Eurodrohne KI generiert

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06.10.2025

Auf dem Vormarsch: der Aufstieg unbemannter Luftfahrzeuge (UAV)

Unbemannte militärische Luftfahrzeuge als Chance und Herausforderung für Deutschlands Mittelstand

Autor: Markus Krüger

Seit dem Krieg in der Ukraine und den Konflikten im Nahen Osten sind Drohnen zum Symbol einer neuen Art der Kriegsführung geworden. Unter Drohne versteht man jedes Fahrzeug, das ohne Pilot an Bord ferngesteuert oder autonom betrieben wird. Unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) sind folglich Drohnen, die fliegen. Der weiter gefasste Begriff unmanned aerial system (UAS) bezieht sich auf das Gesamtsystem aus Fluggerät, Bodenstation, Flugsteuer‑ und Missionscomputer, Sensoren, Navigations‑ und Kommunikationsmodulen sowie Kamera‑ und Datenübertragungssystemenmarkzetter.com.

Moderne UAS bieten dank starker Miniaturisierung und neuer Werkstoffe hohe Leistungsfähigkeit auf kleinstem Raum markzetter.com. Diese Eigenschaften – gepaart mit preiswerten, einfach zu bedienenden Systemen – haben dazu geführt, dass mittlerweile sogar kommerzielle Multikopter für militärische Zwecke eingesetzt werden. Für die Sicherheits‑ und Verteidigungsindustrie entsteht dadurch ein riesiger Markt: Laut einer aktuellen Studie wird der globale Militärdrohnen‑Markt von 2024 bis 2030 jährlich zwischen 7,6 % (MarketsandMarkets) und 13,9 % (Grand View Research) wachsen und einen Umsatz zwischen 22,8 und 87,6 Mrd. USD erreichen marketsandmarkets.comgrandviewresearch.com.

Für mittelständische Zulieferer ist diese Entwicklung gleichermaßen Chance und Herausforderung. Der vorliegende Artikel analysiert die aktuelle Lage, diskutiert die Bedrohung durch Drohnen und die Schwierigkeiten ihrer Abwehr, beleuchtet den Wandel der Kriegsführung und zeichnet ein Bild des globalen und europäischen Markts. Abschließend wird aufgezeigt, welche Zulieferpotenziale und Kernkompetenzen sich daraus für den deutschen Mittelstand ableiten lassen.

Die aktuelle Lage: Wachstumsmärkte und internationale Programme

Dynamischer Weltmarkt

Mehrere Marktanalysen erwarten in den kommenden Jahren starkes Wachstum im Bereich unbemannter militärischer Luftfahrzeuge. Grand View Research schätzt den weltweiten Militärdrohnen‑Markt 2024 auf 40,53 Mrd. USD und erwartet bis 2030 eine Verdopplung auf 87,63 Mrd. USD, getrieben durch steigende Verteidigungsbudgets, die wachsende Nachfrage nach Aufklärung (ISR) und den Einsatz von Präzisionswaffen grandviewresearch.com. MarketsandMarkets kommt auf einen kleineren Ausgangswert (15,23 Mrd. USD), prognostiziert aber eine deutliche Steigerung auf 22,81 Mrd. USD bis 2030 marketsandmarkets.com. Unabhängig von der Methodik sind sich die Studien in der Richtung einig: der Markt wächst.

Auch die Zulieferseite expandiert: Der globale Markt für Drohnenkomponenten (Flugrahmen, Motoren, Sensoren, Steuerungen etc.) wird laut TechSciResearch von 42,4 Mrd. USD im Jahr 2024 auf 94,9 Mrd. USD im Jahr 2030 anwachsen. Treiber sind neben militärischen Anwendungen besonders der Boom kommerzieller Einsätze (Landwirtschaft, Bau, Logistik) und der technologische Fortschritt bei Batterien, leichten Verbundwerkstoffen, Mini‑Prozessoren und leistungsfähigen Elektromotoren techsciresearch.com.

