Peter Fraensemeier
Die Leiterin des Kompetenzforums Personal und Führung des BVMW-Beratungsnetzwerkes im Interview
Wer inspiriert Sie in Ihrer Arbeit?
Mich inspirieren Menschen, die HR nicht als Verwaltungsapparat, sondern als Gestalterin von Zukunft begreifen. Menschen, die nicht auf Applaus warten, sondern handeln – mit Haltung, Mut und strategischem Blick.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Ich beschäftige mich aktuell intensiv mit der Frage, wie HR echte Zukunftsfähigkeit gestalten kann – jenseits von Buzzwords und Wohlfühlfloskeln. Drei Themen treiben mich besonders um:
Was hat Sie motiviert, im Beratungsnetzwerk und insbesondere in einem Kompetenzforum des Beratungsnetzwerks mitzuwirken bzw. sich zu engagieren?
Das Beratungsnetzwerk und insbesondere die Kompetenzforen bieten Raum für Erfahrungsaustausch und gemeinsames Lernen. Hier treffe ich auf Kolleg:innen, die nicht auf den nächsten Trend warten, sondern selbst Impulse setzen.
Was war die Beratung, die Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben ist und warum?
Es war weniger eine Beratung, sondern eher meine eigene Systemische Coaching Ausbildung. Diese Zeit war für mich ein Perspektivwechsel. Ich habe gelernt, zuzuhören, ohne sofort zu bewerten. Fragen zu stellen, die wirklich bewegen und vor allem: die eigene Haltung zu reflektieren.
Was wäre der aus Ihrer Sicht wertvollste Tipp, den Sie Ihren Kundinnen und Kunden geben würden?
Denken Sie HR ganzheitlich und strategisch. Dazu gehört die wirksame Verbindung von Unternehmenskultur, für alle spürbar gelebte Werte und klare Führungsgrundsätze sowie echte Dialogformate.
Wie sieht aus Ihrer Sicht eine Beratung von morgen aus?
Beratung von morgen ist hybrid, datenbasiert, digital unterstützt – und bleibt menschlich. Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Beratung, heute wie morgen Dialog, Empathie und Kontextverständnis braucht.
Im Rahmen unseres „This-or-That“-Formats haben wir Annette Näher gebeten, bei drei strategisch relevanten Themen eine klare Position zu beziehen. Ihre Antworten bieten einen kompakten Einblick in zentrale Fragestellungen zum Thema Personal und Führung und zeigen, welche Schwerpunkte und Prioritäten die Arbeit ihres Kompetenzforums und damit die strategische Ausrichtung maßgeblich prägen.
Remotework oder Präsenzarbeit:
Welche Arbeitsform würden Sie persönlich als Geschäftsführerin bevorzugen – und warum? Unterscheidet sich Ihre Präferenz als Angestellte oder Angestellter, und wenn ja, warum?
Ich stehe ganz klar für einen „Sowohl-als-auch“-Ansatz – mit klarem Blick auf Kontext und Ziel.
Als Geschäftsführerin schätze ich die Flexibilität und Effizienz von Remote-Arbeit, gerade in Beratungs- und Kreativprozessen. In meinem Team praktizieren wir z. B. auch „Workation“. Gleichzeitig braucht es Präsenzräume für echten Dialog, Beziehungspflege und kulturelle Verankerung. Arbeitsformen müssen zum persönlichen Arbeitsstil, zur Aufgabe, zum Kontext und zur Unternehmenskultur passen. Mein Appell an Mitarbeitende lautete stets: „Wenn das Arbeitsergebnis stimmt, ist es mir egal, von wo aus gearbeitet wird.“ Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht – vorausgesetzt, es herrscht Vertrauen, Organisation, klare Absprachen und ein funktionierender Informationsfluss.
Natürlich dürfen betriebliche Interessen nicht hinten anstehen. Wer hohe Freiheitsgrade hat, muss auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein mitbringen. Als angestellte Personalleiterin war ich überwiegend und gerne vor Ort – Präsenz zeigt Haltung, und manche Gespräche gehören schlicht an den Tisch.
Festangestelltes oder befristetes Personal:
Wenn es keine Vorgaben gäbe, würden Sie festangestelltes oder befristetes Personal bevorzugen – und warum? Gibt es darüber hinaus weitere Anstellungsformen, die Sie empfehlen würden?
Die Denke in reinen Anstellungsverhältnissen ist für mich nicht mehr zeitgemäß, da zu kurz gesprungen. Wer sich flexibel aufstellen und situativ das beste Know-how vom Markt holen will, muss zusätzlich in anderen Formaten denken: Arbeitnehmerüberlassung, Freelancing, Interimsmanagement – und hybride Modelle.
Ich selbst habe vier Jahre in einem Teilzeitangestelltenverhältnis als Personalleiterin gearbeitet – drei Tage angestellt, zwei Tage selbstständig. Das hat funktioniert. Solche hybriden Modelle fördern Mitarbeiterbindung, weil man Kompetenzen über das Arbeitsverhältnis hinaus einbringen und ausleben kann.
Mein Impuls: Es geht nicht um fest oder befristet – sondern um den perfekten Match aus Kompetenz, Persönlichkeit und Format.
Headhunting oder klassische Stellenausschreibung:
Wenn Sie sich für eine der beiden Methoden der Kandidatensuche entscheiden müssten, welche würden Sie empfehlen – und warum? Gibt es darüber hinaus weitere Methoden, die Sie empfehlen würden?
Die Wahl der Recruiting-Methode hängt stark von den internen Ressourcen und dem Zielprofil ab. Gerade bei Schlüsselpositionen geht es nicht mehr nur um den Abgleich von Qualifikationen, sondern um den kulturellen Fit und die Passung zur Teamdynamik.
Der Einsatz von KI im Bewerbungsprozess kann zwar Effizienz bringen, ist aber beim qualitativen Matching oft kontraproduktiv. Die entscheidenden Nuancen erkennt man nicht im Algorithmus, sondern im Gespräch – und in der Mühe, Persönlichkeit und Haltung zu greifen. Dieser Prozess braucht Zeit, Erfahrung, Methodenkompetenz und echtes Interesse am Menschen. Wenn ein Unternehmen diese Tiefe selbst nicht leisten kann, empfehle ich den Einsatz von Headhuntern mit Branchenkenntnis und regionalem Fußabdruck.
Annette Näher
Die Personalmanufaktur GmbH
https://www.diepersonalmanufaktur.de/