Die Gründerin und CEO von Springub Consult im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Kristin Wilson, Unsplash
Wie Frauen im ländlichen Raum starke Geschäftsmodelle aufbauen
Während sich viele Gleichstellungsinitiativen in Deutschland auf urbane Räume konzentrieren, bleiben die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Frauen in ländlichen Regionen oft außen vor. Dabei sind es gerade hier besondere Hürden, die Frauen auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung und beruflichen Entwicklung begegnen, etwa eingeschränkter Zugang zu flexiblen Arbeitsmodellen, fehlende Netzwerke oder begrenzte Karriere- und Wachstumsmöglichkeiten. Ein Rückblick auf den vierten WebImpuls der Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Philippa von Engelbrechten, Coachin bei wir sind fella e.V., machte deutlich, dass die Herausforderungen regional unterschiedlich sind und stark von individuell regionalen Faktoren abhängen. Vorstädtische Regionen als ‚ländlich‘ zu bezeichnen, greift zu kurz, denn die Bedingungen auf dem Land sind mit sozialen und wirtschaftlichen Faktoren wie langen Wegezeiten und teils fehlender Kinderbetreuung deutlich anders als in stadtnahen Gebieten. Hier setzt wir sind fella e.V. an. Der Verein hat sich auf die Arbeit mit Frauen in ländlichen Regionen spezialisiert und bundesweit sogenannte fella-Circles aufgebaut, gemeinschaftsorientierte Gruppen von Soloselbstständigen, Gründerinnen und Frauen in Führungspositionen. Diese Circles bieten eine Plattform zur gemeinsamen Vernetzung, gegenseitige Unterstützung und werden von erfahrenen fella-Coaches begleitet, um deren langfristigen Bestand zu sichern. Doch das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Es braucht gezieltere digitale Angebote für Frauen in abgelegenen Regionen, stärkere Allianzen mit lokalen Akteuren wie Gemeinden oder Wirtschaftsförderungen und mehr Sichtbarkeit für die vielen Unternehmerinnen, die auf dem Land bereits heute vorangehen.
Zu Beginn der Corona-Pandemie gründen die Schwestern und Geschäftspartnerinnen Ellen Kimmel (Geschäftsführerin und Creative Director) und Christa Hünting (Marketingexpertin und Projektmanagerin) im Rahmen ihrer Videoagentur Kreuz & Quer GmbH einen Coworking- und Meeting-Space in Volkach nahe Würzburg, das KreativQuartier. Ihr Ziel: Ein tragfähiges Konzept entwickeln, um Leerstände im ländlichen Raum sinnvoll und wirtschaftlich zu nutzen. Im Mai dieses Jahres wurde ihr KreativQuartier vom Bundesverband Coworking Spaces als bestes Coworking Space im ländlichen und suburbanen Raum ausgezeichnet. Doch nicht jede Region eignet sich für ihr Geschäftsmodell, das haben sie selbst erfahren. Der zweite Standort in Gerolzhofen musste nach Ende der Förderphase wieder geschlossen werden. Rückblickend sagen sie, es war ein Fehler zu glauben, das Modell aus Volkach ließe sich einfach auf Gerolzhofen übertragen. Ihre wichtigste Erkenntnis: Jeder Standort ist hat sein eigenes Potenzial. Vielmehr brauchen stabile Geschäftsmodelle im ländlichen Raum: