Alexandra Höhne

Alexandra Höhne

Themen

Unternehmertum
26.03.2024

Alexandra Höhne

Die COO der ValueMiner GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Führungskraft zu werden?

Mein Weg zur Führungskraft ist tief verwurzelt in meiner Herkunft aus einer Unternehmerfamilie, wo ich früh die Dynamik des Geschäftslebens durch starke Unternehmerpersönlichkeiten kennenlernte. Diese Einblicke inspirierten mich, den Drang zu spüren, etwas zu bewirken, Innovationen voranzutreiben und Entwicklungen mit Hingabe und Motivation langfristig zu gestalten.

Im Sport habe ich als Kapitänin meiner Fußballmannschaft früh erkannt, wie erfüllend es ist, Teams zu inspirieren und gemeinsame Ziele zu erreichen. Diese Erfahrungen wurden durch mein internationales Studium in Spanien, Irland und Deutschland bereichert, wo ich wertvolle Einblicke in diverse Kulturen gewann und meine Fähigkeit, kreativ und innovativ zu denken, stärkte.

Trotz einer Herausforderung bei meiner ersten Selbstständigkeit, die letztendlich nicht erfolgreich war, habe ich unglaublich viel über Resilienz, Selbstvertrauen und die Kunst des Neuanfangs gelernt.

Diese Erfahrungen, kombiniert mit meiner natürlichen Freude am Motivieren und Empowern von Teams, haben mich auf meinen Pfad als entschlossene und leidenschaftliche Führungskraft geführt. Sie spiegeln meine Überzeugung wider, dass wir durch Power, Mut und unseren einzigartigen Blickwinkel die Geschäftswelt positiv verändern können.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Würde ich die Zeit zurückdrehen können, würde ich mit dem Wissen und der Erfahrung, die ich jetzt besitze, noch gezielter und effektiver handeln. Aber die Essenz meines Weges, die Kernentscheidungen und die Leidenschaft für das, was ich tue, würde ich genauso beibehalten.

Jede Station meiner Karriere war einzigartig und bereichernd. Ich hatte das Privileg, unglaublich tolle Menschen und inspirierende Persönlichkeiten kennenzulernen, die mich in meiner Entwicklung beeinflusst haben. Durch meine Tätigkeiten in verschiedenen Branchen konnte ich eine breite Palette an Erfahrungen sammeln und früh viel Verantwortung übernehmen. Dies hat zu einem globalen Netzwerk geführt, das für mich sowohl beruflich als auch persönlich von unschätzbarem Wert ist.

Wichtig war auch, zu erkennen, was ich nicht will – eine Erkenntnis, die oft unterschätzt wird, aber entscheidend für die eigene Karrieregestaltung ist. Obwohl oder gerade, weil ich oft ins kalte Wasser geworfen wurde, hat mich jede dieser Herausforderungen gestärkt und mir geholfen, als Führungskraft zu wachsen.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die entscheidendste und lehrreichste Phase meiner Karriere war die Kombination aus frühen Auslandserfahrungen und die bewusste Wahl für Startup anstatt Konzern. Diese Zeit des „ins kalte Wasser geworfen Werdens“ hat nicht nur meine Anpassungsfähigkeit und Resilienz gestärkt, sondern mir auch ermöglicht, ein tiefgreifendes Verständnis für verschiedene Kulturen und Arbeitsweisen zu entwickeln.

Es ermöglichte mir, näher an den Marktgeschehnissen und Entwicklungen der Industrie zu sein. Als Umgebung bot mir ValueMiner mehr Möglichkeiten für rollenübergreifende Tätigkeiten und förderte mein „Out of the Box“-Denken.

Früh Verantwortung zu übernehmen, hat mich gelehrt, strategisch zu denken und ein intensiveres Gespür für die Dynamiken innerhalb von Teams und deren Impact auf den Unternehmenserfolg zu entwickeln.

