Starken Frauen im Mittelstand: Erleben Sie die spannenden Geschichten weiblicher Talente aus dem Netzwerk des BVMW.
Astrid Buzin
Die Solo-Entrepreneurin der AB 3plus Consulting GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Nach einigen Jahren Arbeit in der Tourismusbranche war mir klar, dass die Vereinbarkeit von Familie und Job schwierig werden könnte. Immer dann, wenn alle anderen Urlaub machen, darf ich arbeiten. Als ich mit 30 eine Familie gründen wollte, hatte ich den Wunsch, meine eigene Zeitmanagerin zu werden. Der Faktor Zeit war tatsächlich bei mir der Hauptgrund, der mich auf den Weg in die Selbstständigkeit brachte.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Ich würde genau den gleichen Weg gehen. Wenn ich mich gut vorbereitet fühle, gehe ich los. Wie die Dinge sich dann entwickeln, das weiß ich nicht. Ich habe keine Kristallkugel in der Hand. Ich hätte mich damals nicht besser vorbereiten können. Trotzdem hatte ich Startschwierigkeiten.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Die Entscheidung mich SELBST-ständig zu machen. Ich habe gelernt, dass wenn ich den Dingen mit Nachdruck und Konsequenz nachgehe – sie sich zu meinem Wohlgefallen entwickeln. Auch wenn der „Aha-Effekt“ manchmal zeitversetzt kommt.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Der Gang zum Amtsgericht, um den Insolvenzantrag einzureichen. Dieser Gefühls-Cocktail war alles andere als eine süße Pina Colada zu einem romantischen Sonnenuntergang. Ebenso war es die beste Entscheidung, denn ich durfte das Unternehmen weiterführen. Aus einem kleinen insolventen Unternehmen ist somit eine gastronomische Kette mit fünf Filialen gewachsen.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Mindset, Mindset, Mindset. Wie sagen viele Profisportler „Der Erfolg beginnt zwischen den Ohren“. Meine Haltung und meine Einstellung zu den Themen sind maßgeblich daran beteiligt, wie sie sich entwickeln werden.
Neben der persönlichen Weiterentwicklung setze ich mich für eine umweltgerechte Produktion von Konsumgütern ein. Ich unterstütze die NGO „Cradle to Cradle“, die das Konzept der Kreislaufwirtschaft nach Prof. Michael Braungart in die Unternehmen bringt. Unternehmen zahlen beachtliche Umweltsteuern. Diese Steuern könnten gesenkt werden, wenn von Anfang an umweltgerecht produziert wird. Ich beschäftige mich zur Zeit intensiv mit Produktionskreisläufen nach dem Konzept von „Cradle to Cradle“. Warum nicht in Fülle produzieren, wenn es kein toxischer Abfall ist? Ja, das geht!
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Heute als Kommunikationstrainerin: Wenn ich von meinen Seminarteilnehmern Sätze höre wie: „Danke für den positiven Perspektivwechsel.“ oder „Jetzt kann ich das gelassener sehen.“, dann weiß ich, dass ich mein Feuer weitergetragen habe, Dinge mal anders zu betrachten.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Heute arbeite ich mit Freelancern und freien Dozenten zusammen. Früher hatte ich mehrere Filialen und einen eigenen Personalstock von bis zu 30 Mitarbeitern. Female Empowerment fördere ich, in dem ich den dazu benötigten Rahmen gebe, in dem meine Mitarbeiterinnen ihr Potenzial schöpfen können. Damit meine ich z. B. den Arbeitszeitplan. Eine junge Mutter wünscht sich andere Arbeitszeiten als eine 58-jährige Frau, die keine Kinder mehr von der KITA abholen möchte.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unter nehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…
Erwarten? Nichts Konkretes – das erspart mir Enttäuschungen.
Doch natürlich liegt mir das Thema am Herzen: Ich wünsche mir, dass Politik den Boden bereitet, damit unternehmerische Frauen wachsen können. Weniger Papierkram und schlankere Verfahren für Gründerinnen – damit mehr Zeit für das bleibt, was zählt: Ideen umsetzen und Wirkung entfalten.
