Evgenia Reimer

Evgenia Reimer

Themen

Unternehmertum
03.09.2025

Evgenia Reimer

Die Inhaberin von First Eve Coaching im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Autor: BVMW Bundeszentrale

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Viele halten Kommunikation für einen Soft Skill. Ich sage: Führung wirkt durch Sprache. Empathische Kommunikation ist dabei ein strategisches Werkzeug. Sie hilft Führungskräften, Druck zu reduzieren, Erwartungen zu sortieren und Teams zu motivieren. Die Ironie ist: Keiner von uns lernt jemals, wie man richtig kommuniziert.

Ich wollte mehr bewirken, als es aus der Organisation heraus möglich ist. Es braucht Impulse von außen – ohne Agenda, ohne Bias. Als externer Coach nutze ich Unvoreingenommenheit als Hebel, um Führungskräfte und Teams ins Gespräch zu bringen, Sprechstile zu erkennen, Botschaften zu schärfen und das Miteinander zu stärken. Ich helfe, Empathie als strategisches Werkzeug im Mittelstand zu verankern – in Sparrings, Workshops und Impulsvorträgen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ich würde denselben Weg wieder gehen, nur mit weniger Perfektionismus. Am Anfang dachte ich, ich müsse alles bis ins Detail durchdenken, bevor ich sichtbar sein darf.

Heute weiß ich: Echtheit wirkt mehr als Perfektion. Mutig zu scheitern ist kein Rückschritt, sondern der einzige Weg, echte Best Practices zu entwickeln.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Es ist meine Haltung, nicht „anders“ sein zu müssen, um wirksam zu sein. Im Business reden alle über Alleinstellungsmerkmale und Nischen. Aber wir vergessen dabei oft: Wir sind alle gleich in unseren Bedürfnissen – und genau darin liegt die Kraft. Unterschiedliche Charaktere durch ein gemeinsames Fundament zu verbinden, ist der Hebel, den ich Führungskräften und Teams zeige.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Wir lernen Tools, Methoden und Prozesse. Aber Haltung steht selten auf der Agenda. Empathie als Führungskompetenz zu positionieren – und nicht als Kuschelfaktor – ist kein leichter Weg. Im Mittelstand höre ich oft: „Wir brauchen etwas Greifbares“. Trainings sollen Tools liefern, die sofort wirken. Doch ohne die passende Haltung verpufft jeder Effekt.

Nachhaltigkeit entsteht, wenn wir Empathie als Werkzeug nutzen, um durch Sprache und Verhalten Systeme zu verändern. Gerade im Mittelstand ist gesunde Führungskultur kein Luxus, sondern ein Wettbewerbsvorteil.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Der blinde Fleck der Führung: Viele Führungskräfte scheitern nicht an Methoden, sondern daran, dass sie mit ihren Fragen allein bleiben. Auf einem Podest stehend, spüren sie die Erwartungen aller und müssen trotzdem klar bleiben. Doch dafür braucht es jemanden, der von außen spiegelt, was das Team sich nie trauen würde zu sagen.

Einen Sparringspartner, der Anforderungen sortiert, Sprache analysiert und Konflikte durch Verständnis löst. Damit Unternehmen den Wert solcher Reflexion erkennen und Budgets schaffen, setze ich Impulse – auf Events, in Vorträgen und auf LinkedIn.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Wertschätzung erfahre ich, wenn Menschen mir zurückspiegeln, dass meine Worte genau das treffen, was sie fühlen.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Sei mutig. Starte, auch wenn noch nicht alles perfekt ist. Bleib beweglich, denn deine Ideen werden sich entwickeln. Und such dir Menschen, die dich fordern – nicht nur bestätigen. Wachstum braucht Reibung.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Als Solopreneurin lebe ich Female Empowerment, indem ich Frauen im Coaching begleite, ihre innere Stärke zu erkennen und ihre Stimme klar zu nutzen – nach innen und außen. Es geht nicht darum, lauter zu werden, sondern wirksamer.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

Vereinbarkeit darf kein Frauenthema mehr sein. Sie ist eine strategische Aufgabe für Wirtschaft und Gesellschaft. Ich wünsche mir Programme, die soziale Kompetenzen wie Haltung, Reflexion und Empathie stärken. Genau das braucht der Mittelstand, um innovativ und zukunftsfähig zu bleiben.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

…dass ich durch meine Impulse über gesunde Führung und empathische Teamkommunikation zu einem produktiven und zufriedenen Miteinander beitragen kann.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Führung genauso wie Solo-Selbstständigkeit kann einsam machen. Ein starkes Netzwerk bietet Resonanz – einen Raum, in dem Gedanken geschärft und blinde Flecken sichtbar werden. Gerade im Mittelstand ist dieser Austausch ein Schlüssel, um Entscheidungen mit Klarsicht und Weitsicht zu treffen.

Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

Ein Lied, dass ich gerne höre, um Mut zu fassen: „Right/Wrong“ von DMX. Denn er trifft den Kern von Führung und auch Selbstständigkeit: Klarheit in Entscheidungen und die Bereitschaft, Verantwortung für die eigene Richtung zu übernehmen.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Da meine Arbeit vor allem kognitiver Natur ist, gehe ich zum Ausgleich gerne ins Fitnessstudio und gebe zweimal die Woche HIIT-Trainings. Im Sommer ist es die Gartenarbeit, im Winter Leseabende – beides holt mich raus aus dem Kopf und gibt Ruhe.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Ich mache mir meine Haltung bewusst, die für die Situation wichtig ist. Ich höre Gute-Laune-Musik und erinnere mich daran, was uns als Menschen verbindet: Wir möchten eine gute Zeit haben und in Verbindung kommen. Dann entsteht fast automatisch eine positive Atmosphäre im Termin.

Infos zur Person

Evgenia Reimer

  • Jahrgang: 1987
  • Berufsabschluss: B.A. Sprachwissenschaften & Philosophie, Interdisziplinäre Coaching-Ausbildung bei Prof. Dr. Monika Zimmermann (DBVC-zertifiziert)
  • Position: Inhaberin & Coach
  • Selbstständig seit 2024
  • Auf LinkedIn vernetzen: https://www.linkedin.com/in/evgenia-reimer

Infos zum Unternehmen

First Eve Coaching
https://firsteve.de/

  • Gründungsjahr: 2024
  • Branche: Führungskräfte-Coaching & Teamkommunikation
  • Firmensitz: Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen / Rheinland-Pfalz
  • Mitarbeitende: Einzelunternehmerin

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