Alma Spribille

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Themen

Unternehmertum
15.10.2025

Alma Spribille

Die Geschäftsführerin der WEtell GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Autor: BVMW Bundeszentrale

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Ich habe bereits meine Diplomarbeit beim Fraunhofer ISE geschrieben und war danach direkt festangestellt als Wissenschaftlerin und Projektleiterin. Da ich mich stetig weiterentwickeln wollte, durch Fortbildungen und neue Aufgaben, war nach ein paar Jahren für mich klar, dass ich gerne Führungsverantwortung übernehmen möchte. Das hat nach etwas Hin und Her auch funktioniert.

Meine langjährige Tätigkeit in der Solarzellenforschung bei Fraunhofer gepaart mit meinem ehrenamtlichen Engagement bei Ingenieure ohne Grenzen e.V. hat mir irgendwann nicht mehr gereicht. Mit dem Klimawandel hatten und haben wir ein extrem dringliches Problem, welches mich ganz persönlich trifft. Daher wollten ein paar Freunde und ich ein Unternehmen gründen, mit dem wir eine Lösung anbieten, etwas was wir alle ohnehin täglich nutzen und was leider bis dato weder im Klimasinn nachhaltig noch sozial verantwortlich umgesetzt wurde. So können wir mit unserem ganzheitlich nachhaltigen Mobilfunkangebot hoffentlich langsam, aber sicher eine ganze Branche hin zu mehr ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit bewegen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Ich würde denselben Weg nochmal nehmen. Er war teilweise steinig, oft aufregend und hätte mir vorher jemand gesagt, wie intensiv es ist, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Aber jetzt bereue ich nichts, klar habe ich hier und da Fehler gemacht, aber die gehören dazu und solange man daran wächst und weiterhin dazu lernt, passt das schon.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Wir haben bei einem entscheidenden Termin, der auch das Aus für WEtell hätte bedeuten können, beim Netzbetreiber Vodafone, vorher allen Mut zusammengenommen und auf eigene Faust über LinkedIn Personen aus dem Nachhaltigkeitsmanagement und dem Marketing der Vodafone eingeladen. Unsere Ansprechperson hatte uns vorher signalisiert, dass ein Nein so gut wie feststeht und so hatten wir nichts zu verlieren. Dennoch war es weit außerhalb meiner Komfortzone, aber es hat sich gelohnt und ich habe gelernt, dass sich an manchen Stellen Dreistigkeit wirklich auszahlt.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Die größte Herausforderung war der Zeitraum, in dem meine Mitgründer und ich echte Beziehungsprobleme hatten. Es ist schon besonders, mit Freunden zu gründen. Oft ist das toll, aber wenn man sich irgendwann nicht mehr versteht, ist es auch sehr herausfordernd. Geholfen hat es uns, ein gemeinsames Coaching zu machen, wir haben uns alle darauf verständigt, dass wir nicht einfach aufgeben wollen, sondern an unserer Beziehung arbeiten – sehr ähnlich zu einer Paartherapie. Das hat uns nochmal deutlich wachsen lassen und macht uns jetzt resilienter bei auftretenden Herausforderungen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Ich beschäftige mich derzeit sehr stark mit Vertragsverhandlungen mit unserem wichtigsten Partner. Durch das über Jahre gewachsene Vertrauen können wir jetzt eine neue deutlich transparentere Vergütungsstruktur umsetzen, als es zu Beginn möglich gewesen wäre.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit? 

Ich erfahre einerseits viel Wertschätzung durch das gesamte Team z. B. in internen Feedbackgesprächen, die wir auf Augenhöhe führen und wo ich sehr viel lerne; andererseits erfahre ich sehr viel Wertschätzung bei öffentlichen Auftritten, Interviews, Vorträgen, bei denen viele regelrechte WEtell-Fans auf mich zukommen und mir bzw. eigentlich uns ganz viel Wertschätzung entgegenbringen.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Finde deinen eigenen Führungsstil, setze dich mit Kommunikation auseinander (das kann man gar nicht gut genug können) und such dir eine Peer-Gruppe, in der du dich in einem geschützten Rahmen über deine Herausforderungen austauschen kannst, dann muss sich das nicht alles dein:e Partner:in anhören.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Ich denke, dass ich als Vorbild da automatisch einiges dazu beitrage, jedenfalls wird mir das von den Mitarbeitenden gespiegelt. Außerdem mache ich insbesondere meine männlichen Kollegen immer wieder auf strukturelle Dinge wie unbewusste Vorurteile (die wir alle haben) aufmerksam und zeige auf, dass wir automatisch von Frauen anderes erwarten als von Männern. 

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

…ein Elternzeit-Äquivalent für Stipendien, mehr Vorbilder in der Politik, verpflichtende Elternzeit auch für Männer – das würde einiges helfen!

Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?

„Radikal emotional“ von Maren Urner (oder einfach einen Vortrag anschauen)

Es zeigt, wie wichtig Emotionen sind und das wir sie bei der Arbeit nicht ausklammern können und sollten. Wenn wir das akzeptieren und aktiv kommunizieren, wird Führung deutlich einfacher.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

CrossFit – Da fühle ich mich nach 1,5 Jahren immer noch als Anfängerin, das erdet und das Auspowern hilft mir, abzuschalten.

Ein guter Tag beginnt für mich mit … 

Viel Kaffee und Zeitung lesen

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor? 

Ich bereite mich vor allem mental vor, versetze mich in die richtige innere Einstellung und sorge für inneren Fokus auf den Termin (natürlich neben der inhaltlichen Vorbereitung)

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Zum Auftanken der eigenen Energie, zum Austausch über ähnliche Herausforderungen in einem sicheren Rahmen.

Wie stehen Sie zum Thema Gendern?

Ich gendere in den allermeisten Fällen. Sprache verändert sich und mir wäre es auch lieber wir hätten eine neutrale Sprache, aber so ist es eben nicht und mir bricht auch kein Zacken aus der Krone, wenn ich mir regelmäßig Gedanken über eine korrekte Sprache mache. Aber das alles sollte mit einem gewissen Maß an Leichtigkeit und Augenzwinkern einhergehen und wir sollten korrekte Sprache auch nicht über ein wohlwollendes Miteinander stellen. Im Betriebsrat bei Fraunhofer haben wir einmal unsere Satzung mit der Präambel „Im Folgenden wird ausschließlich die weibliche Form genutzt, damit sind Männer mitgemeint“ (aus dem Gedächtnis zitiert) begonnen. Das hatte Leichtigkeit und hat niemanden gestört. Am Ende sagt eine Tat ja oft mehr als tausend Worte, daher kritisiere ich auch niemanden, der oder die nicht gendert.

Infos zur Person

Alma Spribille            

  • Jahrgang: 1984
  • Berufsabschluss: Dipl. Wirt.- Ing. Energie- und Umweltmanagement
  • Position: Geschäftsführung (Klimaschutz, Finanzen & Personal)
  • Gründerin (WEtell) seit 2019, Führungskraft seit 2017
  • Auf LinkedIn vernetzen: https://www.linkedin.com/in/alma-spribille-673586b6/

Infos zum Unternehmen

WEtell GmbH
https://www.wetell.de/

  • Gründungsjahr: 2019
  • Branche: Mobilfunk
  • Firmensitz: Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg)
  • Mitarbeitende: 27

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