auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter für ökologische Nachhaltigkeit. Ziel ist hierbei der bewusste und ressourcenschonende Umgang mit IT. Dazu gehören zum Beispiel das bewusste Herbeiführen des Ruhezustands für Computer bei Abwesenheiten oder das vollständige Trennen von Endgeräten vom Netz bei Nichtbenutzung. Auch Überlegungen hinsichtlich neuer Arbeitskonzepte wie Desk-Sharing sind Teil dieses Maßnahmenkatalogs.

Auf die Digitalstrategie kommt es an

Unternehmen, die eine umfassende nachhaltige Digitalstrategie anstreben, können auf die Expertise des Mittelstand-Digital Zentrums Berlin zurückgreifen. Kleine und mittlere Unternehmen können hier Angebote von Workshops bis hin zur aktiven Projektumsetzung wahrnehmen. Das Zentrum hat neben dem übergeordneten Thema Digitale Strategie auch die Punkte Energie- und Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Beschaffung und Green IT zu seinen Schwerpunkten gemacht. Für das Arbeitsgebiet „Qualifizierung“, also Workshops, Trainings und Veranstaltungen, ist hier das Hasso-Plattner-Institut verantwortlich, das darüber hinaus mit seiner clean-IT-Initiative einen zusätzlichen Beitrag zur nachhaltigen und energieeffizienten Nutzung von IT-Systemen, klimaschonenden digitalen Lösungen und KI-Anwendungen leistet.

Unternehmen müssen demnach eine doppelte Aufgabe bewältigen: Die Technologie selbst muss nachhaltiger gestaltet werden, gleichzeitig müssen Unternehmen die Technologie nutzen, um nachhaltiger zu werden. Neben dem Beitrag für Umwelt, Klima und Gesellschaft bietet nachhaltige IT aber auch ganz handfeste wirtschaftliche Vorteile. So sind digitale Transformation und Nachhaltigkeit eine Innovationschance, mit deren Hilfe sich Unternehmen neue Produkte und Services sowie Geschäftsmodelle erschließen und somit ihren ökonomischen Erfolg steigern.

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