Invest Qatar im Gespräch: Startup Qatar und neue Investitionschancen für deutsche Gründer

Herr Al Naimi, bevor wir ins Detail gehen, könnten Sie sich bitte vorstellen und Ihre Rolle bei Invest Qatar erläutern, insbesondere im Zusammenhang mit der Initiative Startup Qatar?

Hamad Rashid Al-Naimi: Vielen Dank zunächst für die Gelegenheit. Mein Name ist Hamad Rashid Al-Naimi, und ich bin Manager für Strategie bei Invest Qatar, wo unsere Mission darin besteht, Katar als globales Zentrum für Investitionen und Innovation zu positionieren. Eine meiner Kernaufgaben ist die Leitung der Initiative Startup Qatar, ein nationales Programm, das darauf ausgerichtet ist, innovative Startups aus der ganzen Welt anzuziehen und zu unterstützen. Ich arbeite eng mit Regierungsakteuren und dem Privatsektor zusammen, um sicherzustellen, dass internationale Gründer ihre Unternehmen in Katar problemlos gründen und skalieren können. Von politischer Interessenvertretung bis hin zum direkten Austausch mit Gründern – unser Ziel ist es, ein florierendes Startup-Umfeld zu schaffen, das mit den Diversifizierungszielen der katarischen Wirtschaft im Einklang steht.

Warum Katar? Was macht das Land zu einem attraktiven Standort für Startups aus aller Welt, und welche spezifischen Vorteile bietet das katarische Innovationsökosystem internationalen Gründern, insbesondere aus Deutschland?
Katar bietet eine einzigartige Mischung aus globaler Wettbewerbsfähigkeit und regionaler Führungsrolle, die es zu einem herausragenden Ziel für Startups macht. Weltweit gehört das Land zu den Top Drei in den Bereichen Sicherheit und Schutz und liegt auf Platz 2 beim Thema Gesundheit und Wohlbefinden von Expats. Damit bietet Katar eine außergewöhnliche Lebensqualität für Gründer und ihre Teams. Diese Platzierungen spiegeln Katars Engagement wider, ein stabiles, unterstützendes Umfeld für Unternehmen und Innovation zu schaffen.

Aus politischer Sicht führt Katar die GCC-Region in Bezug auf Auslandsinvestitionen an – Platz 1 in der Region für Investitionspolitik (EIU 2025). Dazu gehören vereinfachte Lizenzierungen, null Prozent Körperschaftssteuer für qualifizierte Startups und die vollständige Rückführung von Gewinnen. Für deutsche Gründer werden diese unternehmensfreundlichen Maßnahmen durch Katars strategische Lage und erstklassige Infrastruktur ergänzt, was das Land zu einem idealen Sprungbrett für regionale und globale Expansion macht.
Katar belegt außerdem Platz 1 in der GCC-Region in der universitären-industriellen Forschungskooperation (WIPO 2024) und unterstreicht damit sein Bekenntnis zu Innovation und Wissenstransfer. Dies ist besonders relevant für Startups in den Bereichen Hochtechnologie, Industrie und Fertigung – Sektoren, in denen deutsche Expertise eng mit Katars nationalen Prioritäten übereinstimmt.

Im Zentrum des Startup-Ökosystems steht Startup Qatar – eine nationale Plattform, die Schlüsselakteure zusammenbringt, um Markteintritt, Lizenzierung, Finanzierung und Wachstum zu erleichtern. Innerhalb dieses Rahmens bietet das Startup Qatar Investment Programme Finanzierungen von bis zu 5 Millionen USD für etablierte Startups, die nach Katar expandieren, und bis zu 500.000 USD für Startups in der Frühphase, die sich in Katar niederlassen wollen.
Für deutsche Gründer bietet dieses Ökosystem insbesondere einen klaren Weg zur Skalierung in einem stabilen, innovationsorientierten Markt, der langfristige Partnerschaften und globale Zusammenarbeit schätzt.