Europäische Souveränitätsprojekte

Europa will sich im Bereich unbemannter Systeme von Importen unabhängig machen. Mit der Eurodrohne (European MALE Medium Altitude Long Endurance RPAS) entsteht seit 2021 ein Vier‑Nationen‑Programm unter der Führung von Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Ziel ist es, eine eigene technologische Basis zu schaffen, um Aufklärungs‑ und Luftnahunterstützung in mittlerer Höhe über viele Stunden leisten zu können. Durch gemeinsame Entwicklung, Beschaffung und Betrieb sollen Kosten geteilt und Effizienzsteigerungen erzielt werden. Laut Bundesverteidigungsministerium werden die Anforderungen an elektro‑optische, Infrarot‑ und Radarsensorik sowie an eine präzise und reaktionsschnelle Luftnahunterstützung erfüllt. Der Europäische Verteidigungsfonds und PESCO sollen das Projekt unterstützen bmvg.de.

Die Eurodrohne steht stellvertretend für eine Reihe multinationaler Rüstungsprojekte, die Europas Souveränität stärken sollen. Für Zulieferer entsteht dadurch die Chance, in europäischen Wertschöpfungsnetzwerken Fuß zu fassen. Gleichzeitig erfordert die Teilnahme die Erfüllung strenger Qualitätsstandards und die Bereitschaft, sich an gemeinsamen Normen zu orientieren.

US‑Initiativen und der weltweite Trend zu „attritable“ UAVs

Die USA treiben mit dem Replicator‑Programm den massenhaften Einsatz günstiger, autonomer Drohnen voran. Die erste Iteration („Replicator 1“) will bis Juli 2025 tausende attritable Systeme beschaffen – also Fluggeräte, die so kostengünstig sind, dass ihr Verlust im Gefecht vertretbar bleibt airandspaceforces.com. Replicator 2 soll sich der Drohnenabwehr widmen und kosteneffiziente Gegenmaßnahmen entwickeln nationaldefensemagazine.org. Hier werden Erfahrungen aus der Ukraine integriert, wo Software‑Updates alle drei bis vier Wochen nötig sind, um der schnellen Innovationsschleife standzuhalten airandspaceforces.com.

Der globale Trend geht daher in zwei Richtungen: große, ausdauernde MALE‑Systeme wie die Eurodrohne und zugleich zahlreiche kleine, verhältnismäßig billige Drohnen, die in Schwärmen oder als „kamikaze“‑Drohnen zum Einsatz kommen. Beide Segmente eröffnen vielfältige Zulieferchancen.

Das Problem der Drohnenabwehr – wo stehen wir?

Schwierige Bedrohungslage

Drohnen sind für Militärs und Regierungen attraktiv, weil sie den Einsatz von Menschenleben reduzieren und strategische Überlegenheit liefern. Für Abwehrsysteme stellen sie jedoch eine wachsende Herausforderung dar. Ein Bericht der US‑Heritage Foundation warnt, dass die Technologieentwicklung bei gegnerischen Drohnen „schneller voranschreitet als die Gegenmaßnahmen“. Es fehle an integrierten Erkennungs‑ und Bekämpfungssystemen – dadurch entstünden Sicherheitslücken für Personal und kritische Infrastruktur heritage.org. Kleine handelsübliche Multikopter können Radarsysteme unterfliegen, und Massenangriffe drohen vorhandene Abwehrbatterien zu überfordern.

Die Kostenasymmetrie ist dabei besonders problematisch: In der Ukraine werden günstige Quadrokopter mit hochpreisigen Luftabwehrraketen bekämpft – ein 200‑Dollar‑Quadrokopter wurde in einem Beispiel mit einer Patriot‑Rakete für drei Millionen Dollar abgeschossen heritage.org. Diese unhaltbare Kostenrelation zwingt Staaten dazu, billige und flexible Abwehrmaßnahmen zu entwickeln.

Technische Gegenmaßnahmen und ihre Grenzen

Aktuell verfügbare Systeme lassen sich in drei Gruppen einteilen:

  • Kinetische Abwehr: Gewehr‑ oder Raketenbasierte Systeme wie das britische Lightweight Multirole Missile (LMM) oder das US‑Programm APKWS werden gegen kleine Drohnen eingesetzt heritage.org. Sie sind wirkungsvoll, aber teuer und eignen sich nicht gegen Schwärme.
  • Elektronische Kriegführung: Störsender und Spoofing‑Geräte können die Verbindung zwischen Drohne und Pilot unterbrechen, was vor allem bei kommerziellen Multikoptern funktioniert. Allerdings entwickeln sich Steuer‑ und Navigationssysteme weiter; autonome Fluggeräte, die ohne GPS auskommen, lassen sich schwerer stören nqdefense.com.
  • Direktenergie‑Waffen: Laser‑ und Mikrowellenwaffen zerstören Drohnen mit Energieimpulsen. Diese Technik hat Potenzial, ist aber aufgrund hoher Energiedichte und Reichweitenbegrenzungen noch nicht flächendeckend einsatzbereit heritage.org.

