Dr. Alena Kirchinger

Dr. Alena Kirchinger

Themen

Unternehmertum
26.09.2025

Dr. Alena Kirchinger

Die Partnerin der ALPHYN Rechtsanwälte Partnerschaft mbB im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Autor: BVMW Bundeszentrale

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Ich wollte vorallem mehr selbst gestalten und habe bei meinem Ehemann gesehen, der sich bereits vor mir selbstständig gemacht hat, wie viele Möglichkeiten sich hierdurch eröffnen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Ich würde den Weg noch einmal gehen, hätte mich aber vermutlich früher selbstständig gemacht. Das größte Hindernis bei der Selbständigkeit ist in meinen Augen der eigene Kopf und die Risikoszenarien, die sich darin abspielen.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben? 

Am meisten gelernt habe ich bei der Anstellung unserer ersten Mitarbeiter. Da hängt einfach noch einmal viel mehr dran, als soloselbstständig zu sein. Viel bürokratischer Aufwand und natürlich auch viel Verantwortung, die einen schon ein Stück weit ehrfürchtig macht. Gleichzeitig ist es toll, wenn man im Team arbeiten und voneinander lernen kann.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist? 

Das ist definitiv die Berufstätigkeit mit kleinen Kindern. Wenn die Dinge hier nicht rundlaufen, kann das die ganze Tagesplanung sprengen. Und manchmal hat man es einfach nicht in der Hand, ob der Tag eine wesentliche Wendung nimmt, sodass man auch mal einen Termin absagen muss oder dergleichen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Mit der Optimierung von Arbeitsprozessen. Wir haben aktuell eine neue Kanzleisoftware, die wir nun mit Leben befüllen müssen. In der Selbstständigkeit kann man sehr viel Zeit mit Organisationsabläufen und deren Verbesserung verbringen. Es gibt eigentlich immer Verbesserungspotenzial, für das man sich auch die notwendige Zeit nehmen muss. 

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Die größte Wertschätzung ist dann, wenn sich ein Mandant über einen erreichten Erfolg gemeinsam mit mir freuen kann.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Man kann furchtbar viel falsch machen, aber trotzdem lohnt es sich, Risiken einzugehen und auch mal neues auszuprobieren. Wenn man feststellt, dass es nicht der richtige Weg war, kann man immer noch Anpassungen vornehmen. Die Auswirkungen von Fehlern sind selten so groß wie wir es uns zunächst ausmalen.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Wir sind ja nur eine kleine Kanzlei mit wenigen Mitarbeitern. Was bei uns aber groß geschrieben wird, ist möglichst maximale Freiheit in der Arbeitsgestaltung. Das gilt natürlich geschlechterunabhängig. Unsere Mitarbeiter können nahezu 100 % im Homeoffice arbeiten, wenn sie das möchten. Einzig für Präsenztermine mit Mandaten ist eine Anwesenheit vor Ort nötig. Und wie sich Mitarbeiter ihre Arbeitszeit einteilen steht ihnen grundsätzlich (abgesehen natürlich von fixen gemeinsamen Mandantenterminen) völlig frei. Wenn jemand mitten am Tag joggen gehen möchte, dann soll er das gerne tun. Ich mache das (terminabhängig) auch und arbeite dann dafür spät abends häufiger noch. Diese Flexibilität lässt Raum für Familie und Freizeit und macht alle zufriedener. Ich selbst habe eine Zeit lang angestellt in einer Großkanzlei gearbeitet und die Abläufe in meinem Team dort als sehr enges Korsett wahrgenommen. Wir hatten beispielsweise jeden Morgen um 8:45 Uhr einen Morningcall und abends um 18:45 Uhr einen Eveningcall. Auch freitags. Wie so etwas mit kleinen Kindern funktionieren soll (damals hatte ich noch keine), ist mir ein Rätsel.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ... 

…einen stärken Blick auf die praktischen Probleme von Frauen. Zum Beispiel der Umstand, dass es keinen Mutterschutz für selbstständige Frauen, die in der PKV versichert sind, gibt, ist in meinen Augen ein echtes Thema. Viele Frauen nehmen die Aufnahme einer Selbstständigkeit und einen Kinderwunsch als nicht oder nur schwer kompatibel wahr. Es liegen nach meiner Erfahrung Welten dazwischen, im Angestelltenverhältnis ein Kind zu bekommen und in der Selbstständigkeit. Bei der Geburt meines ersten Kindes war ich noch angestellt. Das bedeutet, ich hatte sechs Wochen Mutterschutz unmittelbar vor und acht Wochen Mutterschutz unmittelbar nach der Geburt – bei vollem Gehalt. Beim zweiten Kind war ich schon selbstständig. Mutterschutz gab es für mich als privat Versicherte keinen. Das war schon eine Herausforderung und ist nur eines von vielen Themen, bei denen in meinen Augen Handlungsbedarf besteht. 

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Ausgleich bieten für mich meine Kinder und der Sport. Mit Kindern kann man lachen, wie sonst kaum mit jemandem. Regelmäßiger Sport ist bei einem Schreibtischjob für die geistige und körperliche Gesundheit unglaublich wichtig.

Ein guter Tag beginnt für mich mit … 

…wenig Stress, einer großen Tasse Kaffee und dann einer Joggingrunde.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf… 

… dass man laufend seinen Horizont erweitern kann und viele unglaublich interessante Menschen und deren Unternehmen kennenlernt. Langweilig wird es in der Rechts- und Steuerberatung sicher nie.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? 

Als ich klein war, hatte ich überlegt, Ärztin zu werden (meine Eltern sind beide Mediziner). Ab der 9. Klasse wusste ich aber, ich würde später Jura studieren. 

Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?

Wie viel Zeit man mit Organisation und Bürokratie verbringen kann.

Infos zur Person

Dr. Alena Kirchinger

Infos zum Unternehmen

ALPHYN Rechtsanwälte Partnerschaft mbB
https://alphyn.de

  • Gründungsjahr: 2024
  • Branche: Rechts- und Steuerberatung
  • Firmensitz: Passau und München
  • Mitarbeitende: 5 (mit Partnern)

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