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Unternehmertum
27.04.2022

Situation deutscher Wirtschaft nicht allein Schuld des Ukraine-Krieges

Die deutsche Wirtschaft leidet unter steigenden Energiepreisen, gestörten Lieferketten, zunehmendem Rohstoffmangel – und nun zusätzlich unter den Auswirkungen des Ukraine-Krieges.

„Natürlich belastet ein solcher Konflikt mitten in Europa die konjunkturelle Lage erheblich. Doch viele Ursachen der derzeitig schwierigen wirtschaftlichen Situation unseres Landes liegen tiefer“, erklärt Professor Dr. Henning Vöpel, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW. „Sie sind vielmehr Ausdruck einer über Jahre verschleppten Transformation, die letztendlich das Wachstums- und Innovationspotential der deutschen Unternehmen vermindert hat und uns nun in unserer Anpassungsfähigkeit beschränkt.“

Der Wissenschaftliche Beirat des Mittelstandverbandes sieht in den nächsten Monaten große Herausforderungen auf die kleinen und mittelgroßen Unternehmen zukommen, sollte die Politik nicht handeln. „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer wissen nicht, wie es so weitergehen soll. Die Regierung muss den Mittelstand kurzfristig und gezielt entlasten, um dauerhafte Schäden zu vermeiden“, fordert Vöpel ausdrücklich. Sollte es zu einem zusätzlichen Energieembargo kommen, würden die Auswirkungen für die Unternehmen und die gesamte Volkswirtschaft deutlich zu spüren sein.

Das zuletzt beschlossene Entlastungspaket der Bundesregierung trifft daher auf Zustimmung im Mittelstand. „Insbesondere der Kostenzuschuss zur temporären Dämpfung des Erdgas- und Strompreisanstiegs kann energieintensiven Unternehmen dabei helfen, die Produktion und damit einhergehende Wertschöpfungs-prozesse weiterzuführen. Doch die Preise signalisieren eben auch Knappheit. Die Kosten können zwar umverteilt, müssen aber letztlich als Gesellschaft getragen werden“, so Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik (cep), weiter. Die deutsche Wirtschaft müsse daher strukturell gestärkt werden.

Vöpel: „Die Rückkehr der Inflation, schwindende Verteilungsspielräume und die gewaltigen Transformationsaufgaben erfordern ein Jahrzehnt neuer Angebotspolitik. Nur so lassen sich die zunehmenden gesellschaftlichen Zielkonflikte überwinden.“ Von überhasteten Unabhängigkeitsbestrebungen im Energiesektor hält er nichts: „Diversifizierung erhöht die Resilienz, reine Autarkie kostet nur Wohlstand.“ Doch Deutschland brauche nicht nur mehr Lieferanten für Energie, sondern auch eine ganzheitliche Rohstoffstrategie werde notwendig sein.

Weitere Informationen zum Wissenschaftlichen Beirat

Pressemitteilung 19/22 Wissenschaftlicher Beirat  pdf / 143,4 KB

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