Eine Expertenumfrage des Bundesverbandes der Deutschen Luft‑ und Raumfahrtindustrie (BDLI) bestätigt den Handlungsbedarf: Zwei Drittel der Befragten verzeichneten illegale Drohnenüberflüge, 90 % sehen in Spionageangriffen gegen militärische Einrichtungen und kritische Infrastruktur die größte Bedrohung bdli.de. Drei Viertel halten die Rechtslage für unzureichend; viele Organisationen betreiben mangels Fachwissen und klarer Regeln keine Detektion bdli.de.

Der BDLI fordert daher eine nationale Task‑Force „Drohnenabwehr“, ein Beschaffungsprogramm für kostengünstige Abwehrsysteme, den Ausbau der europäischen Kooperation, bessere Ausstattung und Ausbildung der Sicherheitsbehörden sowie eine rechtssichere Grundlage für das Eingreifen gegen unerlaubte Drohnenbdli.de. Der Deutsche Industrie‑ und Handelskammertag (DIHK) schlägt vor, die Beschaffung innovativer Güter mit kurzen Innovationszyklen (z. B. Drohnen) zu flexibilisieren und Experimentierlabore zu schaffendihk.de.

Wandel der Kriegsführung – Erfahrungen aus aktuellen Konflikten

Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie stark Drohnen das Gefechtsfeld verändern. Beobachter sprechen vom „Luftraum der niedrigen Höhe“: günstige FPV‑Drohnen kreisen dauerhaft über der Front, spähen Stellungen aus und werfen präzise Granaten. Die US‑Denkfabrik CSIS beschreibt, dass „Drohnen in Schwärmen über die Stellungen der Soldaten jagen“ und gezielt einzelne Soldaten angreifen csis.org. Loitering Munitions („Kamikaze‑Drohnen“) liefern präzise Wirkung, die früher nur teuren Lenkflugkörpern vorbehalten war heritage.org.

Taktisch zwingt die ständige Luftüberwachung zu neuer Deckung und Tarnung; große mechanisierte Verbände werden anfälliger, und der Austausch zwischen elektronischer Kriegsführung und Drohnenentwicklung erzeugt eine rasante „Innovationsspirale“. Zusätzlich kommen unbemannte Systeme auf dem Wasser (z. B. MAGURA‑V5‑USVs) und am Boden zum Einsatz, die sogar strategische Ziele wie Schiffe oder Flugzeuge bedrohen csis.org.

Die Ukraine reagiert auf diese Herausforderungen mit strukturellen Anpassungen: 2024 wurde ein eigenes Unmanned Systems Command eingerichtet, das Piloten schult und die Integration von Luft‑, See‑ und Landdrohnen koordiniert. Für Mittelständler liefert diese Entwicklung zwei Erkenntnisse: Zum einen wächst der Bedarf an spezialisierten Systemen und Komponenten, zum anderen verlangen die Nutzer nach regelmäßigen Software‑Updates, modularen Plattformen und innovativen Konzepten – in kürzeren Zyklen, als die traditionelle Rüstungsindustrie es gewohnt ist.

Strategische und wirtschaftliche Bedeutung für Deutschland

Geopolitische Zeitenwende

Die russische Invasion in der Ukraine markiert für Deutschland eine sicherheitspolitische Zeitenwende. Der DIHK betont, dass die nationale Sicherheits‑ und Verteidigungsstrategie, der Ausbau sicherheitsrelevanter Infrastruktur und beschleunigte Beschaffungsverfahren für Unternehmen von hoher Relevanz sind. Die Wirtschaft müsse sich auf die Gesamtverteidigung vorbereiten – dazu gehören sowohl die Versorgung der Bevölkerung als auch die Zulieferung der Bundeswehr. Die IHK‑Organisation fungiert als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Bundeswehr und unterstützt Unternehmen bei Fragen der Zertifizierung, Vergabe und Zusammenarbeit dihk.de.

