Annelena Balke

Annelena Balke

Themen

Unternehmertum
01.09.2025

Annelena Balke

Die Gründerin von business-schauspiel im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Autor: BVMW Bundeszentrale

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden? 

Mir war immer wichtig, zu gestalten. Dienst nach Vorschrift war für mich keine Option. Ich bin ein „gelber“ Typ: habe viele Ideen und bin sehr begeisterungsfähig – und kann auch andere begeistern. Ich habe einen guten Zugang zu Menschen, da ich authentisch und auf Augenhöhe kommuniziere. Die gemeinsame Arbeit an einer Sache ist für mich sehr bereichernd, da übernehme ich gerne Verantwortung.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen. 

Hätte ich gewusst, wie wichtig und wertvoll Netzwerke sind, hätte ich mir sicher den ein oder anderen Umweg sparen können. Auch habe ich mir als junge Frau oft weniger zugetraut als ich eigentlich konnte – das weiß ich aus heutiger Sicht. Ich wollte immer gleich perfekt sein und habe mir an manchen Stellen nicht erlaubt, einfach anzufangen, weil ich dachte: Ich kann es nicht gut genug. Aber am Ende bin ich mir und meinen Talenten treu geblieben… deshalb wäre der Weg am Ende wahrscheinlich auf etwas ähnliches Herausgekommen… aber vielleicht schneller erfolgreich.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben? 

Theater zu spielen, hat mein Leben verändert. Definitiv. Es hat eine Leidenschaft in mir geweckt. Und diese Leidenschaft zu meinem Beruf zu machen, war die beste Entscheidung meines Lebens. Wenn auch nicht die einfachste.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist? 

Die größten Herausforderungen – weil sie kommen immer wieder – sind die, wenn man einen deutlichen Schritt aus der Komfortzone heraustritt. Immer wieder, wenn ich etwas Neues gewagt habe. Die Letzte war, meine Festanstellung als Leitung der Sparte Schauspiel in der Musik- und Kunstschule zu kündigen, um mich komplett selbstständig zu machen. Die Sicherheit aufzugeben. Ich habe gefühlt zwei Jahre für die Entscheidung gebraucht. Aber dann war sie reif.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? 

Eine der spannendsten Fragen in meinem Business ist es, wie ich Menschen beim Verlassen ihrer Komfortzone begleite? Wie ermögliche ich, mir und dem Prozess so zu vertrauen, dass neues Verhalten entstehen kann, dass persönliches Wachstum möglich ist. Ich kombiniere dazu Übungen und Tools aus dem Schauspiel und dem Coaching – aber auch jede Menge Erfahrung und Intuition.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Es ist der Moment, in dem mein Gegenüber Emotionen zeigt, die er oder sie normalerweise nicht so schnell zeigt: sei es Freude oder Trauer oder … Gefühle sind ganz wesentlich in meiner Arbeit. Ich versuche, die Menschen zu berühren. Und wenn mir das gelingt, dann spüre ich es sofort. Das Feedback, dass meine Arbeit tiefer geht als gewohnt, ist natürlich auch ganz wunderbar.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben? 

  1. Es braucht eine starke Vision. Einen Wunsch, der dich über die Tage und Zeiten trägt, in denen es nicht so gut läuft. Die gehören dazu! Weitermachen. Das Vertrauen nicht verlieren.
  2. Ein gutes Netzwerk ist in meinen Augen wichtiger als jede Strategie. Die Menschen kaufen keine Strategie, sie kaufen von Menschen, denen sie vertrauen. Außerdem trägt ein Netzwerk und verhilft zu vielen Optionen, die man alleine niemals hat. 

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind? 

Ich bewege mich viel in Frauennetzwerken, da ich in meiner Arbeit als Präsentationstrainerin immer wieder die Erfahrung mache, dass Frauen ein schwieriges Verhältnis zu Sichtbarkeit haben. Wir sind anders sozialisiert. Deshalb finde ich es sehr wertvoll, wenn ich hier mit meiner Arbeit dazu beitragen kann, dass sich das ändert.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

…., dass sie dieses Thema ernst nimmt. Das ist kein Nice-to-have. Ohne Frauen, die sich wirklich einbringen, auch und besonders in der Führung, verpasst die Wirtschaft eine ganz wichtige Chance. Wir brauchen die Expertise von Frauen, wir brauchen ihren anderen Führungsstil und wir müssen als Gesellschaft das immer noch vorherrschende Rollenmodell aufbrechen, wenn wir Gleichstellung ernst nehmen. 

Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?

„Verletzlichkeit macht stark“ von Brene Brown. Und auch von ihr: „Mutige Führung“. Brene Brown forscht zu den Themen Verletzlichkeit und Scham. Ich bin sicher, diese Gefühle bestimmen unser Leben und unsere Arbeit maßgeblich – aber niemand spricht darüber. (Außer in Coachings) Aber: Darin liegt eine ganz große Chance, unsere Arbeit und unsere Führung besser, innovativer und menschlicher zu machen.

Ein guter Tag beginnt für mich mit … 

… Kaffee im Bett.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor? 

Sehr gut. Und dann, kurz vorher, den Kopf leer bekommen. Vor allem ist mir wichtig, dass ich einen Fokus herstelle. Alles andere muss warten. Damit ich ganz und gar präsent sein kann. Das ist entscheidend. Also z. B. vorher meditieren oder mit dem Hund in den Wald…

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Es erfüllt mehrere Funktionen:

  1. Es kann ein Schutzraum sein, in dem man Dinge anspricht, ausprobiert und entwickelt.
  2. Es trägt.
  3. Es schafft Möglichkeiten.
  4. Es inspiriert.
  5. Es macht Spaß.
  6. Es macht sichtbar.

„Wenn du schnell gehen willst, dann gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.” 

Was wird Ihr nächstes Projekt?

Ich plane – in Kooperation mit dem Pioneers Club – die „SichtBAR”. Eine Bühne für Keynotes von Frauen im alten Astoria Theater am Klosterplatz in Bielefeld – gehört seit neuestem zum Pioneers Club und hat Platz für 100 Menschen. Dort werden erfahrene und unerfahrene Speakerinnen eine Bühne bekommen. Außerdem wird es anschließend viel Raum zum Netzwerken geben – an der neu eröffneten Bar eine Etage höher. 

Dieses Format soll im Oktober 2025 Premiere haben und dann vierteljährlich stattfinden. 

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

… dass ich Menschen empowern kann, neue Erfahrungen zu sammeln und über sich hinaus zu wachsen. Und dass Emotionen nicht außen vor bleiben, sondern, im Gegenteil, erst die Lebendigkeit und den Ausdruck in uns wecken.

Infos zur Person

Annelena Balke

Infos zum Unternehmen

business-schauspiel
https://www.business-schauspiel.de

  • Gründungsjahr: 2012
  • Branche: Training/Coaching
  • Firmensitz: Bielefeld, NRW
  • Mitarbeitende: Einzelunternehmerin

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