Anja Blaku

­Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Ich habe bereits als Kind Postkarten gemalt und Emaillieschmuck gebastelt und in der Nachbarschaft verkauft. Die Freude dabei hat mich stark motiviert, Unternehmerin zu werden.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen

Ich würde in meiner Ausbildung zusätzlich zu den beiden Blöcken „Tänzerische Körperbildung“ und „Sport“ noch den Zweig „Pflegerische Gymnastik“ wählen.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Ich habe mich bereits mit 19 Jahren mitten in meiner Ausbildung mit einem kleinen Kursstudio selbstständig gemacht. Und habe da durch den Sprung ins kalte Wasser extrem viel gelernt. Zusätzlich hatte ich ab 2009 sechs Jahre lang 3 verschiedene Anstellungsverhältnisse, während derer ich gelernt habe, in großen Teams zu arbeiten. Die Quintessenz war aber, dass ich unbedingt wieder in das Unternehmertum wechseln wollte, was ich ab 2015 dann auch wieder realisiert habe.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Zu akzeptieren, dass der Käufer eines Studios von mir noch vor der Zahlung der letzten Kaufrate Konkurs gegangen ist und ich mein Geld niemals erhalten habe.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

1. Ich plane mit meinem Team und vielen anderen gesundheitsorientierten Firmen einen großen Gesundheitstag in Berlin (5.5.2024)
2. Ich befinde mich im Prozess, Influencerin zu werden für die Zielgruppe 50+ und dem Ziel, dass sie, wenn auch hochbetagt, gesund, fit und autonom sind.
3. Politische Aktivitäten mit dem Ziel, der Prävention in unserem Land einen höheren Stellenwert zu geben. Es liegt ein Konzept in meiner Schublade, die beim Schwangerschaftskurs bereits beginnt und bis in unsere Senioren- und Pflegeheime reicht.
4. Am Rande sind auch aktive Seniorenheime geplant, wofür wir Investoren suchen.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Ich kann die deutliche Leistungsverbesserungen von unseren Kunden digital und analog beobachten. Positives Feedback von den Menschen um mich herum. Zum Beispiel von einer Kundin über WhatsApp „Liebe Anja, du bist unser leitender Stern am Gesundheitshimmel. Ich danke dir von Herzen“.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräfte mitgeben?

1. Artgerechte Bewegung mindestens 2x pro Woche
2. Pflanzenbasierende schlaue Ernährung, möglichst ohne industriell verarbeitete Lebensmittel
3. Altersvorsorge früh auf dem Schirm haben, um frauentypische Altersarmut zu verhindern
4. Nicht zu früh aufgeben, wenn am Anfang die Geschäftsidee nicht gleich klappen will. Als Unternehmerin braucht man Ausdauer, keinen Sprint.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Wünsche/sinnvolle Inputs von Mitarbeiterinnen werden möglichst zeitnah erfüllt/aufgegriffen. Persönliche Lebensumstände finden in unserer Planung Berücksichtigung. Gedankenimpulse werden sehr gerne gehört und gemeinsam diskutiert. Und Selbstständigkeit wird gefördert. Die persönlichen Talente und Potenziale der Mitarbeiterinnen werden beachtet und die weitere Entfaltung unterstützt. Es gibt ein warmes Bioessen zur Mittagspause.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

1. Deutlich höhere Rente für Frauen, die Kinder in die Welt gesetzt haben. Die circa 50€ sind ein ganz schlechter Scherz dafür, dass man/frau durch Schwangerschaft und Kindererziehung in seiner/ihrer beruflichen Karriere massiv ausgebremst wird.
2. Komplette Überarbeitung der Rehabilitationsgesetze und -maßnahmen. Die aktuellen fördern nicht im Ansatz die Gesundheit der deutschen Gesellschaft ausreichend. Dasselbe gilt für die Präventionsangebote. Hier gibt es ein enormes Potenzial, den Pflegenotstand zu verhindern und damit die hohen Kosten und die finanzielle Belastung auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger deutlich zu senken.
3. Mehrwertsteuer für die Bewegungsanbieter, die sich nachweislich der Gesundheit widmen, genau wie bei Physiotherapeuten auf null setzen. Es darf nicht sein, dass wir denselben Mehrwertsteuersatz bezahlen, wie Hersteller von Alkohol und andere Drogen und sogar deutlich mehr als Süßigkeiten. Dieser Zustand ist hanebüchen! Grundlegendes Erhöhen der Mehrwertsteuer o. g. Produkte und Senken der Mehrwertsteuer von unverarbeiteten Produkten wie Gemüse, Obst, Nüsse etc. auf null.
4. Verbot von Werbung für gesundheitsschädigende Produkte.
5. Verbot von industriell gefertigten Süßigkeiten in Kindergärten und Schulen
6. Kurrikulums/Lehrpläne für die Schulen ändern auf mehr Sporttermine und ein Fach mit dem Thema Gesunderhaltung von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss.

Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?

1. „Black Out“ von Marc Elseberg
2. „How not to die“ von Dr. Michael Greger

Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?

Der Dozent, Dr. Schwanbeck in meiner Ausbildungsstätte der Sportschule des Landessportbundes Berlin, der echte Prävention erläutert hat mit all ihren Vorteilen bezogen auf z. B. Knochendichte, Blutdruck, Puls, Zuckerstoffwechsel.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Treffen mit Kindern und Enkeltöchtern, Wochenmarktbesuche für Bioprodukte und kreatives Kochen, Zweisamkeit, Badewanne, Touren mit dem Wohnmobil, Kultur

Ein guter Tag beginnt für mich mit …

… ausschlafen und ohne Frühstück in den Tag starten.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Weil Frauen in der Wirtschaft immer noch unterrepräsentiert sind und sich so gegenseitig fördern und bekannter machen können. Zusätzlich kann die positive und fröhliche Atmosphäre, die meist bei Frauennetzwerktreffen zu spüren ist, beflügelnd auf jede Teilnehmerin wirken. Erfahrungsaustausch ist generell wertvoll, aber natürlich auch mit den Männern.

Wie stehen Sie zum Thema Gendern?

Halte ich für ausgesprochen wichtig, um Frauen in unserer Gesellschaft mehr Wertschätzung entgegenzubringen und die Chancen auf Gleichstellung mit den Männern zu verbessern.

Infos zur Person

Anja Blaku

• Jahrgang: 1962
• Berufsabschluss: Staatlich geprüfte Sport- und Gymnastiklehrerin
• Position: Inhaberin des Präventionsstudios FlowFitness und Entwicklerin der Intensivpräventionstrainingsmethode MedicalMove
• Selbstständig seit 1981 in der Fitnessbranche
• Zum LinkedIn-Profil: linkedin.com/in/anja-blaku-49968658

Infos zum Unternehmen

Präventionsstudio FlowFitness
www.flowfitness.info

• Gründungsjahr: 2016
• Branche: Sport und Gesundheit
• Firmensitz: Berlin Friedenau
• Mitarbeitende: 10
• Zum LinkedIn-Profil: www.linkedin.com/in/flowfitness-anja-blaku-64331a299