In Baden‑Württemberg und anderen Industriebundesländern öffnet die schwächelnde Autoindustrie Spielraum für neue Geschäftsfelder. Zahlreiche Unternehmen ziehen inzwischen Aufträge aus dem Verteidigungsbereich in Betracht. Ein ZDF‑Bericht schildert, dass beim IHK‑Informationstag im Juli 2025 über 350 Mittelständler – statt wie früher zehn – nach Rüstungsaufträgen fragten. Gleichzeitig herrschen moralische Bedenken, und viele Unternehmer brauchen Informationen zu Zertifizierung, Sicherheitsauflagen und Exportregularien zdfheute.de.

Der Verband der deutschen Luft‑ und Raumfahrtindustrie warnt eindringlich vor wachsenden Gefahren durch illegale Drohnenüberflüge und fordert eine nationale Strategie bdli.de. Parallel machen rasant steigende Verteidigungsausgaben die Branche attraktiv: Die EU und Deutschland planen in den kommenden Jahren über eine Billion Euro an Investitionen in Rüstungsprogramme marktundmittelstand.de. Auch Unternehmen wie Bosch und Trumpf prüfen inzwischen die Öffnung zum Defence‑Sektor marktundmittelstand.de. Das Marktvolumen für Anti‑Drohnen‑Systeme soll weltweit von 2,45 Mrd. USD (2024) auf 10,58 Mrd. USD (2030) steigen nqdefense.com.

Europäische Märkte und Regulierung

Für kleine und mittlere UAVs ist Europa ein wichtiger Wachstumsmarkt. Mordor Intelligence erwartet für den europäischen Markt kleiner UAV (sowohl militärisch als auch kommerziell) einen Anstieg von 2,17 Mrd. USD (2025) auf 3,31 Mrd. USD im Jahr 2030 (CAGR 8,75 %) mordorintelligence.com. Der Bericht betont allerdings, dass die komplexen europäischen Zulassungsverfahren (z. B. die Pflicht zur Betriebsgenehmigung in Großbritannien) das Wachstum bremsen mordorintelligence.com.

Für die deutsche Industrie ergeben sich daraus zwei Schlussfolgerungen: Erstens sind exportfähige Produkte unerlässlich, da sich Investitionen allein mit der Bundeswehr kaum amortisieren. Zweitens müssen die Unternehmen rechtzeitig Exportgenehmigungen und Zertifizierungen einplanen und sich auf EU‑weite Normen einstellen. Der DIHK fordert ein europäisches Binnenmarktregime für Sicherheits‑ und Verteidigungsgüter, um die Skalierbarkeit und Konkurrenzfähigkeit der Branche zu erhöhen dihk.de.

Marktpotenziale und Zulieferchancen für den Mittelstand

Die Vielfalt unbemannter Systeme eröffnet einem breit gefächerten Zuliefernetzwerk Chancen. Nachfolgend werden die wesentlichen Wertschöpfungsbereiche skizziert, Kernkompetenzen benannt und konkrete Handlungsfelder für mittelständische Unternehmen beschrieben.

Flugplattform und Antrieb

Unbemannte Systeme benötigen Flugzellen und Antriebe, die leicht, robust und energiesparend sind. Gemäß TechSciResearch treiben leichte Verbundwerkstoffe, hochenergetische Batterien, miniaturisierte Prozessoren und bürstenlose Elektromotoren mit elektronischen Reglern das Marktwachstum techsciresearch.com. Daraus ergeben sich Chancen für:

  • Materialhersteller und -verarbeiter, die Faserverbundstrukturen oder 3D‑gedruckte Leichtbaukomponenten liefern können. Unternehmen aus der Automobil‑ oder Sportartikelindustrie verfügen über Fertigkeiten in Faserverbundtechnik und können diese transferieren.
  • Antriebsspezialisten, insbesondere Hersteller von Elektromotoren, Propellern und Getrieben. Zudem wächst der Markt für Hybrid‑ oder Wasserstoffantriebe sowie für hocheffiziente Batteriezellen.
  • Hersteller von Stromversorgungen und Leistungselektronik, die robuste Leistungselektronik, Bordnetzsysteme oder schnell ladbare Energiewandler entwickeln.

