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01.08.2019

Fachkräfte finden und binden mit Mitarbeiterwohnungen

Ein Artikel von Dr. Peter Diedrich

Gerade in Ballungsräumen wie Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt ist es nicht einfach, Fachkräfte zu finden. Das hängt vielfach mit einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum zusammen. Vor diesem Hintergrund wurde in Berlin nun die erste BVMW Mitarbeiterwohnen Genossenschaft „Job und Wohnen“ gegründet. Das Modell der Genossenschaften knüpft an die Tradition des alten deutschen Werkwohnungsbaus an. Nach dem Motto Fachkräfte finden, Fachkräfte binden schließen sich auf regionaler Ebene Mittelständler zu einer Mitarbeiterwohnen-Genossenschaft zusammen. Sie bauen preiswerten Wohnraum und unterstützen sich damit gegenseitig bei der Suche nach geeigneten Fachkräften. In Stellenanzeigen können Unternehmen mit diesem besonderen Angebot auf sich aufmerksam machen. Das Team von Birgid Zoschnik und Götz Bittner (BVMW Hauptstadt-region Süd) organisierte eine stattliche Zahl von Informationsveranstaltungen für die interessierten Mitglieder. Die Resonanz war überraschend groß, häufig nahmen mehr als 50 Gäste an den Veranstaltungen teil. Darüber hinaus gab es Einzelgespräche und viele hilfreiche Materialien, die zur Verfügung gestellt wurden. Mit der Gründung der Genossenschaft können die nächsten notwendigen Schritte unternommen werden, um die geplanten Wohnanlagen in den Berliner Bezirken Spandau, Lichtenberg und Marzahn zeitnah entstehen zu lassen.

Positive Resonanz in der Politik

In den vergangenen Monaten hatte der BVMW in zahlreichen Gesprächen um Unterstützung für das Bauvorhaben in der Politik auf Bundes-, Landes- und auf Bezirksebene geworben. Nun geht es um die Berücksichtigung bei der Zuteilung landeseigener Grundstücke. Auf ihnen sollen mindestens je 100 bis 150 Wohnungen zusammen mit einem Ganztags-Kindergarten und einem Café entstehen.Bislang erfuhr der BVMW in Bezug auf die Planung und Umsetzung des Projekts größte Aufgeschlossenheit in der Berliner Politik. Das Vorhaben scheint den Nerv der Zeit zu treffen, und wird als willkommener Baustein im Programm zur Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum vom Berliner Senat gefördert. Besonders engagiert unterstützen Katrin Lompscher (Senatorin für Stadtplanung und Wohnungsbau) und Staatssekretär Sebastian Scheel das Bauvorhaben. Auch die Gespräche in Bezug auf die Baurechtserteilung werden von allen Seiten sehr aufgeschlossen geführt. Denn nicht zuletzt schafft der BVMW mit der Mittelstandsinitiative neben bezahlbarem Wohnraum auch Arbeitsplätze für die Hauptstadt. Für zahlreiche Fachkräfte wird das Angebot einer bezahlbaren Wohnung neben einem spannenden Job bei den Mitgliedsunternehmen des BVMW ein Grund sein, nach Berlin zu ziehen.

Innovation in der Hauptstadt

Beim letzten Treffen mit der Investitionsbank Berlin (IBB), den Vorständen der Berliner Wohnungsgenossenschaften und Senatorin Lompscher stellte IBB-Vorstandsvorsitzender Dr. Jürgen Allerkamp die Mittelstandsinitiative des Mitarbeiterwohnungsbaus als besonders erwähnenswerte Innovation in der Hauptstadt vor. Er sagte seine persönliche Unterstützung bei der Umsetzung zu.

Bezahlbarer Wohnraum ist keine Utopie

Insgesamt wird die Genossenschaft vorerst drei Pilotprojekte mit bis zu 350 Wohnungen in Berlin bauen. Sie werden im Falle der öffentlichen Förderung (30 Prozent der Wohnungen) zu 6,50 Euro pro qm vermietet, der freifinanzierte Teil für 8,50 Euro pro qm. Es sind vor allem die Grundstückskosten, die in den letzten Jahren besonders gestiegen sind und die in Ballungsräumen bei bis zu 2.000 Euro pro qm liegen können. Die Höhe der kalkulierten Gesamtkosten liegt bei circa 2.350 Euro pro qm (einschließlich Grundstückskosten). Dieses Ziel erreicht die Genossenschaft vor allem dadurch, indem die jeweilige Kommune Grundstücke zur Verfügung stellt (Erbpachtverträge) oder Mitglieder der Genossenschaft als nicht betriebsnotwendige Immobilien einbringen. Zudem werden die Wohnungen in serieller Bauweise errichtet. Gebaut wird mit ökologisch hochwertigen Materialien, die in hohem Maße energieeffizient sind. Wenn immer möglich wird mit Holz gebaut. In Kürze beginnen die Gespräche über geeignetes Bauland auch in München und Hamburg. Dort ist der Wohnungsmarkt noch angespannter. Sowohl von Mitgliedern des BVMW als auch von Unternehmerinnen und Unternehmern, die noch nicht Mitglied sind, ist auch dort das Interesse an dem Projekt sehr hoch. Interessierte mögen sich bitte bereits jetzt melden. Es werden Einzel-gespräche angeboten, in denen Mitglieder und solche, die es werden wollen, über die Struktur sowie die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen informiert werden. Diese Gesprächsangebote gelten auch weiterhin für die Bauprojekte in Berlin.

Dr. Peter Diedrich
Rechtsanwalt und Notar
Managing Partner der DSC Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Berlin
Vorsitzender der Rechtskommission und stellvertretender Vorsitzender des Schiedsgerichts des BVMW
www.dsc-legal.com

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