Stahl, der schützt. Präzision, die bleibt.
Maike Grüne
Die Geschäftsführerin der Grüne´s Leihhäuser GmbH & Co. KG im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskräfte zu werden?
Unser Unternehmen besteht seit über 90 Jahren und wird von mir in der 4. Generation geführt. Durch eine schwere Erkrankung meines Vaters waren wir schon früh nach meinem Eintreten in die Firma im Jahr 2017 dazu gezwungen, die Nachfolge zu regeln. So kam es, dass ich bereits im Jahr 2020 zur Geschäftsführerin ernannt wurde. Ursprünglich wollte ich diese große Herausforderung und Verantwortung nicht annehmen, habe mich jedoch zu dem Zeitpunkt hauptsächlich aus Loyalität und Pflichtbewusstsein dazu entschieden. Durch den vor kurzem eingetretenen Tod meines Vaters habe ich nun die komplette Verantwortung übernommen. Mittlerweile bin ich jedoch gut in meine Rolle reingewachsen, sodass mich mittlerweile mehr als nur Loyalität und Pflichtbewusstsein antreiben.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Da ich immer mehr in meine Rolle hineinwachse und jeden Tag weiter dazulerne, würde ich die gleiche Entscheidung wieder treffen. Ich weiß mittlerweile diese Chance, die mir überreicht wurde, sehr zu schätzen. Ich liebe die Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit, die ein eigenes Unternehmen mitbringt.
Sicherlich habe ich auf dem Weg einige Fehler gemacht, die mich jedoch allesamt viel gelehrt und mich schlussendlich dahin gebracht haben, wo ich heute stehe.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Ich bin froh, dass ich vor 4 Jahren die Entscheidung getroffen habe, eine Ausbildung zum systemischen Business Coach zu absolvieren. Ich habe dabei nicht nur viel über mich selbst gelernt, sondern auch viel Wissen über Führungskompetenzen, Kommunikation, Veränderungsprozesse und Unternehmenskultur gelernt. Diese Ausbildung hat mir klar vor Augen geführt, wo ich Grüne’s Leihhäuser in den nächsten Jahren hinbringen möchte.
Ich hatte auch davor schon klare Ziele vor Augen, nur wie ich diese erreichen kann, war mir lange Zeit nicht klar. Durch die Ausbildung konnte ich diese Klarheit gewinnen, sodass ich anschließend die Weichen in meinem Unternehmen entsprechend stellen konnte.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Ich habe mit vielen Unsicherheiten zu kämpfen gehabt, als ich schwanger geworden bin. Wie kann ich das Unternehmen und die Familie unter einen Hut bekommen? Muss ich die Erreichung meiner Ziele und Visionen erstmal auf Eis legen bis ich eines Tages wieder mehr Freiraum haben werde?
Letztendlich haben sich alle Bedenken als unbegründet herausgestellt. Tatsächlich bin ich direkt nach meinem Mutterschutz so richtig mit Grüne’s Leihhäuser durchgestartet. Ich habe zum Glück einen Mann an meiner Seite, der sich um unseren Sohn gekümmert hat. Außerdem habe ich den Kleinen lange Zeit einfach in unsere Filialen mitgenommen oder habe ihn in der Trage gehabt, während ich an Meetings teilgenommen habe. Mittlerweile ist er in der Kita, wodurch sich die Situation weiter entspannt hat.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Nachdem wir nun über ein Jahr lang daran gearbeitet haben, unsere Organisation gut aufzustellen, um Projekte voranzutreiben, wird es in diesem Jahr endlich soweit sein, dass wir die ersten Themen angehen können. Dieses Jahr steht vor allem Wachstum auf dem Programm und dieses erreichen wir natürlich vorrangig über unsere Standorte. Wir konzentrieren uns in diesem Jahr nicht nur auf die Renovierung und Modernisierung unserer bestehenden Standorte, sondern werden das erste Mal nach über 50 Jahren sogar einen neuen Standort eröffnen.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Grüne’s Leihhäuser blickt auf eine über 90-jährige Firmengeschichte zurück. Das Unternehmen besteht aus vielen alteingesessenen Mitarbeitern, die sich an den Werten und der Kultur der Vergangenheit orientieren.
Diese Mitarbeiter mitzunehmen, ist nicht immer leicht. Es ist zunächst ein harter Schlag, wenn Mitarbeiter Veränderung ablehnen und Unruhe sowie Unzufriedenheit entsteht.
Daher freue ich mich umso mehr, wenn generell meine Bemühungen von den Mitarbeitern wahrgenommen werden und mir dazu positives Feedback gegeben wird. Sätze wie „Maike hat die Firma aus dem Dornröschenschlaf gerissen“ oder „endlich verändert sich etwas, das war lange überfällig‘ bestätigen mich darin, dass ich auf dem richtigen Weg bin und sind für mich die größte Wertschätzung.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräfte mitgeben?
