Vorbereitungen mit Antenne Thüringen
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Wer am Arbeitsmarkt bestehen möchte, braucht vor allem dreierlei – attraktive Zusatzleistungen, ein gezieltes Personalmanagement und eine authentische Arbeitskultur.
Kaum ein anderes Thema steht so sehr im Fokus der deutschen Wirtschaft wie der Mangel an Nachwuchs- und Fachkräften.
Klimawandel, Digitalisierung und internationale Krisen – Gesellschaft und Wirtschaft stehen vor einem Umbruch. Unternehmen, die diesen unbeschadet überstehen oder ihn sogar als Chance nutzen möchten, brauchen die passenden Mitarbeitenden. Diese zu finden und zu binden wird jedoch für Unternehmen immer schwieriger. Nach einer aktuellen Studie der Gothaer unter kleinen und mittleren Unternehmen haben 46 Prozent der KMU Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten – ein Anstieg von sechs Prozentpunkten im Vergleich zu 2021.
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels lässt sich dieser Trend nicht mehr umkehren. Ganz im Gegenteil: Laut Statistischem Bundesamt wird im Jahr 2035 die Zahl der Personen im erwerbstätigen Alter zwischen 19 und 67 Jahren zwischen 46 und 48 Millionen Menschen betragen. Im Vergleich zum Jahr 2020 entspräche dies einem Rückgang zwischen sieben und elf Prozent.
Untätig sind die deutschen Firmen jedenfalls nicht mit ihren Bemühungen, junge Arbeitskräfte zu finden. Auf den ersten beiden Plätzen der Studie finden sich mit 44 und 38 Prozentpunkten flexible Arbeitszeiten und das Homeoffice. Zwei Angebote, deren Einführung von der Corona-Pandemie wesentlich begünstigt wurde. Attraktive Gehälter komplettieren mit 37 Prozent das Treppchen. Natürlich sind diese Kriterien probate Mittel im Kampf um Talente, wesentliche Unterscheidungsmerkmale sind sie allerdings nicht. Um sich von der Konkurrenz absetzen zu können, braucht es daher schon mehr. Besonders geeignet sind Maßnahmen wie eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) und betriebliche Krankenversicherung (bKV), die die Fürsorge des Arbeitgebers erlebbar machen. Mit Blick auf die wachsende Rentenlücke haben mittlerweile 30 Prozent der KMU die bAV für sich entdeckt. Signifikant gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden eine betriebliche Krankenversicherung zur Verfügung stellen. Waren dies Jahr 2021 noch zehn Prozent der Unternehmen, sind es in diesem Jahr bereits 13 Prozent. Damit reagieren die Arbeitgeber auf die Entwicklung des stetigen steigenden Gesundheitsbewusstseins der Gesellschaft. In Zeiten der Inflation ist eine bKV auch deshalb attraktiv, weil sie Mitarbeitende bei Gesundheitsleistungen unmittelbar finanziell entlastet.
Mit Blick auf die wachsende Rentenlücke haben mittlerweile 30 Prozent der KMU die betriebliche Altersvorsorge für sich entdeckt.
Was die systematische Umsetzung verschiedener HR-Maßnahmen betrifft, haben KMU noch Luft nach oben. 34 Prozent geben an, über eine Recruiting-Strategie zu verfügen. 29 Prozent der Unternehmen setzen auf ein strukturiertes Onboarding. Ein Talentmanagement- Konzept – also das Identifizieren, Halten und Entwickeln von qualifizierten Fachkräften – findet in 25 Prozent der Unternehmen Anwendung.
Dabei gilt es, genau hier anzusetzen. Denn Mitarbeitende wollen mit ihren Bedürfnissen und Potenzialen wahrgenommen werden und die Möglichkeit haben, sich einbringen und weiterentwickeln zu können. Eine gezielte Talentförderung bildet hier die Basis. Darüber hinaus braucht es vor allem aber eins: die richtige Kultur. In einer immer diverser werdenden Gesellschaft sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden so akzeptieren, wie sie sind. Nur so können sie sich entfalten. Werte wie gegenseitiges Vertrauen und eine funktionierende Fehlerkultur sind dafür unerlässlich, aber auch die Befähigung, sich neues Wissen anzueignen – sei es über gezielte Trainings, Mentoring oder die Übertragung von Verantwortung.
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es sich hierbei um einen kontinuierlichen Prozess handelt, der mehr einem Marathon als einem Spring ähnelt. Das Maßnahmenbündel sollte daher nicht nur vielfältig sein, sondern vor allem auf die individuellen Bedürfnisse und an die unterschiedlichen Karrierephasen der Mitarbeitenden angepasst sein. Wer das als Arbeitgeber realisiert, hat im Kampf um die besten Fachkräfte gute Karten.