Den „Rest“ gestalten wir mit Herzblut und eigener Initiative.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
Oh je, nur ein Buch. Es gibt eine Fülle von Büchern, die ich empfehlen kann. OK, es soll nur eines sein – dann sage ich: Anthony Robbins „Das Robbins Power Prinzip“
Ein Buch, das viele Bücher vereint. Es ist für mich ein mentaler Werkzeugkoffer – ein praxisnaher Leitfaden, wie man Selbstführung im Sinne von Denken, Emotionen und Handeln gezielt steuert, um persönliche und berufliche Ziele zu erreichen.
Für mich ein Klassiker für Führungskräfte von morgen. Im Übrigen ist jeder für mich eine Führungskraft – jeder Mensch FÜHRT sein Leben oder?
Und bitte noch eine Randbemerkung: Ich kann für Menschen, die ein „stressfreies Leben“ führen möchten – alle Bücher von Rolf Dobelli empfehlen. Er ist für mich der Meister, wenn es darum geht, komplexe Themen einfach und verständlich wiederzugeben, sodass es im Alltag gelassener einhergeht.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Seit mehr als 20 Jahren besuche ich indigene Volksstämme in den unterschiedlichsten Ländern. Manchmal sitze ich mit den Häuptlingen oder Medizinmännern im Tippi und wir reden über die großen Themen der Menschheit: Glück, Erfolg, Gesundheit…
Diese Menschen inspirieren mich mit ihrer Art und Weise des Denkens immer wieder. Jedes Mal verlasse ich beflügelt und erleichtert das Tippi und denke mir: „Meine Güte, machen wir uns selbst das Leben schwer.“
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Ich bin eine Wildpflanze. Mein großes Hobby sind die „Essbaren Wildpflanzen“. Hier in der Natur liegt meine Akkuladestation. Mehrere Male im Jahr gebe ich dieses Wissen in meinem wilden Garten in Potsdam weiter. Das ist der erdende Ausgleich zu meinen „luftigen“ Kommunikationsseminaren.
Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
Der Soundtrack von James Bond – weil er Abenteuer, Eleganz und Entschlossenheit verkörpert. In der Selbstständigkeit wie in der Führung braucht es Mut, Verantwortung, strategisches Denken und die Fähigkeit, auch in unvorhersehbaren Situationen bei einem Plot Twist ruhig zu bleiben. Außerdem erinnert mich die Musik daran, dass Herausforderungen nicht nur gemeistert, sondern mit Stil gelöst werden können. Nur die Martini-Pausen halte ich etwas kürzer.
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
Bitte nicht falsch verstehen. ICH SELBST. Mein ganzes Leben musste ich schon mit mir auskommen und vermutlich werde ich bis zu meinem letzten Atemzug mit mir auskommen müssen.
Ich habe zum Glück ein familiäres Umfeld, dass mich immer in all meinen Entscheidungen mental unterstützt hat. Das ist nicht selbstverständlich. Doch am Ende des Tages trete ich auf die Bühne und zeige mich mit allen Stärken, Macken und Verletzlichkeiten. Deshalb bin ich mir selbst eine gute Begleiterin.
Es gibt eine Person, die mich jeden Morgen in der Küche, wenn ich meinen Latte trinke, an eine Sache erinnert. Diese Person ist Pippi Langstrumpf und ihr Spruch steht riesengroß auf einem Board an der Wand: Inzwischen ist ihr Satz eines meiner zwei Lebensmotti geworden:
„Ich habe das noch nie gemacht, also weiß ich, dass ich das schaffen werde.“
(Für die Neugierigen, die wissen wollen, was mein zweites Lebensmotto ist: „Den größten Fehler, den ich in meinem Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“)
Astrid Buzin
AB 3plus Consulting GmbH
https://www.astridbuzin.com