Sensorik, Kommunikation und Elektronik

UAS sind fliegende Plattformen für Sensoren. ISR‑Anwendungen dominieren den Militärdrohnenmarkt mordorintelligence.com. Dazu gehören elektro‑optische, Infrarot‑ und SAR‑Radarsysteme. Außerdem werden GPS‑/Galileo‑Module, Trägheitsnavigationssysteme, Laserentfernungsmesser und Aufzeichnungsgeräte benötigt.

Chancen bestehen für:

  • Optik‑ und Photonik‑Unternehmen, die Kameramodule, Linsen, Laserdioden oder IR‑Detektoren produzieren.
  • Halbleiter‑ und Mikroelektronikhersteller, insbesondere für Spezialprozessoren, FPGAs und Leiterplatten. Der DIHK weist darauf hin, dass China weiterhin das Zentrum der Elektronikfertigung sei und viele Drohnenkomponenten von dort stammen markzetter.com. Europäische Firmen sollten diese Abhängigkeiten verringern.
  • Kommunikationstechnik‑Spezialisten, die Funkmodule, Satcom‑Terminals, datensichere Link‑Systeme sowie kryptografische Hardware bereitstellen.

Software, KI und Autonomie

Der weltweite Trend zu autonomen Systemen erhöht den Bedarf an Künstlicher Intelligenz (KI) und Edge‑Computing. KI‑gestützte Bilderkennung wird in Anti‑Drohnen‑Systemen bereits eingesetzt nqdefense.com; gleichzeitig benötigen autonome Drohnen intelligente Navigationsalgorithmen.

Deutsche Software‑ und KI‑Unternehmen können:

  • Algorithmen zur Objekterkennung, Pfadplanung und Schwarmkoordination entwickeln.
  • Simulations‑ und Testsoftware bereitstellen, die virtuelle Erprobung erleichtert.
  • Cybersicherheitslösungen anbieten, um Kommunikation und Datenverarbeitung zu schützen.

Produktionsausrüstung, Dienstleistungen und Logistik

Drohnenhersteller benötigen Elektronikfertigung (EMS), SMD‑Bestückung, 3D‑Druck, Beschichtungen (z. B. konforme Schutzlacke gegen Temperaturschwankungen markzetter.com), Kabel‑ und Stecksysteme, Testequipment und Zertifizierungsservices. Weitere Felder sind:

  • Wartung und Upgrades: Software‑ und Hardware‑Updates in kurzen Zyklen, Ersatzteilversorgung und Retrofit.
  • Schulung und Simulation: Ausbildung von Piloten und Systembedienern, insbesondere für automatisierte Systeme.
  • Logistik und Ersatzteildistribution: Spezialisierte Speditionen, Lagerhaltung und just‑in‑time‑Lieferung sind für militärische Großprojekte entscheidend.

Anti‑Drohnen‑Technologien und Sicherheitslösungen

Die wachsende Bedrohung durch gegnerische UAVs macht die Drohnenabwehr zu einem eigenständigen Markt. Die BDLI fordert ein nationales Programm für kosteneffiziente Abwehrsystemebdli.de. Potenziale für den Mittelstand liegen in:

  • Sensornetzwerken (Radare, akustische Sensoren, optische Kameras), die Drohnen klassifizieren und deren Position bestimmen.
  • Stör‑ und Spoofing‑Technik sowie Hochfrequenz‑Generatoren.
  • Laser‑ oder Mikrowellensystemen für die Direktenergie‑Abwehr.
  • Netz‑ und Fangmechanismen, die Drohnen physisch ausschalten.
  • Systemintegration und Lagezentren, die verschiedene Erkennungsmethoden zusammenführen (Command‑and‑Control‑Software).

Der Anti‑Drohnen‑Markt wird von 576,7 Mio. USD (2018) auf voraussichtlich 10,58 Mrd. USD (2030) wachsen nqdefense.com. Gleichzeitig beklagen Experten hohe Entwicklungskosten und unklare Rechtslagen nqdefense.com. Hier bieten sich langfristig Partnerschaften mit Behörden und Forschungseinrichtungen an, um gemeinsam Innovationen zu realisieren.