Katar hat kürzlich sein 1-Milliarde-USD-Investitionsanreizprogramm gestartet, um globale Unternehmen anzuziehen und zu unterstützen. Was sind die zentralen Bestandteile dieser Initiative, und wie können insbesondere deutsche KMU und Startups davon profitieren?
Das Invest Qatar Incentives Programme ist darauf ausgelegt, Katar zu einem der attraktivsten Standorte für strategische Investitionen in der Region zu machen. Im Kern bietet es eine Rückerstattung von bis zu 40 % der förderfähigen lokalen Investitionskosten über einen Zeitraum von fünf Jahren. Dazu gehören Ausgaben für Unternehmensgründung, Infrastruktur, Ausrüstung, Büroflächen und Personalkosten – ein besonderer Vorteil für deutsche KMU, die schnell und effizient in der Region expandieren möchten.
Was das Programm besonders macht, sind maßgeschneiderte Standardpakete für vorrangige Sektoren, die mit Katars Dritter Nationaler Entwicklungsstrategie im Einklang stehen. Dazu gehören:

• Hochindustrien wie Pharmazeutik, Automobil und Luft- und Raumfahrt
• Logistik, einschließlich Re-Export und Automatisierungsinfrastruktur
• Technologie mit Schwerpunkt auf KI, Cybersicherheit und Cloud-Computing
• Finanzdienstleistungen, insbesondere Asset Management und Fintech

Der Bewerbungsprozess wird über das digitale Portal Invest Qatar Gateway abgewickelt, das die Prüfung der Förderfähigkeit und die Einreichung vereinfacht. Über die finanzielle Unterstützung hinaus ist das Programm strategisch darauf ausgelegt, Innovation zu fördern, hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen und langfristige Partnerschaften zu stärken. Es geht nicht nur darum, Investitionen anzuziehen, sondern Partnerschaften aufzubauen, die Katars Übergang zu einer wissensbasierten Wirtschaft unterstützen.

Das German Mittelstand GCC Office als offizielles Hauptquartier des BVMW in der Golfregion arbeitet eng mit dem Ministerium für Handel und Industrie, Invest Qatar, QFC, QFZ und QRDI zusammen, um langfristige Brücken zwischen deutschen KMU und dem katarischen Markt zu bauen. Wie sehen Sie die Rolle solcher institutionellen Partnerschaften für die bilaterale Startup-Zusammenarbeit?
Institutionelle Partnerschaften wie die mit dem German Mittelstand GCC Office sind entscheidend. Sie fungieren als vertrauenswürdige Vermittler, die lokales Wissen bereitstellen, kulturelle Abstimmung erleichtern und strukturierte Interaktionen zwischen den Akteuren ermöglichen. Wir sehen unsere Partnerschaft mit dem BVMW als eine langfristige Brücke, die nicht nur deutsche KMU und Startups nach Katar bringt, sondern sie auch befähigt, dort zu skalieren. Sie spiegelt auch unser Engagement für eine kooperative Wirtschaftsdiplomatie wider, bei der Unternehmertum zu einem beidseitigen Kanal für Innovation, Investitionen und Wirkung wird.

Nach der Erfolgsgeschichte des German Startup Pavilion auf dem Web Summit Qatar 2025, organisiert vom BVMW GCC Office, wie bewerten Sie die kommende Ausgabe 2026 als strategische Plattform? Welche Rolle spielen solche Initiativen für die Mission von Invest Qatar, und was können deutsche Startups von einer Teilnahme erwarten?
Der German Startup Pavilion ist zu einem Eckpfeiler unseres Engagements mit der deutschen Innovationsgemeinschaft geworden. Auf dem Web Summit Qatar 2025 zeigte er die Stärke und Vielfalt des deutschen Unternehmertums, und wir erwarten, dass die Ausgabe 2026 an dieses Momentum anknüpft. Für Invest Qatar sind solche Plattformen strategisch – sie verstärken unsere Reichweite, ziehen vielversprechende Startups an und festigen Katars Position als Tor zur Region. Für die Ausgabe 2026 sehen wir den Pavilion als strategischen Anker, um die bilateralen Beziehungen zu vertiefen und konkrete Ergebnisse zu schaffen. Deutsche Startups können bei einer Teilnahme an der Ausgabe 2026 mit hoher Sichtbarkeit bei regionalen Investoren und Unternehmen, direktem Austausch mit katarischen Akteuren und Regulierungsbehörden sowie Zugang zu exklusiven Briefings und kuratierten Networking-Gelegenheiten rechnen. Wir freuen uns darauf, deutsche Startups und Unternehmer auf dem Web Summit Qatar 2026 willkommen zu heißen.