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Derzeitig steht die deutsche Baubranche unter starker Belastung. Grund dafür ist die Multikrisenzeit, mahnt die Bundesbauministerin Klara Geywitz im Interview.
Insbesondere die Kommunen spüren die Auswirkungen und haben neben den enormen Kapazitätsproblemen wie etwa Preissteigerungen, Rohstoffknappheiten und Arbeitskräftemangel die Anpassung an den Klimawandel zu stemmen. Umso mehr stünden die Länder in der Pflicht, die vom Bund an sie ausgeschütteten Gelder zur Städtebauförderung an die Kommunen weiterzuleiten, andernfalls könnten Städte nicht attraktiv gehalten und gestaltet werden, so Geywitz. Darüber hinaus brauche es schnellere Genehmigungsverfahren bei der Auftragsvergabe bei Bund, Ländern und Kommunen, um den im Koalitionsvertrag festgelegten Zielen im Bausektor nachkommen zu können. An dieser Stelle plädierte die Bundesbauministerin dringlichst für mehr Geschwindigkeit bei der Einführung digitalisierter Planungsphasen in den bundesdeutschen Behörden. Bisher erschwert die föderale Landschaft in Deutschland diesen Digitalisierungsprozess.
Noch deutlichere Unterschiede zu der ohnehin sehr geringen Eigenheimquote in Deutschland zeichnen sich in den Ballungszentren deutscher Metropolen und dem ländlichen Raum ab, skizzierte Wolfgang Kuhn, Präsident des Eigenheimerverband Deutschland e.V.: „Die gängige Art des Bauens wird in Zukunft insbesondere in Städten diese der Mehrfamilienhäuser und weniger die der Ein- und Zweifamilienhäuser sein.“ Gerade bei letzteren besteht außerordentlicher Sanierungsbedarf. Umso wichtiger müsse sich auf EU-Ebene auf einheitliche Mindestgebäudestandards geeinigt werden, betont Geywitz. Veränderungen in unserer Wohnkultur machen es außerdem notwendig, mit städteplanerischen Stakeholdern über Nachnutzungen von Einfamilienhäusern und einen effektiven Einsatz von Sanierungsmitteln zu diskutieren. Aus Sicht des Endkunden müsse die Beantragung von Fördermitteln für Sanierungen und Neubauten möglichst bürokratiearm gestaltet sein, sodass der Eigenheimerverband e.V. die Zusammenführung der Aufgabenbereiche in einem Ressort befürwortet.
Dem Deutschen Verband "Job & Wohnen" e.V. ist es aus gemeinwohlorientierter Perspektive ein Anliegen, Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen sowie dringend benötigten Fachkräften bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. So verwies Dr. Peter Diedrich, Vorstandsvorsitzender des Verbandes, auf die Potenziale von genossenschaftlichem Wohnengagement, das oftmals aufgrund fehlenden Baulands nicht realisiert werden könne. Programme nach diesem Vorbild hat die Bundesregierung bereits initiiert, wie bspw. dieses für Auszubildendenwohnheime. Betriebswohnungen als Wohnform in Zukunft zu etablieren ist jedoch auch kritisch zu betrachten, so öffnet es Unternehmen entgegen dem Gemeinwohlgedanken die Möglichkeit, den eigenen Firmenwert zu steigern. An dieser Stelle muss der Austausch zwischen Bundesregierung und Expert:innen anschließen. Analog zum Koalitionsvertrag wird in den nächsten Monaten regierungsintern ein Konzept zur Einführung der Wohngemeinnützigkeit erarbeitet, das sowohl steuerliche Vorteile als auch Investitionskostenzuschüsse zur Förderung des genossenschaftlichen Wohnens vorsieht, so die Bundesbauministerin Geywitz abschließend.