Kernkompetenzen und Anforderungen an mittelständische Zulieferer

Zertifizierung und Qualität

Produzierende Unternehmen, die Komponenten für militärische UAVs liefern wollen, müssen internationale Luftfahrt‑ und Verteidigungsnormen (z. B. EN 9100, AQAP, MIL‑STD) erfüllen. Die DIHK mahnt, dass Vergabeverfahren so gestaltet werden müssen, dass auch innovative Mittelständler Zugang erhalten dihk.de. Gleichzeitig fordert der BDLI eine klare rechtliche Grundlage für Drohnenabwehr bdli.de. Zulieferer sollten sich frühzeitig mit Behörden abstimmen und an Zertifizierungsprozessen teilnehmen.

Innovationsgeschwindigkeit

Drohnen und Gegensysteme unterliegen kurzen Innovationszyklen. Das Replicator‑Programm des US‑Verteidigungsministeriums sieht Software‑Updates im 3‑bis‑4‑Wochen‑Rhythmus vor airandspaceforces.com. Mittelständler müssen daher agile Entwicklungsprozesse etablieren, modulare Produkte gestalten und digitale Zwillinge einsetzen, um die Time‑to‑Market zu verkürzen. Offene Schnittstellen und standardisierte Protokolle erleichtern die Integration in größere Systeme.

Internationale Kooperation

Da die Bundeswehr für Großprojekte allein nicht genug Abnahmevolumen bietet, ist der Zugang zum EU‑Binnenmarkt und zu Exportkunden entscheidend dihk.de. Mittelständler sollten Partnerschaften mit ausländischen Systemintegratoren und anderen Zulieferern eingehen, um ihre Produkte international zu skalieren. Die Eurodrohne zeigt, wie internationale Programme organisiert sind bmvg.de; entsprechende Netzwerke können auf andere UAV‑Projekte übertragen werden.

Fachkräfte und Werteorientierung

Der Umstieg in die Verteidigungsindustrie erfordert Spezialwissen in Luftfahrttechnik, Elektronik und Software. Gleichzeitig sind ethische und gesellschaftliche Fragen zu berücksichtigen. Laut ZDF‑Bericht stellen viele Mittelständler moralische Fragen und möchten nicht als „Kriegsgewinnler“ gelten zdfheute.de. Unternehmer sollten deshalb klare Kommunikationsstrategien und Compliance‑Strukturen etablieren, um ihre Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden und Gesellschaft transparent darzustellen.

Schlussfolgerung: Chancen nutzen, Verantwortung wahrnehmen

Unbemannte militärische Luftfahrzeuge sind mehr als ein Trend – sie prägen die moderne Kriegsführung und bieten zugleich zivilen Nutzen. Für die deutsche Sicherheits‑ und Verteidigungsindustrie eröffnet dies bedeutende Marktchancen, vom Bau der Flugzellen über Sensorik, Autonomie und Kommunikation bis hin zur Drohnenabwehr. TechSciResearch veranschlagt die weltweiten Drohnenkomponenten‑Umsätze bis 2030 auf 94,9 Mrd. USD techsciresearch.com; der Anti‑Drohnen‑Markt wächst sogar noch stärker nqdefense.com.

Um von dieser Entwicklung zu profitieren, müssen mittelständische Zulieferer allerdings Hürden überwinden: Sie brauchen Zertifizierungen, müssen die Innovationsgeschwindigkeit erhöhen und sich international vernetzen. Gleichzeitig sollten sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein, denn die Branche steht im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsinteressen und ethischen Bedenken.

Die Zeitenwende und das Bekenntnis zu einer starken Verteidigung eröffnen deutschen Unternehmen neue Spielräume. Wer die notwendige Expertise in Material‑, Antriebs‑, Sensorik‑, Kommunikations‑ und Softwaretechnologien einbringt und bereit ist, partnerschaftlich mit Behörden und europäischen Partnern zusammenzuarbeiten, kann sich als wichtiger Akteur im Wertschöpfungsnetzwerk unbemannter Luftfahrzeuge etablieren. Für den Mittelstand gilt es jetzt, die Weichen zu stellen – innovativ, verantwortungsvoll und vorausschauend.

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