3 Personen sitzen an einem mit gesunden Lebensmitteln gedeckten Frühstückstisch

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17.01.2024

Gesundheit als Kapital

Gerade in schwierigen Zeiten benötigen Unternehmer wirkungsvolle Maßnahmen zur Steigerung von Produktivität und Stärkung der Mitarbeitenden.

Autor: Lars Wojak & Marc Sommer

Dabei wird einer der offensichtlichsten Ansätze noch zu oft übersehen: die Investition in die Belegschaft. Über die kluge Finanzierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen in Betrieben.

Wenn Gesundheitsmanagement an den richtigen Stellen ansetzt, rechnet es sich um ein Vielfaches. Darüber hinaus gibt es zahlreiche externe Finanzierungsmöglichkeiten, auf die Unternehmen zugreifen können. Meistens wird sich auf die Senkung der Krankheitsquote eingeschränkt, dieses greift noch zu kurz.
Damit stellen sich Fragen zum Potenzial für Umsatzsteigerung und Kostensenkung durch Betriebliches Gesundheitsmanagement oder der Messbarkeit sowie Effektivität dieser Maßnahmen.

Das unerkannte Potenzial im Präsentismus

Wenn Mitarbeitende trotz Erkrankung zur Arbeit kommen oder durch diverse Faktoren in der Leistungsfähigkeit oder -bereitschaft eingeschränkt sind, spricht man von Präsentismus. Die Ursachen sind vielfältig, die Pflege eines schwersterkrankten Kindes, Ehescheidung, Mobbing, hoher Arbeitsdruck oder nicht auskurierte Krankheiten mindern die Produktivität mit desaströsen Folgen. Nach aktuellen Erhebungen liegen die krankheitsbedingten Kosten bei 229 Euro pro Mitarbeiter pro Monat, die durch Präsentismus verursachten hingegen bei 1.715 Euro. Derzeit investieren Unternehmen nur einen Bruchteil der empfohlenen 1 Prozent der Personalkosten für BGM.

Jüngste Auswertungen aus dem wissenschaftlichen Beirat der Business Health Organization e. V. belegen eine 15-prozentige Produktivitätssteigerung, wenn Investitionen genau dort ansetzen, wo sie bei den Mitarbeitenden benötigt werden.

Entscheidend ist die Identifizierung und zielgerichtete Behebung der Ursachen für die physische, psychische oder soziale Beeinträchtigung mittels einer fundierten Analyse, wie z. B. den Business Health Index (BHI©). Bei konsequenter Umsetzung geht die Wirkung der Investition weit über das Arbeitsumfeld hinaus.

Externe Finanzierungsquellen und Fördermöglichkeiten

Bereits 2015 führte die Regierung das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention ein. Ihr Ziel war die Eindämmung von lebensstilbedingten Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Schwäche und Adipositas. In der Nationalen Präventionskonferenz wurde eine systemübergreifende Strategie entwickelt, um bundeseinheitliche Empfehlungen zur Prävention zu erarbeiten. Entstanden sind vielfältige Fördermöglichkeiten, die das BGM zu einem kosteneffizienten Produktivitätssteigerungsinstrument machen.
Die Gesetzlichen Krankenversicherungen bieten umfangreiche Möglichkeiten zur Finanzierung von BGM-Maßnahmen. Zum Angebot gehören unter anderem finanzielle Unterstützung, Beratungsleistungen, Gesundheitskurse, Arbeitsplatzgestaltung oder Gesundheitschecks.

Berufsgenossenschaften hingegen leisten neben dem Versicherungsschutz bei Arbeits-, Wegeunfällen sowie Berufskrankheiten auch Maßnahmen zur Abwehr arbeitsbedingter Gefahren. Die Aufdeckung von Risiken im Rahmen der gesetzlich verpflichtenden Gefährdungsbeurteilung und umfassende Qualifizierungsangebote werden regelmäßig unterstützt.

Die betrieblichen Krankenversicherungen sind eine attraktive Option, um BGM-Maßnahmen zu finanzieren. Über eine gezielte Tarifauswahl nach Bedarf des Unternehmens werden Vorsorgemaßnahmen, flexible Gesundheitsbudgets, privatärztliche Leistungen etc. finanziert. Insbesondere durch Zusatzleistungen, wie einer medizinischen Hotline, Videosprechstunde oder Facharztvermittlung, können Unternehmen große Teile der Verwaltungsleistungen des BGM auf externe Dienstleister für geringe Beiträge auslagern.

Bei der gesetzlichen Rentenversicherung hingegen stehen Leistungen für Prävention und Rehabilitation im Mittelpunkt. Über den Firmenservice gibt es Qualifizierungen zum Thema „Gesunde Beschäftigte“. Dazu gehören kostenfreie Trainingsangebote in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung.
Daneben gibt es diverse Angebote der Handwerks- oder Industrie- und Handelskammern sowie der Bundesagentur für Arbeit und diverser Verbände sowie dem europäischen Sozialfonds.

Das betriebliche Gesundheitsmanagement wird auch staatlich unterstützt, denn Unternehmen können bis zu 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steuerfrei für die Betriebliche Gesundheitsförderung ausschöpfen. Ebenso bleiben Maßnahmen zur Eingliederung nach längeren Krankheitsphasen steuerfrei. Der größtmögliche Return on Investment (ROI) wird demnach durch die Analyse der Missstände im Unternehmen und die gezielte Finanzierung erfolgversprechender Maßnahmen unter Nutzung der geschilderten Förderungen erzielt.

Steigender Fachkräftemangel und höhere Abhängigkeit von der Leistung Älterer machen Investitionen in die Gesundheit alternativlos. Hieraus folgt ein radikal neuer Ansatz bei der Gesundheitsförderung – weg vom Obstkorb hin zur profitablen Investition.

Gut zu wissen

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement wird durch Steuerfreiheiten unterstützt
  • Passende Maßnahmen können zu einer Produktivitätssteigerung führen
  • Es gibt eine Vielzahl an Fördermaßnahmen, die je nach gesundheitsförderndem Zweck in Anspruch genommen werden können

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