Diese Erfahrungen haben nicht nur meine fachlichen Fähigkeiten geschärft, sondern auch meine Persönlichkeit geformt und mir gezeigt, wie wichtig es ist, authentisch zu führen und echte Verbindungen im Berufsleben aufzubauen.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Als Frau in der IT-Branche, speziell im Bereich der künstlichen Intelligenz, bestand meine größte Herausforderung darin, mit Vorurteilen und stereotypen Annahmen konfrontiert zu sein. Kommentare wie „und Sie machen etwas mit künstlicher Intelligenz?“ waren nicht selten und erforderten von mir, sie kalt zu lassen und nicht persönlich zu nehmen.

Auch aufgrund meines Alters und meiner Erfahrung war die Wahrnehmung unserer kleinen Firma, die sich wegen ihres unglaublichen Potenzials und Know-hows auszeichnet, teilweise nicht die Richtige bzw. Erwünschte.

Diese Herausforderungen waren weniger im fachlichen, sondern vielmehr im persönlichen Bereich angesiedelt. Standhaft zu bleiben, mich durch meine Leistungen und Fachwissen zu beweisen und Vorurteile durch Kompetenz und Engagement zu überwinden war die Devise.

Durch diese Erfahrungen bin ich resilienter geworden und haben mein Engagement für Diversität und Inklusion in der Tech-Branche verstärkt.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Derzeit beschäftige ich mich intensiv mit den rasanten Entwicklungen in der KI-Branche, insbesondere mit den neuen LLM (Large Language Models), die fast täglich erscheinen. Wir befinden uns in einer Phase des Hypes, und es ist eine Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die diese Dynamik mitgestalten können.

Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist es, die Erwartungen unserer Kunden in Bezug auf KI zu managen. Es gibt oft eine Diskrepanz zwischen der Erwartung, dass alles möglich ist, und der Realität, dass vieles möglich ist, aber mit erheblichem Aufwand verbunden.

Bei ValueMiner konzentrieren wir uns darauf, KI-Lösungen auf Konzernniveau für den Mittelstand zugänglich zu machen. Dies erfordert, Kontakte im Mittelstand zu finden und ein neues Denken zu fördern, das neue Möglichkeiten mit sich bringt. Eine meiner Hauptaufgaben ist es, die Überzeugung zu verbreiten, dass es mehr Potenziale als Probleme gibt und dass KI eine transformative Kraft für Unternehmen jeder Größe sein kann.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Besondere Wertschätzung erfahre ich für meine Arbeit, wenn ich sehe, wie meine Entscheidungen positive Auswirkungen auf das Unternehmen und das Team haben. Es geht nicht nur um persönliche Anerkennung, sondern vielmehr darum, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen Früchte tragen und wir unsere gesetzten Ziele erreichen.

In unserem Team spielt konstruktives und ehrliches Feedback eine zentrale Rolle. Dieses offene und unterstützende Umfeld ermöglicht es uns, gemeinsam zu wachsen und Erfolge zu feiern. Bei unseren Kunden erlebe ich, dass die Beziehung auf Vertrauen, Sympathie und Ergebnissen basiert – und das schätze ich sehr.

Eine besonders wichtige Form der Wertschätzung erfahre ich durch den Gründer von ValueMiner, der mir vollständiges Vertrauen entgegenbringt. Dieses Vertrauen wird auch im Führungsteam widergespiegelt, wo wir wie aus einem Guss zusammenarbeiten, oft mit einem nahezu blinden Verständnis.

Die Flexibilität und Freiheit, die mir gewährt wird, sowie die Erlaubnis, auch einmal zu scheitern, sind entscheidend. Diese Faktoren schaffen eine Atmosphäre, in der ich mich wertgeschätzt fühle und in der meine Beiträge einen echten Unterschied machen.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräfte mitgeben?

Zunächst einmal ist es von entscheidender Bedeutung, klare Linien zu haben und nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. Ein klarer und konsistenter Ansatz schafft Vertrauen, sowohl im Team als auch bei den Kunden.

