Carola Busse

Carola Busse

Themen

Unternehmertum
05.04.2022

Carola Busse

Die Geschäftsführerin der Wachsenburg Baugruppe im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Das ist jetzt eine ganz spontane Antwort: Ich glaube, das was mich als Unternehmerin ausmacht, das steckt einfach von klein auf in mir. Bereits als Kind ist es mir gelungen, die Jungen aus der Nachbarschaft zu überzeugen, mit mir Bäume zu erklimmen. Natürlich waren diese Bäume nicht zu groß, und die kleine Herausforderung haben alle mit Freude angenommen.

Sehr früh spürte ich den Drang nach Unabhängigkeit, das Bedürfnis, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Mein größter Traum als junge Architektin bestand in einem eigenen Büro. Mit der Wende 1990 habe ich diesen Traum zielstrebig umgesetzt. Der Gründung des Architekturbüros folgten, entsprechend der jeweiligen größeren Bauaufgabe, die Gründungen der dazugehörenden Baugesellschaften. Aktuell führe ich noch ein Unternehmen mit vier Mitarbeitern, wobei ich immer sagen kann: „Wir sind so groß, wie wir gebraucht werden“.

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen?

Vor meiner Selbstständigkeit als Architektin und Bauunternehmerin hatte ich die Aufgabe, als Investitionsbauleiterin in der Landwirtschaft tätig zu sein. Zu meinem Team gehörten seinerzeit zehn Männer vom Bau. Eine sehr gute Schule. Als „Frau Chefin“ hörte ich zu und lernte auch, dass Dank die beste Investition in ein Team ist.

Der folgende Lernprozess als Unternehmerin nahm kein Ende und ich sprang zunächst allein in das „lauwarme Wasser“. Ich war jung und mit Begeisterung ist es mir gelungen, mich in dieser eigenen Welt der liebenswerten Menschen vom Bau zurecht zu finden. Mein Team an Mitarbeitern im Büro wuchs recht schnell heran und es gab auch die Momente, in denen ich schon überlegen musste, woher nehme ich den Lohn für so circa 30 Angestellte. Erfolge sind gelöste Probleme. Und mit Stolz blicke ich auf die zahlreichen Bauvorhaben, welche bisher im Team und im Netzwerk umgesetzt werden konnten.

Ja, dieser Weg wird kein leichter sein, aber ich würde diesen Weg wieder wählen. Vielleicht hätte ich heute so manche „Abkürzung“ auf dem Schirm, aber bekanntlich ist der Weg das Ziel.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die wegweisendste bezeichnen?

Die beste Wahl war meine Berufswahl und da hatte ich nicht viel Gelegenheit darüber nachzudenken. Meine Selbstständigkeit als Frau und als Unternehmerin, ist mir sehr wichtig. An meiner Seite weiß ich einen kompetenten, starken und toleranten Partner, eine tolle Familie, welche mich alle und in allen Lebenslagen begleiten und unterstützen.

So konnte mein Architekturbüro in den ersten zehn Jahren öffentliche und private Aufträge bearbeiten. Dem folgten zehn Jahre des individuellen Einfamilienhausbau, schlüsselfertig zum Festpreis. Die dann folgende Zeit war für mich eine berufliche Zeitenwende, eine wegweisende Entscheidung war getroffen. Nunmehr widmete ich mich der Entwicklung von besonders herausfordernden Wohnquartieren. Hierbei seien die prämierten Projekte „Die Schottenhöfe“ am Fuße der Krämerbrücke und die „Auenhöfe“ in Erfurt beispielhaft erwähnt.

Bei all meinem beruflichen Engagement sind Familie, Freunde, Hobbys und Mitarbeiter immer ganz nah beieinander. Dank der breiten Unterstützung in der ganzen Familie bleibt Zeit für schöne gemeinsame Urlaube und Zeit dafür, das eigene private Netzwerk zu pflegen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Natürlich ist an der Stelle ein Bauprojekt zu benennen. „Riegel&Reiter“ auf dem Ringelberg in Erfurt; eine Projektentwicklung mit Herausforderungen, ein nachhaltiges Projekt und mit einem Mehrwert für die Stadt Erfurt. Weitere Pläne für Erfurt und Umgebung sind in den Schubladen.

Eine Leidenschaft von mir ist die Einrichtung und Vermietung von Ferienwohnungen und Ferienhäusern. Diese Aufgabe beschäftigt mich mit großer Freude und ständig. Und so nebenbei arbeite ich an der Einrichtung einer neuen Clubgaststätte in unserem Karo-Quartier in Arnstadt.

Als Vereinsvorsitzende im Otto Knöpfer Freundeskreis e. V. und als Ortsteilrätin in Holzhausen bin ich gemeinnützig intensiv beschäftigt.

Welche Botschaft möchte Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

Die Hauptursache für Erfolg ist die Liebe. Liebe setzt Wünsche frei, weckt das kreative Potenzial.

„Genialität ist nichts anderes als die Fähigkeit, sich in seine Wünsche, seine Ziele zu verlieben. Wer keine Ziele im Leben hat, verläuft sich.“

Nikolaus B. Enkelmann

… und ich habe noch richtig viele Ziele, einen Ruhestand möchte ich mir noch nicht vorstellen.

Was schätzen sie am BVMW besonders?

In unserer Region ist der BVMW regelrecht verortet, denn regionale Ansprechpartner sind vor Ort, wenn Hilfe und Unterstützung benötigt wird. Diese Form der kompetenten Mitgliederbetreuung ist für mich beispielgebend und einfach vorbildlich. Wertvoll sind die engen Kontakte in die europäischen Verbindungsbüros. Die überparteiliche Verbandsarbeit garantiert nach meinem Empfinden eine fundierte Sacharbeit durch Expertenrat zu allen wichtigen Themen des Mittelstandes.

Der Bundesverband ist ein Netzwerk des Mittelstandes von Gleichgesinnten, das eine Plattform für eine erweiterte konstruktive Zusammenarbeit und der Schaffung von Synergien für alle Partner bietet – auch und besonders für uns Frauen. Dabei möchte ich mich konstruktiv mit meinen Erfahrungen und Wünschen einbringen. Wie ich zuvor schildern konnte, ist mir als Frau der Erfolg in einer Männerdomäne Bau sehr gut geglückt. Das war für mich immer ganz normal und sollte als Normativ auf breiten Füßen stehen.

Besonders beeindruckend war auch für mich die Begrüßung als neues Mitglied im BVMW und unvergessen sind die mit viel Liebe und Leidenschaft organisierten Veranstaltungen. Ich freue mich auf ein spannendes und kurzweiliges Miteinander in der großen Familie des BVMW.

Infos zur Person

Carola Busse, 61 Jahre, ist Architektin, Gründerin der Wachsenburg Baugruppe und seit 1990 Unternehmerin. Mit ihrem Partner und ihrer Briard Hündin Anny lebt sie am Fuß der Wachsenburg im Bundesland Thüringen.

Unmittelbar nach ihrem Studium 1983 verliebte sie sich in einen verfallenen Fachwerkhof aus dem 17. Jahrhundert, den sie dann sogleich gemeinsam mit ihrem Ehemann erfolgreich sanierte. Sie ist geliebte Tochter und stolze und glückliche Mutter, Schwiegermutter und Großmutter. Seit der Wende ist sie gesellschaftlich und kommunalpolitisch vielseitig engagiert.

Wachsenburg Baugruppe

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