Christian Kirsch

Christian Kirsch

Themen

Unternehmertum
12.02.2024

Christian Kirsch

Der Geschäftsführer der PASSION4IT GmbH im Interview für die Initiative „Der Junge Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmer zu werden?

Wir haben unsere Geschichte bzw. meine ganz persönliche Gründungsgeschichte in einem Film dokumentiert (https://youtu.be/NdE_T0AZBAM). Nach knapp 20 Jahren in der IT- Branche, wo ich mich über die Ausbildung als Fachinformatiker über eine Teamleitung bis zu einer IT-Leitung in einem finnischen Konzern und verschiedenen Führungspositionen im Mittelstand oder in DAX-Konzernen weiterentwickelt hatte, kam die Gründung eher aus einer Notsituation heraus. Sie war also nicht von langer Hand geplant, sondern ist eher „passiert“. Aber das tun doch die besten Dinge im Leben, oder?

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Der Rückblick ist meistens unterhaltsam und lehrreich. Ich bereue meinen Weg nicht, aber ich würde vielleicht ein paar Dinge mit dem heutigen Wissen anders machen – allerdings haben mich alle diese Dinge auch zu dem Unternehmer gemacht, der ich heute bin. Wenn ich mich auf etwas festlegen müsste, dann würde ich die eine oder andere Personalentscheidung aus heutiger Sicht anders treffen und auch in der ein oder anderen Situation mehr Geduld walten lassen.

Haben Sie im Gründungs- oder Übernahmeprozess in irgendeiner Form Unterstützung erhalten? Falls ja, welche Form der Unterstützung war besonders zentral?

Ich habe zum Glück sehr gute Freunde und eine fantastische Familie, die mich unterstützt haben, vor allem emotional. Sie haben mir Mut gemacht und mir geholfen, schwierige Phasen zu überstehen. Finanziell habe ich mich zu 100 % selbst finanziert. Besonders zentral war für mich die Unterstützung von anderen Unternehmerinnen, die ich schon vorher in meinem Netzwerk kennengelernt habe. Sie haben mir viele wertvolle Ratschläge gegeben und mir Kontakte vermittelt. Auch mein Vater war immer ein exzellenter Ratgeber, da er über 40 Jahre Berufserfahrung hat.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die wegweisendste Entscheidung war für mich, die PASSION4IT zu gründen und mich selbstständig zu machen. Das war ein großer Schritt, der viel Mut erfordert hat, aber auch viel Freiheit und Selbstverwirklichung ermöglicht hat. Die Entscheidung, aus der ich am meisten gelernt habe, war, immer „all in“ zu gehen.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Die größte Herausforderung war für mich, die richtigen Mitarbeiter für das Team zu gewinnen. Jetzt nach 5 Jahren haben wir ein sehr starkes Team, mit vielfältigen Skills und Erfahrungen, das sich super ergänzt und sich sehr motiviert für den Erfolg unserer Kunden einsetzt.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Beruf, Familie und Freizeit? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine bessere Vereinbarkeit?

Ich kann hier weder einen Spagat empfehlen noch eine „work-life-balance“. Das ist in meinen Augen alles Bullshit. Ich lebe seit Jahren eine „work-life-dynamic“. Dies bedeutet, dass es Zeiten gibt, wo „work“ im Vordergrund steht, aber auch Zeiten wo „life“ – also Familie, Urlaub, Reisen, Sport – im Fokus sind. Nur so kann man beiden Dimensionen gerecht werden, ansonsten droht man dazwischen zerrissen zu werden.

So gelingt es mir, Familie (verheiratet, zwei Jungs) und Freizeit (Alpinismus, Bergsport, etc.) und die PASSION4IT „unter einem Hut zu bringen“ und beiden Herausforderungen bestmöglich gerecht zu werden. Auf eine Unterstützung von der Politik warte ich hier schon lange nicht mehr. Wünschenswert wären einfach gute (!) Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder von berufstätigen Eltern, wenn man keine Großeltern am Ort hat.

Wie stehen Sie zum Thema Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit?