Authentizität und eine transparente Denkweise sind ebenfalls unerlässlich. Es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben und offen und ehrlich zu kommunizieren. Auf diese Weise können Beziehungen aufgebaut und langfristiges Vertrauen geschaffen werden.

Ein starkes Vertrauensverhältnis und gegenseitige Wertschätzung sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Auch die Fähigkeit, frühzeitig Teammitglieder auszusortieren, wenn das Feuer nicht brennt, sehe ich als entscheidend – wenn auch nicht immer leicht. Es ist besser, rechtzeitig schwierige Entscheidungen zu treffen, als langfristig unter einer unpassenden Dynamik zu leiden.

Schließlich ist das Herz oft wichtiger, als die letzten 10 % Performance herauszukitzeln. Menschlichkeit und Empathie sollten im Vordergrund stehen, auch wenn es um geschäftliche Entscheidungen geht.

Insgesamt ist die Botschaft an alle angehenden Unternehmerinnen und Gründerinnen/Führungskräfte im Mittelstand klar: Halten Sie an Ihren Prinzipien fest, seien Sie authentisch und transparent, glauben Sie an Ihre Vision und Ihre Teammitglieder, und vergessen Sie nie die Bedeutung von Menschlichkeit und Mitgefühl in Ihrem Handeln.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Wir sind fest davon überzeugt, dass die Förderung von Frauen im Arbeitsumfeld bedeutet, keine Unterschiede zu machen und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihren Leistungen zu bewerten. Unser Unternehmen bietet Raum und Verständnis für frauenspezifische Bedürfnisse und schafft eine Umgebung, in der sich Frauen gesehen, gehört und unterstützt fühlen.

Ein weiterer Schlüssel zur Förderung von Female Empowerment ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir setzen uns aktiv dafür ein, unsere Werte und Überzeugungen in die Tat umzusetzen und inspirieren damit nicht nur unsere Mitarbeiterinnen, sondern auch das gesamte Team.

Darüber hinaus erkennen wir an, dass Frauen oft keine speziellen Formen des Empowerments benötigen, sondern vielmehr Wertschätzung, Freiraum, Förderung und Raum zur Leistung. Indem wir ein Umfeld schaffen, das diese Bedürfnisse erfüllt, stärken wir nicht nur unsere weiblichen Mitarbeiterinnen, sondern tragen auch zu einer integrativen Unternehmenskultur bei, von der alle profitieren.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unter- nehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...

Von der Politik erwarte ich, dass sie Prozessgerechtigkeit sicherstellt, sodass gleiche Möglichkeiten für alle bestehen.

Dies könnte beispielsweise durch die Förderung von Startups erfolgen, indem „leichtere“ Hürden bei der Vergabe öffentlicher Aufträge geschaffen werden. Besonders im Startup-Umfeld gibt es nämlich viele Frauen in Führungspositionen – diese können dann Ihre Kultur in die Breite der Gesellschaft tragen.

Oft wäre weniger Regulierung mehr Unterstützung. Zum Beispiel halte ich die Einführung einer Frauenquote als interessant. In unserem Unternehmen gibt es keine solche Quote, und dennoch sind 60 % unserer Belegschaft Frauen – und das nicht nur in traditionell weiblich besetzten Bereichen wie dem Marketing. Es zeigt sich, dass Unternehmen vielfältige und inklusive Arbeitsumgebungen schaffen können, ohne auf Quotenregelungen angewiesen zu sein.

Stattdessen sollten die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass Frauen und Männer gleichermaßen ermutigt und unterstützt werden, ihre Karriereziele zu verfolgen und ihre Potenziale auszuschöpfen.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Meine Vorbereitung auf wichtige Termine ist stark von Zielorientierung und Abstraktion geprägt.

