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13.02.2023

„Digitalisierung und Dekarbonisierung zusammen denken“

Die Energiekrise betrifft uns alle, doch wie schaffen es kleine und mittlere Unternehmen, Energie zu sparen, nachhaltig zu wirtschaften und die Digitalisierung voranzutreiben?

Interview mit Christoph Schenek, Go-to-Market Manager Sustainabilty bei Microsoft Deutschland.

DER Mittelstand.: Herr Schenek, besonders mittelständische Unternehmen leiden unter den explodierenden Energiepreisen. Welche Angebote macht ein Technologieanbieter wie Microsoft, um damit umgehen zu können?

Christoph Schenek: Das beste Angebot, um Energie und Geld zu sparen, sind unsere Cloud-Rechenzentren. Das Energieberatungsunternehmen Baringa hat ausgerechnet, dass die Cloud bis zu 80 Prozent energieeffizienter sein kann als lokale Serverfarmen, was sich direkt auf die Energieausgaben der Unternehmen auswirkt. Speziell für KMU bündeln wir in der Cloud for Sustainability zudem gezielt Technologien für Datenintelligenz und -integration und den Aufbau einer nachhaltigen IT-Infrastruktur in der Cloud. Eins dieser Tools ist der Microsoft Sustainability Manager, über den sich die Auswirkungen unternehmerischer Tätigkeiten auf die Umwelt erfassen und dokumentieren lassen, um den eigenen CO2 -Fußabdruck zu reduzieren.

Technologieunternehmen wie Microsoft betonen gerne, wie wichtig Daten für das Energiesparen sind. Wo besteht da ein Zusammenhang?
Firmen müssen genau wissen, was sie an Energie, Wasser und anderen Rohstoffen verbrauchen und welche Sparpotenziale sich daraus ergeben. Moderne Firmen haben ihre Wertschöpfungsketten digitalisiert und gewinnen daraus Unmengen von Daten, die sie zum Beispiel nutzen können, um ihre Produktionsprozesse zu optimieren. Eine IDC-Studie zeigt, dass digitalisierte Unternehmen für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen auf Basis von Daten meist nur zwischen sechs und zwölf Monaten benötigen, während wenig digitalisierte Firmen etwa doppelt so lange brauchen.

IT verbraucht eine Menge Strom, ist aber aus modernen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Wie schaffen es Unternehmen, IT auch zur Bewältigung der Energiekrise zu nutzen?
Geräte abschalten, wenn sie nicht gebraucht werden – Drucker, Backup-Laufwerke oder Scanner zum Beispiel. Auch bei der IT-Nutzung gibt es Sparpotenzial: Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sorgen dafür, dass fehleranfällige manuelle Tätigkeiten wegfallen. Auch die Nutzung von Edge Computing, bei dem Daten am Entstehungsort verarbeitet werden, ist energieeffizient, da Verbindungen in die Cloud nur selten benötigt werden. Schließlich liefert die IT die Daten, um etwa beim Energieverbrauch, Abfallaufkommen oder der Arbeit mit Lieferanten Energie zu sparen. Am Ende helfen Daten, Fortschritte zu messen und zu dokumentieren.

Microsoft bezeichnet die Cloud als Alternative für Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck verringern wollen. Aber ist die Migration in die Cloud im Grunde nicht nur eine Verlagerung der Emissionen?
In einer 2020 aktualisierten Studie haben wir die Emissionen von Cloud-Services und entsprechenden On-Premises-Diensten verglichen und deutliche Energieeffizienzsteigerungen gemessen, die je nach Anwendung zwischen 22 und 93 Prozent liegen. Die größten relativen Einsparungen ergeben sich beim Umzug von kleineren ITInfrastrukturen in die Cloud, die aus effizienteren Betriebsabläufen, IT-Geräten und Infrastrukturen resultieren. Die Migration in die Cloud sorgt also für die Verringerung von CO2 -Emissionen.

Microsoft möchte zum CO2-negativen Unternehmen werden. Welche Maßnahmen verfolgen Sie, und wo stehen Sie auf dem Weg zu diesem Ziel?
Wir wollen bis 2030 CO2 -negativ werden und bis 2050 den gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen, den wir seit unserer Gründung 1975 emittiert haben. Wir sind auf dem Weg und haben zum Beispiel über den Einkauf erneuerbarer Energien unsere selbst verursachten Emissionen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 um 17 Prozent gesenkt. Allerdings haben wir entlang unserer Wertschöpfungskette einen Anstieg der Emissionen um 23 Prozent verzeichnet. Um diesen Ausstoß zu verringern, haben wir unseren Verhaltenskodex für Lieferanten aktualisiert und unterstützen Zulieferer bei deren Emissionsreduktion. Wir haben auch angepasst, wie wir unsere Kohlenstoffziele festlegen, und informieren häufiger und umfangreicher über Fortschritte. Das führt zu größerer Transparenz und ermöglicht uns fundiertere Entscheidungen.

Als Technologieanbieter sagen Sie, dass die digitale und ökologische Transformation eng zusammenhängen. Wie genau?
Wir brauchen digitale Technologien, um unseren ökologischen Fußabdruck zu messen und den Energie- und Ressourcenbedarf zu reduzieren. Dafür nutzen wir dieselben Technologien, die wir auch für Innovationen brauchen – die Cloud, KI und Datentechnologien, Edge Computing oder das Internet der Dinge. Deshalb müssen wir Digitalisierung und Dekarbonisierung zusammen denken, denn ohne innovative Technologien werden wir weder unseren Wohlstand noch unseren Planeten retten.

Wie müssen sich Unternehmen verändern, um nachhaltiger und digitaler zu werden?
Wer Prozesse digitalisiert und Mitarbeitende qualifiziert, damit sie Veränderungen gestalten können, schafft ein modernes Unternehmen. Und wer die Fähigkeiten seiner Mitarbeitenden und die Mittel der Digitalisierung für seine Nachhaltigkeitsstrategie nutzt, wird nachhaltiger und erfolgreicher. Das Umweltbundesamt hat schon 2014 berechnet, dass durch einen ambitionierten Klimaschutz das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahr 2030 um rund 30 Milliarden Euro höher liegen könnte. Nachhaltigkeit ist also eine Winwin-Situation!

Das Interview führte Alem-Adina Weisbecker, Redaktion DER Mittelstand.

Christoph Schenek, Go-to-Market Manager Sustainabilty bei Microsoft Deutschland, berät und hilft bei Fragen zum Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen. mittelstand@microsoft.com

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