Ich finde Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit sehr interessant und sinnvoll. Ich denke, dass es viele Vorteile hat, zum Beispiel eine höhere Motivation, eine bessere Kommunikation und eine größere Vielfalt an Kompetenzen. Ich würde gerne ein Jobsharing oder Tandem mit einer anderen Unternehmerin ausprobieren, die ähnliche Ziele und Werte hat wie ich. Ich glaube, dass wir uns gegenseitig ergänzen und inspirieren könnten.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Ich beschäftige mich derzeit besonders intensiv mit dem weiteren Ausbau unseres Beratungsportfolios. Wir leben in rasanten Zeiten (VUCA vs. BANI) und gerade technologische Trends wie KI treiben die Innovationsgeschwindigkeit weiter an. Ich arbeite aktuell intensiv daran, dass wir diese neuen Themen für unsere mittelständischen Kunden adaptieren und echte, spürbare Mehrwerte dadurch generieren. Außerdem haben wir fast unsere selbstbestimmte Wachstumsgrenze von 10 Mitarbeitern erreicht. Das bedeutet auch, dass wir weiter an der laufenden Optimierung der internen Prozesse und dem Abbau der Personenzentrierung auf mich arbeiten.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Ich erfahre besondere Wertschätzung für meine Arbeit durch das positive Feedback und das Vertrauen unserer Kunden. Es macht mich glücklich, wenn sie echte, spürbare Mehrwerte durch die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse erleben und wir mit unserer Beratung bzw. als digitaler Bergführer unseren Beitrag dazu leisten durften. Außerdem macht es mich stolz, mein Team fachlich und menschlich wachsen zu sehen und alle Mitarbeiter hier entsprechend zu coachen.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgeben?

Meine Botschaft an frisch gebackene junge Unternehmerinnen und Unternehmer ist: Traut euch, eure Ideen zu verwirklichen und eure Leidenschaft zu leben. Seid mutig, kreativ und innovativ. Lasst euch nicht entmutigen von Rückschlägen oder Kritik, sondern lernt daraus und wachst daran. Sucht euch Unterstützung von anderen, die euch helfen und fördern können. Und vergesst nicht, euch auch mal zu belohnen und zu entspannen. Und vor allem: Geht immer „all in“, ein erfolgreiches Unternehmen kann man weder in Teilzeit noch nebenbei aufbauen.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder geben Young Professionals Rückenwind?

Ich fördere in meinem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder gebe an Young Professionals meine Erfahrungen als Business Coach weiter. In diesem Kontext haben wir auch unseren RiverRoom (riverroom.de) erschaffen, um jungen (und etablierten) Unternehmen einen Raum zu bieten, um ihre Ideen zu erschaffen und zu präsentieren.

Dort veranstalten wir auch verschiedenste offene Workshops, Seminare und Trainings. Darüber hinaus bin ich immer offen für neue Ideen und Impulse.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von jungen Unternehmerinnen, Unternehmern und Young Professionals im Allgemeinen…

…, dass sie die Rahmenbedingungen für die Gründung und Führung von Unternehmen verbessert. Dazu gehören zum Beispiel eine Vereinfachung der Bürokratie, eine Senkung der Steuern und Abgaben, eine Erhöhung der Fördermittel und eine Verbesserung der Beratungsangebote. Ich erwarte auch, dass die Politik mehr auf die Bedürfnisse und Anliegen der jungen Unternehmerschaft eingeht und sie stärker in die politischen Entscheidungsprozesse einbezieht.

Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?

Meine Großmutter. Sie hat als Teil der Nachkriegsgeneration aus Nichts einen florierenden Tourismusbetrieb aufgebaut und hat sich durch nichts in ihrem Leben unterkriegen lassen. Viele ihrer Weisheiten haben mich immer gut durchs Leben gebracht. Unternehmerisch hat mich der Spruch „Für jede Mark die Du Dir in den Ausgaben sparst, brauchst Du 5 Mark weniger Umsatz“ zu einer stabilen Finanzplanung bei gleichzeitig klugen Investitionen ermutigt. Privat lebe ich nach ihrem Motto „Investiere Dein Geld nicht in Dinge, sondern in Erlebnisse“.

Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg zum Unternehmer?

Journey – „Don’t stop believin‘”

Bob Marley – „Three little birds“

Queen – „I want it all“

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Zuerst Lastwagenfahrer und später Fussballprofi

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Zeit mit meiner Familie, Bergsport (Skifahren, Skitouren, Mountainbike, Wandern)

Ein guter Tag beginnt für mich mit …

… mit einem guten Espresso auf meiner Terrasse.

Infos zur Person

Christian Kirsch

Infos zum Unternehmen

PASSION4IT GmbH
https://passion4it.de

  • Gründungsjahr: 2019
  • Branche: IT-Beratung
  • Firmensitz: 94234 Viechtach, Bayern
  • Mitarbeitende: 9

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