Lasst euch von Herausforderungen nicht unterkriegen. Da wo die Angst ist, geht es lang – es fällt manchmal schwer, bestimmte Dinge zu tun, sei es aus Unsicherheit, Gegenwind oder anderen Gründen. Vertraut auf euer Bauchgefühl und macht die Dinge trotzdem, wenn ihr sie für richtig haltet. Man wird für seinen Mut IMMER belohnt und wächst gleichzeitig über sich hinaus.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Tatsächlich war Grüne’s Leihhäuser in der Vergangenheit ein Unternehmen mit größtenteils weiblichen Mitarbeitern. Frauen haben bei Grüne das Unternehmen groß gemacht.
Bis heute ist unseren alteingesessenen Mitarbeitern die Rede meines Opas zu unserem 75. Jubiläum vor 18 Jahren in Erinnerung, in denen er folgende Worte an seine Mitarbeiter richtete: „Ohne meine Damen würde ich hier nicht stehen.“
Bei Grüne war es daher tatsächlich nötig, mit der Zeit vermehrt Männer zu beschäftigen, um mehr Diversität zu gewährleisten anstatt andersrum. Heutzutage ist das Verhältnis ausgeglichen.
Trotz hauptsächlich weiblicher Belegschaft war die Führung des Unternehmens stets männlich. Nach 3 Generationen männlicher Führung bin ich die erste Frau an der Spitze von Grüne’s Leihhäuser. Ich bringe eine ganz andere Führungsform mit ins Unternehmen, präge die Organisation mit ganz anderen Werten und forme die Unternehmenskultur komplett neu.
Diese ist nun geprägt von Diversität, Gleichberechtigung und Wertschätzung.
Wir arbeiten aktuell ganz gezielt an Maßnahmen, um eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Darunter zählen flexible Arbeitszeiten und Arbeiten aus dem Homeoffice. Wir unterstützen zudem Familien in finanzieller Hinsicht in Form von Kitazuschüssen.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...
… bessere finanzielle Unterstützung und einen Abbau bürokratischer Hürden. Zudem erwarte ich Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vor allem ein Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Wichtig ist auch die Förderung von Netzwerken und Mentoring-Programmen, um Frauen gezielt auf Führungspositionen vorzubereiten und sie in ihrer unternehmerischen Entwicklung zu stärken.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Ich reise unheimlich gern. Einfach mal raus kommen und auf andere Gedanken zu kommen, hilft mir, von den Arbeitsthemen abzuschalten. Dafür muss es nicht immer ein dreiwöchiger Urlaub in Spanien sein. Auch ein Wochenendtrip reicht oft schon für mich aus, um abzuschalten.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Ich verstehe es, Menschen zu begeistern, sie mitzunehmen und zu motivieren. Ich bin absolut positiv und das strahle ich auch auf meine Mitarbeiter:innen aus. Ich lege großen Wert auf offene Kommunikation und ein gutes Arbeitsklima, in dem sich jeder respektiert und wertgeschätzt fühlt.
Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter:innen ihr Potenzial entfalten können. Ich unterstütze sie aktiv dabei, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, sei es durch gezielte Weiterbildungen, Mentoring oder das Übertragen von Verantwortung, damit sie wachsen können.
Ich vertraue meinen Mitarbeitern und delegiere Aufgaben entsprechend ihrer Stärken.
Ich bin offen für neue Ideen und Lösungsansätze und beziehe meine Mitarbeiter aktiv in Innovationsprozesse mit ein.
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
Gemeinsam sind wir stark. Man muss Herausforderungen nicht alleine lösen. Jeder trägt einen Teil zur Lösung des Problems bei und so ist jedes Problem lösbar.
Wir unterstützen uns gegenseitig. Die Zusammenarbeit und der Teamgeist sind entscheidend für den Erfolg – besonders, wenn jeder bereit ist, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten.
Außerdem habe ich von meinem Team gelernt, wie wertvoll unterschiedliche Perspektiven sind. Jeder bringt seine eigene Erfahrung und Sichtweise ein, was zu kreativeren Lösungen führt und hilft, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Diese Vielfalt an Ideen ist ein großer Vorteil für unser Unternehmen.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Ich wollte als Kind immer gern Kapitänin auf einem Kreuzfahrtschiff sein. Auch damals hat mich das Reisen schon fasziniert und ich hatte schon immer einen Wunsch danach, viel in der Welt herumzukommen.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ihn die Sorgen um die Firma und die viele Herausforderungen nachts nicht schlafen lassen.
Ich hatte die Befürchtung, dass die Verantwortung mich ebenfalls erdrücken und mir den Schlaf rauben würde. Zum Glück ist dies nicht der Fall. Ich habe festgestellt, dass mir selbst große Herausforderungen keine schlaflosen Nächte bereiten. Mich entlastet vor allem das Wissen, dass wir mittlerweile ganz anders aufgestellt sind als damals noch. Ich habe mittlerweile ein starkes Team an meiner Seite, auf das ich mich verlassen kann und das mit Sachverstand und Kompetenz jedes Thema angeht und gute Lösungen herbeiführt.
Maike Grüne
Grüne’s Leihhäuser GmbH & Co. KG
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