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01.08.2022

Der Einkauf als CO2-Wertschöpfer

Markt und Politik werden in Zukunft CO2-Reduktionen in der Lieferkette verlangen.

Autor: Dr. Sebastian Moritz, Dr. Maximilian Zott

Der Einkauf steht vor komplexen neuen Herausforderungen, da er die Lieferanten über Anreize zu grüneren Produkten bewegen muss.

Der Druck auf Unternehmen, über eine signifikante Reduktion ihrer CO2-Emissionen einen maßgeblichen Beitrag zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu leisten, wächst stetig. Der Großteil des Ausstoßes der meisten Unternehmen besteht aus Scope-3-Emissionen, also jenen, die durch Herstellung, Transport und Nutzung des Produktes freigesetzt werden. Diese Emissionen werden fast vollständig von der Lieferkette verursacht. Der Einkauf ist somit von zentraler Bedeutung, um die CO2-Bilanz eines Unternehmens zu verbessern.

Vergleichbarkeit muss neu definiert werden

Als Startpunkt bietet es sich an, qualitative Kriterien zu berücksichtigen. Hat ein Lieferant heute bereits Transparenz über seine Emissionen? Hat der Zulieferer sich zur Klimaneutralität verpflichtet und einen Plan zur Umsetzung? Allein die Einführung dieser Kriterien wird das Augenmerk der Lieferanten auf Nachhaltigkeit legen, kann aber dennoch nur ein allererster Schritt sein. Spannend wird es, sobald der Einkauf Konsequenzen zieht, wenn solche Kriterien nicht erfüllt sind.

Lieferantenanreize über einen CO2-Preis setzen

Vorreiter bepreisen schon heute die Emissionen ihrer Lieferanten mit einem internen Preis-Äquivalent pro Tonne CO2. Lieferanten, die entsprechend mehr CO2 als ihre Wettbewerber verursachen, erhalten so einen „Malus“ in der Vergabeentscheidung, wohingegen Lieferanten mit grünen Produkten ein „Bonus“ gewährt wird. Dieser monetäre Bonus oder Malus entspricht einer Zahlungsbereitschaft für CO2-Reduktionen und wird mit dem Angebotspreis verrechnet, sodass Lieferanten anhand eines um die CO2-Kosten adjustierten Preises verglichen werden. Unternehmen geben also nicht nur an, dass sie den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferanten qualitativ berücksichtigen, sondern sie kommunizieren verbindlich, wie viel teurer ein Produkt sein kann, das eine Tonne CO2 weniger produziert. So werden klare Anreize gesetzt, schon heute in grüne Lösungen zu investieren.

Die Herleitung des richtigen internen CO2-Preises ist erfahrungsgemäß nicht trivial. Über Benchmark-Verfahren können allerdings initiale Preise abgeleitet werden, die dann über die Zeit den wahren CO2-Kosten des Unternehmens angenähert werden müssen.

Viele Unternehmen haben bereits öffentlichkeitswirksam CO2-Einsparziele publiziert – auch für die Emissionen der Lieferkette. Absichtserklärungen allein sorgen aber nicht für Einsparungen. Diese kann und muss der Einkauf realisieren, indem gegenüber Lieferanten die richtigen Anreize gesetzt werden. Der Einkauf wird so zu einem echten CO2-Wertschöpfer.

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