Stefanie Hable-Zarham

Die Geschäftsführerin der Autohaus Richard Hable GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Autor: BVMW Bundeszentrale

Allgemeine Angaben

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Ich bin in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen – mein Vater Richard Hable hat das Autohaus 1983 gemeinsam mit meiner Mutter Johanna Hable gegründet und mit viel Engagement aufgebaut. Schon früh habe ich miterlebt, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, ein Team zu führen und eine Vision umzusetzen. Nach meinem BWL-Studium war für mich klar: Ich möchte die Geschichte unseres Familienunternehmens weiterschreiben – mit eigenen Ideen und im Bewusstsein für unsere Wurzeln.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ich würde den Weg definitiv wieder gehen. Natürlich gab es Herausforderungen – gerade beim Übergang in die neue Generation. Aber jede Entscheidung, jede Hürde hat mich persönlich und unternehmerisch wachsen lassen. Vielleicht würde ich mir manchmal früher erlauben, mehr auf mein Bauchgefühl zu hören.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als wegweisendste bezeichnen – oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Der Moment, als ich 2015 die Unternehmensleitung von meinem Vater übernommen habe, war mit Sicherheit der entscheidendste Schritt. Es war nicht nur eine symbolische Übergabe, sondern auch ein bewusster Generationswechsel, bei dem ich eigene Akzente setzen durfte. Seit 2021 teilen mein Mann Holger und ich uns die Geschäftsführung – das stärkt unsere gemeinsame Vision und gibt mir Rückhalt. Daraus habe ich gelernt, wie wichtig es ist, mutig zu führen – aber gleichzeitig mit Respekt vor dem, was war.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Der Verlust meines Vaters im Jahr 2021 war menschlich und unternehmerisch ein tiefer Einschnitt. Er war nicht nur der Gründer, sondern auch ein Vorbild in seiner Art, Menschen zu führen. In dieser Zeit galt es, das Team zu stabilisieren, gemeinsam nach vorn zu schauen und gleichzeitig das Erbe mit viel Herz weiterzuführen. Dabei war es mir wichtig, Beruf und Familie in Balance zu halten – als Mutter von zwei Kindern und Unternehmerin ist das ein täglicher Spagat und zugleich eine große Bereicherung. Dass ich diesen Weg seither gemeinsam mit meinem Mann Holger in der Geschäftsführung gehe, gibt mir viel Kraft.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Die Weiterentwicklung unseres Autohauses im Hinblick auf Digitalisierung, Elektromobilität und Kundenerlebnis steht gerade im Fokus. Mit der letzten Werkstatterweiterung und der Modernisierung unserer Räume haben wir dafür die Basis geschaffen. Jetzt geht es darum, Prozesse neu zu denken – und gleichzeitig die persönliche Note zu erhalten, die uns immer ausgezeichnet hat.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Für mich ist es ein großes Kompliment, wenn Kunden uns über Generationen hinweg treu bleiben oder Mitarbeitende seit Jahrzehnten Teil unseres Teams sind. Auch die Rückmeldungen aus dem Team – etwa wenn Ideen ernst genommen werden und gemeinsam Lösungen entstehen – sind ein Zeichen von gelebter Wertschätzung.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Vertraut auf eure Kompetenz – auch (und gerade) dann, wenn es unbequem wird. Seid mutig, Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie nicht jedem gefallen. Und sucht euch Sparringspartner, die euch ehrlich spiegeln. Führung heißt nicht, alles allein zu wissen – sondern den Rahmen zu schaffen, in dem andere ihr Bestes geben können.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Wir leben eine Unternehmenskultur, in der jede Meinung zählt – unabhängig vom Geschlecht. Flexible Arbeitszeiten, gezielte Weiterbildungsangebote und das aktive Fördern von Frauen in Führungsrollen sind für uns keine Sonderprogramme, sondern selbstverständlicher Teil unserer Unternehmensphilosophie. Ich wünsche mir, dass Frauen sich nicht verbiegen müssen, um führen zu dürfen.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

... weniger Bürokratie und mehr strukturelle Förderung für Unternehmerinnen – etwa durch gezielte Netzwerke, finanzielle Anreize für familienfreundliche Maßnahmen und eine bessere Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie. Es braucht Rahmenbedingungen, die es Frauen ermöglichen, zu gründen und zu wachsen – ohne dauerhafte Mehrfachbelastung.

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

Mein Vater hat mich mit seinem unternehmerischen Denken sehr geprägt. Und mein Mann ist nicht nur privat, sondern auch beruflich ein starker Partner – wir ergänzen uns gut in der Geschäftsführung. Dieser Rückhalt war und ist enorm wichtig.

Was macht Sie zu einer guten Chefin?

Ich glaube an ein offenes Miteinander auf Augenhöhe. Ich höre zu, treffe Entscheidungen mit Verantwortung und gebe meinem Team den Raum, sich einzubringen. Vertrauen ist die Basis – und das spürt man auch im Alltag.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

… dass kein Tag wie der andere ist – und dass ich gemeinsam mit meinem Team etwas gestalten darf, das Bestand hat. Der direkte Kontakt zu Menschen und die Verbindung aus Technik, Service und Emotion machen es für mich besonders.

Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?

Dass jede Perspektive zählt – und dass man mit Vertrauen, Respekt und Humor gemeinsam durch jede Herausforderung kommt.

Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?

Wie viele Entscheidungen man täglich trifft – oft auch spontan – und wie sehr man dabei auf sein Bauchgefühl vertrauen darf. Und: wie wichtig es ist, sich selbst nicht zu vergessen.