hagen rickmann und markus jerger

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01.08.2022

Digitalisierung im Mittelstand - ausgezeichnet!

Der Digitalisierungsprozess im Mittelstand schreitet voran.

Als Anreiz für Unternehmen, in die Transformation einzusteigen, und vielleicht selbst ein digitales Vorzeigeprojekt auf den Weg zu bringen, vergeben die Deutsche Telekom und der BVMW im September den Digital-X-Award. Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland, und Markus Jerger, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung von Der Mittelstand. BVMW, sprechen im Interview über das Award-Konzept und über die aktuellen Digitalisierungstrends.

Herr Rickmann, die Prämierung von mittelständischen Digitalisierungsideen auf der Digital X hat ja bereits Tradition. Was dürfen die Preisträger des Digital-X-Awards erwarten?
Hagen Rickmann: Die Preisträger werden nicht nur öffentlichkeitswirksam ausgezeichnet, sondern bekommen auch die Gelegenheit, ihr jeweiliges Digitalisierungsprojekt auf der Digital X einem breiten Publikum vorzustellen – und zwar auf einer im wahrsten Sinne großen Bühne. Diese digitalen Vorreiter braucht es für die Transformation, positive Beispiele dafür, wie man den Wandel erfolgreich anpackt. Wir vergeben den Award dieses Jahr zum siebten Mal und freuen uns über eine stetig wachsende Beteiligung.

Herr Jerger, der Digital X Award zeichnet – genau wie zuvor der DCA – Vorbilder in puncto Digitalisierung aus. Wann ist man ein solches Vorbild? Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen, das sich für den nächsten Award bewerben möchte?
Markus Jerger: Mit dem Digital X Award sollen Trendsetter ausgezeichnet werden, von denen andere lernen können und sollen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Mittelständler, die sich mit Aussicht auf Erfolg bewerben wollen, modellhafte Anwendungen implementiert und im betrieblichen Alltag erprobt haben müssen. Dabei spielen die Branche oder die Größe des Unternehmens keine Rolle. Entscheidend sind der Innovationsgrad und die Übertragbarkeit auf andere Klein- und Mittelbetriebe – Best Practices eben.

Digitalisierung ist ein essenzieller Bestandteil – sie kann bis zu 60 Prozent zur Erreichung des deutschen Klimaziel 2030 beitragen.

Hagen Rickmann

Preisgekrönt ist die Digital X inzwischen selbst; die Digital X 2021 hat bei drei internationalen Awards insgesamt sechs Auszeichnungen gewonnen. Was ist für Sie das Erfolgsgeheimnis dieser Veranstaltung?
Hagen Rickmann:
Für mich besteht das Erfolgsrezept aus drei Teilen. Erstens: miteinander statt gegeneinander, denn Digitalisierung schafft keiner im Alleingang. Zweitens: erlebbare sowie greifbare Digitalisierung und Innovation. Beispiele zum Anfassen – und Nachmachen. Drittens: ein völlig neues Event-Erlebnis mitten im Stadtgeschehen Kölns, das begeistert.

Herr Jerger, die Digital X richtet sich an den deutschen Mittelstand, also an die Mitglieder Ihres Verbandes. Wie würden Sie einem Unternehmer bzw. einer Unternehmerin darlegen, dass der Besuch dieser Veranstaltung für ihn oder sie von Vorteil ist?
Markus Jerger:
Ich würde ihm oder ihr klarmachen, dass Digitalisierung heute keine Frage mehr des Ob ist, sondern nur des Wie. Wer digitalisiert, brilliert. Wer nicht digitalisiert, der verliert. Gerade in der Corona-Pandemie haben sich Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad als deutlich resilienter erwiesen. Die Krise hat hier wie ein Katalysator gewirkt. Genau aus diesem Grunde unterstützen wir unsere Mitglieder seit langem so praxisnah wie möglich bei ihrem Transformationsprozess, etwa durch das von unserem Verband geleitete Mittelstand-Digital Zentrum Berlin.

Herr Rickmann, Hauptthema ist auch in diesem Jahr die digitale Transformation des Mittelstands. Kann man am Digital-X-Award – bzw. an den Jury-Entscheidungen – ablesen, mit welchen digitalen Megatrends sich die deutschen Mittelständler auseinandersetzen müssen?
Hagen Rickmann:
Absolut! Vor allem für solche Mittelständler, die vielleicht noch am Anfang ihrer digitalen Reise stehen. Für sie sind die innovativen Megatrends der Welt zuweilen weit entfernt und kaum greifbar. Die Award-Gewinner haben diese neuen Technologien und Trends bereits in die Realität und für den Mittelstand übersetzt. Das bedeutet: Sie sind wertvolle Best Practices, von denen viel gelernt werden kann.

Auf welche Probleme stoßen mittelständische Unternehme bei der Digitalisierung? Oder anders gefragt: Was macht eine digitale Anwendung mittelstandstauglich?
Markus Jerger:
Sie muss einfach, sicher, kostengünstig, schnell implementierbar und vor allem anwenderfreundlich sein. Digitalisierung darf nicht zusätzlichen Druck bedeuten, sondern muss Erleichterung sein. Mittelständler haben nicht immer die Ressourcen, sei es finanziell oder personell, um ExpertInnen und große Digitalisierungsprojekte einzusetzen oder aufwendige Schulungen durchzuführen.

Gerade in der Corona-Pandemie haben sich Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad als deutlich resilienter erwiesen.

Markus Jerger

Trotz einer Vielzahl an wirtschaftspolitischen Baustellen diskutiert Deutschland intensiv über Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Was kann die Digitalisierung dazu beitragen? Gibt es bereits Lösungen für den Mittelstand?
Hagen Rickmann:
Digitalisierung ist ein essenzieller Bestandteil – sie kann bis zu 60 Prozent zur Erreichung des deutschen Klimaziel 2030 beitragen. Denn wo immer Digitalisierung erfolgreich implementiert wird, können Prozesse automatisiert, Effizienzen erhöht und letztlich Emissionen eingespart werden. Wir erweitern unser Portfolio kontinuierlich um weitere Lösungen, die zur Nachhaltigkeit der Unternehmen beitragen, seien es einheitliche Kollaborationslösungen oder Mietmodelle für Endgeräte. Gerade kürzlich haben wir den Microsoft Sustainability Manager an den Start gebracht – eine Digitale Nachhaltigkeitslösung aus der Cloud, die Geschäftskunden beim Erreichen der eigenen Klimaziele sowie bei der Dokumentation unterstützt.

In den letzten Jahren ist die digitale Wirtschaft in Deutschland stark gewachsen. Ist der Mittelstand vielleicht schon viel digitaler, als es den Anschein hat?
Markus Jerger:
Einzelne Schwalben, so erfreulich sie sind, machen noch keinen Digitalisierungssommer. In puncto Digitalisierung besteht im deutschen Mittelstand noch immer erheblicher Nachholbedarf gegenüber den Großunternehmen. Das gilt leider auch für Deutschland insgesamt: Wir liegen im europaweiten Vergleich auf Platz 12. Um den Rückstand aufzuholen, müssten wir Investitionen von mehr als fünf Prozent des BIP tätigen – tatsächlich sind es gerade einmal 1,4 Prozent. Deshalb sind Initiativen wie der Digital-X-Award so wichtig, um den Digitalisierungsprozess zu beschleunigen.

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