Elena Springub

Die Gründerin und CEO von Springub Consult im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Autor: BVMW Bundeszentrale

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Schon seit meiner Jugend führe ich gerne Menschen: Egal ob als Teamkapitänin beim Volleyball, als Werkstudentin in einem DAX-Konzern der Automobilbranche oder Kommilitonin bei diversen Seminararbeiten. Ich hatte schon immer ein Talent, die Stärken und Potenziale von Menschen zu sehen und gewinnbringend einzusetzen. Mit Mitte 20 habe ich meine erste Führungsrolle bei einem Geschäftsführer der Deutschen Telekom AG übernommen und war mit Anfang 30 die damals jüngste Leitende Angestellte im Konzern.

Mitte 30 war mir klar: Ich will noch mehr bewegen. Unternehmen zukunftsfähig machen, Organisationen gestalten und Teams stärken. So wurde ich Ende 2023 Gründerin und bin nun gut 1,5 Jahre später Unternehmerin.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Ich kann die Zukunft gestalten, aber nicht die Vergangenheit ändern. Rückblickend würde ich meinen Weg so wieder gehen. Ich bin durch Höhen und Tiefen gegangen, habe große Herausforderungen im In- und Ausland gemeistert und schon früh viel Verantwortung übernommen. Alles, was ich immer wollte.

Wenn ich meinem „jüngeren Ich“ aber einen Rat geben dürfte, dann wäre es, die Dinge manchmal mit etwas mehr Ruhe und Zeit anzugehen. Vor allem, wenn es um Visionen, Strategie und Selbstreflexion geht.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

2013 stand ich vor einem schwierigen Vorgesetztenwechsel. Viele im Top-Management wussten, dass das Verhältnis zu meinem neuen Chef – einem Geschäftsführer – extrem angespannt war und boten mir Auswege an. Doch ich entschied mich, bewusst zu bleiben. Mein Ego hat damals ganz sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Ich habe mich durchgebissen und gekämpft. Es war eine harte Zeit, geprägt von Konflikten und persönlichem Wachstum. An einem Tag kam es spontan zum klärenden Gespräch – emotional, aber befreiend. Daraus entwickelte sich ein vertrauensvolles Verhältnis, das bis heute anhält. Ich bin dankbar, dass ich damals die schwierige, aber richtige Entscheidung getroffen habe.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Nach 14 Jahren im DAX-Konzern und auf dem Höhepunkt meiner Konzernkarriere habe ich bewusst den Cut gemacht. Viele nannten das mutig – für mich war es konsequent. Mein innerer Antrieb, echten Wandel in der Wirtschaft mitzugestalten, war stärker als jedes Sicherheitsdenken. Ich bin überzeugt: Wir brauchen mehr Führungskräfte mit Haltung, Weitblick und dem Mut, Dinge wirklich zu verändern. Genau dort setze ich heute als Beraterin und Sparringspartnerin an. Und das mit klarem Fokus auf Wirkung, nicht auf Status.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Aktuell begleite ich Vorstände und Geschäftsführer:innen, die neu in ihrer Rolle sind und einen noch größeren Verantwortungsbereich übernehmen. Gemeinsam arbeiten wir an zwei Strängen. Strang 1: Führung wirksam einzusetzen, damit sie in der Organisation ankommt. Strang 2: Strategien zu entwickeln und Strukturen zu schaffen, die top Leistung ermöglichen und gleichzeitig unsere Menschlichkeit betonen.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Meine Kunden schätzen es, dass ich genau hinsehe, analysiere, dabei nichts schönrede und gleichzeitig Stärken entdecke und gezielt einsetze. Ich bringe jahrelange Konzernerfahrung mit und habe erlebt, woran Transformation scheitert und was sie möglich macht. Ich sehe klar, was verändert werden muss. Und ich sehe genauso klar, was bleiben darf. Veränderung ist kein Sprint. Wer mit mir arbeitet, bekommt Ehrlichkeit, Klarheit und Substanz von Anfang an. Und ja: Das heißt auch, dass es manchmal unbequem wird. Aber immer wirksam.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Je klarer ihr seid, desto besser werdet ihr wahrgenommen. Geht euren Weg und bleibt neugierig. Hört zu, tauscht euch aus, bleibt offen. Starke Lösungen entstehen im Zusammenspiel – nicht im Alleingang.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir die besten Ergebnisse erzielen, wenn wir Unterschiedlichkeit nicht nur akzeptieren, sondern gezielt nutzen. Daher achte ich darauf, dass individuelle Lebensentwürfe und Bedürfnisse in der Organisation Platz haben. Ich selbst bin in vielen Netzwerken aktiv und setze mich als Mentorin dafür ein, dass wir Diversität und Female Empowerment in Organisationen verankern.

Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?

Ich hatte das Glück, vielen inspirierenden Menschen zu begegnen. Am meisten beeindrucken mich diejenigen, die nicht auf Veränderung warten, sondern sie selbst anstoßen. Menschen, die Verantwortung übernehmen, gestalten und sich auch selbst immer wieder hinterfragen. Genau dort entsteht echte Führung.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Schriftlich. Das Niederschreiben von Gedanken und Ansätzen hilft mir, Klarheit zu schaffen, den Fokus zu behalten und nichts Wichtiges zu vergessen.

Was macht Sie zu einer guten Chefin?

Gute Führung heißt: Raum geben, damit andere wachsen können. Es geht nicht darum, selbst zu glänzen. Es geht darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihre Stärke zu bringen. Dazu muss ich aktiv zuhören und Potenziale sehr gezielt einsetzen.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

…, dass ich Vorstände und Geschäftsführer:innen in ihre volle Wirksamkeit bringen kann und so moderne Führung und Organisationsentwicklung in immer mehr Unternehmen Wirkung zeigt.

Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?

Loslassen und vertrauen. Gemeinsam haben wir die besten Ansätze. Und ich wurde noch nie enttäuscht.