Schon jetzt lässt sich sagen, dass Gaia-X einzigartig ist. Mit dem Projekt schlägt die deutsche Bundesregierung gemeinsam mit der französischen Regierung ein Konzept für eine europäische Dateninfrastruktur vor. Erstmals öffentlich präsentiert auf dem Digitalgipfel vergangenen Jahres, soll Gaia X die europäischen Staaten, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger in einem digitalen Ökosystem miteinander vernetzen. Konkret soll eine Interoperabilität zwischen Cloud-Anbietern geschaffen werden. Das führt dazu, dass einerseits Daten und Dienste besser verfügbar gemacht und unter hohen Datenschutzstandards geteilt werden. Während aktuell kleine und mittelgroße Cloud-Anbieter schnell an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und somit nicht langfristig wettbewerbsfähig sind, schaffen gemeinsame Standards neue Möglichkeiten zum Beispiel für das Trainieren von Künstlicher Intelligenz.
Gaia X soll laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Kern drei Mehrwerte schaffen:
Alle drei Ziele sind für die europäische digitale Transformation von zentraler Bedeutung. Bahnbrechende Innovationen der Digitalwirtschaft kamen zuletzt weniger aus Europa und auch bei der Datensouveränität zieht die europäische Datenschutzgrundverordnung gegenüber dem amerikanischen Cloud-Act in der Regel den Kürzeren. Des Weiteren wird seit Jahren in Debatten darüber gestritten, wie Datensilos aufgebrochen werden können und es zu mehr Datenverfügbarkeit kommt.
Eine staatlich geförderte Cloud-Infrastruktur, die sich durch Open-Source und Datenschutz auszeichnet, ist für Europa ein wichtiges Signal. Sollten die drei genannten Ziele erreicht werden, bestünde die Möglichkeit sich schrittweise von der Abhängigkeit von amerikanischen und chinesischen Tech-Giganten zu emanzipieren. Doch können diese Ziele erreicht werden? In der Fachpresse werden die Erfolgsaussichten dieses Projektes überwiegend skeptisch beurteilt. Zwar ist GAIA-X kein Konkurrenzprodukt zu bereits existierenden Angeboten, sondern vielmehr eine vernetzende Innovationsplattform bestehender Cloud-Anbieter. Doch damit das Projekt zum Erfolg wird, müssen Unternehmen in großer Zahl die auf Gaia-X angebotenen Dienste in Anspruch nehmen. Anders gesagt, wenn das Projekt nicht im Mittelstand ankommt, ist es gescheitert. Immerhin steht das Projekt seit Beginn neuen Partnern auf Anbieter und Anwenderseite gegenüber offen, seien es große Industrieunternehmen, KMUs oder Start-ups. Spannend ist Gaia-X dabei für alle Branchen. Mögliche Use Cases können u.a. sein:
Laut BMWi soll es ab 2021 möglich sein, Cloud Angebote von US-Unternehmen in eine EU-Variante zu migrieren. Selbst die Platzhirsche im Cloud-Markt wie Microsoft, Google und Amazon sind bereits im Projekt involviert oder haben Interesse signalisiert. Ein wichtiger Schritt erfolgte am 4. Juni 2020 mit der Gründung einer internationalen, nicht-gewinnorientierten Organisation nach belgischem Recht. Die „GAIA-X Foundation AISBL“ (Association internationale sans but lucratif) wurde vom deutschen und französischen Wirtschaftsministerium vorgestellt, die den Rahmen für das GAIA-X-Ökosystem gestaltet und zentrale Funktionalitäten bereitstellen wird. In Anlehnung an existierende europäische ,,Non-profit“-Gesellschaften wurde dafür ein gesellschaftsrechtlicher Rahmen skizziert. Der Zweck dieser Organisation verpflichtet die Mitglieder zu deren gemeinsamen Zielen: der Souveränität, der Datenverfügbarkeit, Interoperabilität, Portabilität, Transparenz und der fairen Teilhabe.
Alle interessierten Unternehmen, die ihre domänenspezifischen und technischen Anforderungen einbringen möchten, können mit ihrem Beitrag technischer Expertise in den Arbeitsgruppen oder mit Einreichung neuer Use Cases mitwirken.
Mehr Informationen zu Gaia-X: www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/gaia-x.html
Interessensbekundung zur Mitarbeit per Mail an: contact@data-infrastructure.eu