Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Bianca Bommes-Hüsken
Die selbstständige Kauffrau von Bianca Hüsken Immobilien im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
1993, als ich 32 Jahre alt war, starb mein Lebensgefährte sehr plötzlich bei einem Tauchunfall. Ich hatte in seinem Unternehmen seit 1984 eine Immobilienabteilung aufgebaut und sehr erfolgreich etabliert. Wir waren Marktführer am Standort Hamm. Nach seinem Tod war nicht klar, in welche Richtung dessen Erbengemeinschaft mit dem Unternehmen einschlagen wird.
Als Geschäftsführerin leitete ich zwar ohnehin schon vorher alle Aufgaben und die Organisation der Immobilienvermittlung und sämtliche Geschäftsvorgänge. Meine Kunden und die Aufträge lagen mir sehr am Herzen. Ich kaufte der Erbengemeinschaft alle Aufträge und Verträge ab und gründete innerhalb weniger Tage mit einer umfangreichen Auftragslage im Gepäck mein Unternehmen.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen?
Eine Gründung wird ja in der Regel viel umfassender vorbereitet, geplant und durchdacht. Mein Weg in die Selbstständigkeit war ja überhaupt nicht vorher geplant. Ich würde aus heutiger Sicht der „damaligen“ Bianca Hüsken genau zu derselben Entscheidung und Vorgehensweise raten.
Oder würden Sie etwas anders machen?
Grundsätzlich nicht. Mit der heutigen Erfahrung und dem heutigen Wissen würde ich bestimmt bessere Konditionen „realisieren“.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Bei der Gründung kam ich um die Aufnahme eines Geschäftsdarlehens z.B. für die Büroeinrichtung, KFZ-Kauf etc. nicht herum. Dabei war mir anfangs mulmig und mit „Schulden“ fühlte ich mich nicht wohl. Durch eine stringente Marktstrategie konnte ich das Darlehen frühzeitig ablösen. 1 Jahr nach der Gründung bekam ich mein erstes Kind und 16 Monate später mein zweites Kind.
Das junge Unternehmen auf dem Weg durch die beginnende Rezession zu manövrieren und zwei Kinder zu bekommen und aufzuziehen, war in jeder Hinsicht eine echte Herausforderung: Es musste zusätzliches Personal schnellstens eingestellt und bestmöglich eingearbeitet werden, die Terminorganisation neu gedacht und umgesetzt werden, das Überleben des Unternehmens und das Erreichen des Umsatzzieles stand im Fokus.
Eine Anekdote hierzu:
1996 fuhr ich auf dem Weg zum Kundentermin zu meiner Bank und reichte dort Schecks ein. Ich war mit meinem zweiten Sohn schwanger. Mein Bankberater begrüßte mich freundlich und fragte zuerst schmunzelnd, ob er denn richtig deute, was er da an mir sehe (dabei deutete er auf meinen Bauch). Ich verkündete stolz, dass ich das zweite Kind bekomme und ich mein Maklerbüro „ganz normal“ weiterführe und die Aufträge genauso erledige, wie vorher. Mit dunkler Miene fragte er erbost, ob ich mir das denn als junge Unternehmerin „so etwas“ einfach erlauben könne. Ich sollte mir überlegen, ob ich ein Unternehmen habe oder Mutter werde.
1999 fiel ein Kunde aus, unsere Forderungen gegen ihn waren uneinbringlich. Das führte zu einer starken Liquiditätskrise.
2005 bis 2008 war ich alleinerziehend, führte mein Unternehmen und zog meine beiden Söhne groß.
2009 brachen im Rahmen der großen Finanzkrise die Umsätze ab. Auch diese umsatzschwache Phase konnte ich gut meistern.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Die wegweisendsten Entscheidungen geschahen ganz oft im Marktwandel oder Marktumbruch, besonders auch in Unternehmenskrisen, die ich nicht mehr missen möchte. Das passierte z. B., als Mitarbeiter:innen das Unternehmen verließen, nachdem sie bestens in ihrem Posten eingearbeitet waren.
In einem KMU sind die Aufgaben so bar und wahr ersichtlich – auf jede/jeden kommt es genauestens an. So entstand die Unternehmensausrichtung, mit der ich
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Immer wieder durch meine Kund:innen. Wir erhalten so unglaublich gute Referenzen, meine Kund:innen sind mir sehr treu, zu vielen Kund:innen haben sich ganz persönliche Beziehungen und Verbindungen und oft auch Freundschaften entwickelt.