Zunächst konzentriere ich mich darauf, das Hauptziel des Termins klar zu definieren und die wesentlichen Punkte, die erreicht oder besprochen werden sollen, zu identifizieren. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, sich in die andere Person oder das andere Team hineinzuversetzen, um ihre Perspektive zu verstehen und mögliche Erwartungen oder Bedenken vorwegzunehmen.

Ich praktiziere flexibles Szenariondenken, indem ich verschiedene „Was wäre, wenn“-Szenarien durchspiele, um auf unterschiedliche Gesprächsverläufe vorbereitet zu sein.

Während der gesamten Vorbereitung achte ich aber vor allem darauf, das Wesentliche im Blick zu behalten und mich nicht in Details zu verlieren, die vom eigentlichen Ziel des Termins ablenken könnten. Diese Herangehensweise hilft mir, effizient und effektiv zu kommunizieren und meine Termine erfolgreich zu gestalten.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf...

Was mich an meinem Beruf am meisten begeistert, ist die unglaubliche Vielfalt und der Reichtum der täglichen Aufgaben. Jeder Tag ist eine neue Gelegenheit, zu lernen, zu wachsen und etwas Bedeutungsvolles zu schaffen.

Die Interaktion und der Austausch mit hochkarätigen Kontakten und Branchenpionieren sind besonders bereichernd und inspirierend. Sie ermöglichen mir, an der Spitze der Innovation zu stehen und von den Besten zu lernen. Meine Einflussmöglichkeit in diesem dynamischen Umfeld zu haben, ist ungemein erfüllend.

Es ist die Schnelligkeit und die Energie des Alltags in der KI-Branche, die mich jeden Tag aufs Neue begeistern.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Ich konnte mich lange nicht zwischen Tierärztin und Staatsanwältin entscheiden.

Spannend, dass es letztlich dann das internationale BWL-Studium und COO in der Softwarebranche geworden ist. Das Leben hält einfach immer etwas Neues für einen bereit.

Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?

Von meinem Team habe ich einige wertvolle Lektionen gelernt, die für mich als Führungskraft entscheidend sind.

Eine der grundlegendsten, aber wahrsten Erkenntnisse ist, dass „zwei Köpfe mehr als einer und drei mehr als zwei usw.“ können. Diese einfache Weisheit bestätigt sich immer wieder in der Dynamik und der Power, die in unserem Team herrscht. Diese Energie führt zu beeindruckender Effizienz und Kreativität in unserer Arbeit.

Ein weiterer wichtiger Lernpunkt für mich war die Erkenntnis, dass ich so, wie ich bin, ausreiche. Mein Team akzeptiert und schätzt mich als Führungskraft, ohne dass ich mich verstellen oder verkünsteln muss. Außerdem habe ich von meinem Chef gelernt, dass „Babysteps in die richtige Richtung im Alltag meist schon ausreichend sind, um Großes zu erreichen“. Diese Perspektive hat mir geholfen, den Wert von kleinen, konsequenten Schritten zu erkennen, die zusammen zu bedeutenden Fortschritten führen.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

In meiner Freizeit schaffe ich einen Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag durch Sport, insbesondere Fußball und Fitness. Das hilft mir nicht nur, körperlich fit zu bleiben, sondern bieten auch eine wertvolle Gelegenheit, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken.

Es gibt viele Tage, an denen ich vor dem Sport müder, unkonzentrierter und mit weniger Antrieb bin als nach einer intensiven Einheit – das fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.

Was natürlich in meiner Freizeitgestaltung nie fehlen darf, sind feines Essen, gute Weine und spannende, abwechslungsreiche Aktivitäten mit dem Partner, Freunden sowie der Family.

Infos zur Person

Alexandra Höhne

Infos zum Unternehmen

ValueMiner GmbH
https://valueminer.eu/

  • Gründungsjahr: 2014
  • Branche: Software, Künstliche Intelligenz
  • Firmensitz: München, Bayern
  • Mitarbeitende: 11-50

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