Es macht mich außerdem sehr stolz, wie unsere Kooperationspartner wie Notar:innen, Architekt:innen, Steuerberater:innen und Baufinanzierungbanken unsere Arbeit loben.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen /Führungskräften mitgeben?
Mach dein Ding. Geh deinen Weg. Geh ihn aufrecht und aufrichtig. Behaupte dich. Finde und präsentiere dein USP. Nehme die Abkürzungen mit und sei offen für die Weggabelungen. Verliere den Glauben nicht und höre auf dein Inneres.
Marlene Dietrich hat mal gesagt: „Wenn ich das Leben noch einmal leben könnte, dann würde ich jeden Fehler noch einmal machen. Nur etwas früher, damit ich länger etwas von ihnen habe.“
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…
… eine Bildungspolitik, die sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellt. Da fängt alles an.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Meine Mutter als großartige Netzwerkerin, mein Vater als Unternehmer, mein verstorbener Lebensgefährte als Macher
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Mit Tanzen (Standard-Latein, Oriental und Ballett)
Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
Ein guter Tag beginnt für mich…
… mit einem schönen und ausgewählten Outfit, das ich an die Anlässe und Aufgaben des Tages anpasse und in dem ich mich während meiner Termine wohl fühle.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Sorgfältig und intensiv. Mit guter Analyse, gutem Eindenken und vor allem mit gutem Einfühlen in die Bedürfnisse und Anliegen meiner Kund:innen und Gesprächspartner:innen.
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
3 Unternehmer, die mir sehr viel Support anboten, das machte mir Mut.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Gute Netzwerke machen das Arbeiten und die Zielerreichung leichter. Für meine Kund:innen, Geschäftspartner:innen, Mitarbeiter:innen, Projekte, Aufgaben immer den richtigen Kontakt zu kennen, hilft ungemein, spart Zeit und Geld.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Meine Klarheit. Meine Mitarbeiter:innen sagen, Ich gebe gute Orientierung und kann mich in alle Ebenen der Arbeit, Aufgaben und Herausforderungen der Mitarbeiter:innen im Kundenumgang hineinversetzen.
Meine Mitarbeiter:innen lieben die sehr schöne Büroatmosphäre. Alle Büroräume sind nach Feng Shuy Prinzipien mit einer Farb- und Formgestaltung hergerichtet, die das bestmögliche Wohlgefühl für den jeweiligen Arbeitsbereich und Arbeitsalltag mitbringen darf.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…
… meine Kund:innen, die Geschichten, die mir anvertraut werden und das riesige Vertrauen, das entsteht.
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
Mehr auf mich zu achten, mir Auszeiten zu gönnen.
Gibt es eine Frage, die Sie gern einem Politiker oder einer Politikerin stellen würden? Wem würden Sie diese Fragen stellen?
Wann findet ein Umdenken in der Bildungspolitik statt? Wie kann Bildung und wie muss Unterricht in diesem Land so funktionieren, dass am Ende einer Schulzeit junge Menschen mit wichtigen Lerninhalten, persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten an diese Zeit angedockt gut für den Eintritt in die Berufswelt gerüstet sind?
Allen in der Politik- vom Kommunalpolitiker bis zum/zur Bundeskanzler:in
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Errungenschaften wie das Gendern sind ja aus jahrhundertelangen Entwicklungen entstanden. Ich finde Gendern wichtig. Und ich empfinde als sehr wichtig, diejenigen wahrzunehmen und wertzuschätzen, denen das Gendern persönlich am Herzen liegt. Wenn eine/einer von mir als „der Makler“ spricht, nehme ich das nie persönlich.
Beim mündlichen Formulieren geschieht es mir ab und an, dass mit das „wörtliche“ Umdenken noch nicht ganz gelungen ist. Da greife ich auch leider mal in die alte maskuline Wortkiste (und noch immer in der juristischen Formsprache genutzt: ) z. B. bei „der Verkäufer …“- auch wenn der/die Verkäufer:in gemeint ist.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Lehrerin oder Psychologin.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Mein eigenes Potenzial, meine eigene Energie und dass meine eigene Motivation nicht gleichzusetzen ist, wie die Motivation von Mitarbeiter:innen.
Bianca Bommes-Hüsken
Bianca Hüsken Immobilien Experten©
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Bianca Hüsken Casina Cultura©
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