Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Daniela Ettl
Die Geschäftsführerin der LZDW GmbH & Co. KG im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Mein Weg zur Führungskraft war weder geplant noch einfach. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, habe früh gelernt, für mich selbst Verantwortung zu übernehmen und mit wenig viel zu machen. Als junge Mutter hatte ich es nicht leicht, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen – das war letztlich mein Glück: Ich fand 2014 eine Teilzeitstelle in einem kleinen Lohnbüro. Mein jetziger Geschäftspartner Günther Holzapfel hat in mir Potenzial gesehen, mich gefördert und mir Schritt für Schritt mehr Verantwortung übertragen. Seit 2022 bin ich Geschäftsführerin der LZDW GmbH & Co. KG – ein Weg voller Herausforderungen, aber auch voller Chancen.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen?
Ja, definitiv. Auch wenn mein Lebensweg hart war, hat mich jede Erfahrung geformt. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ohne die vielen Stolpersteine wäre ich heute nicht die, die ich bin. Ich würde wieder denselben Weg gehen – inklusive der Tränen, der Zweifel und des Stolzes, der daraus gewachsen ist.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als wegweisendste bezeichnen?
Die Entscheidung, nach meinen Kindern beruflich neu zu starten – mit wenigen Stunden, viel Unsicherheit, aber großer Entschlossenheit. Und die zweite große Entscheidung war, 2022 die Geschäftsführung zu übernehmen. Dieser Schritt war aufregender als meine eigene Hochzeit. Es war der Moment, in dem ich mir selbst und meinem Können voll und ganz vertraut habe.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Ich habe viele Herausforderungen gemeistert, aber die größte war wohl, mich in einer männlich geprägten Branche mit Kindern durchzusetzen – ohne Studium, nur mit Wissen, das ich mir hart erarbeitet habe. Und die Verantwortung als Führungskraft zu übernehmen, ohne dabei meine Werte aufzugeben: Respekt, Ehrlichkeit, Vertrauen und Gerechtigkeit.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Neben der Führung unseres Unternehmens bin ich stark in die Entwicklung und den Vertrieb unserer eigenen Softwarelösung „aipama“ eingebunden – ein digitales Tool, das die Lohnabrechnung revolutioniert. Ich stelle das Produkt deutschlandweit vor und unterstütze andere Lohnbüros und Steuerkanzleien dabei, effizienter zu arbeiten.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Durch das ehrliche Feedback meiner Mitarbeiter:innen. In der Führungskräftebeurteilung bekam ich oft ein aufrichtiges „Danke“ – für mein Vertrauen, die Freiräume, die ich gebe, und die Werte, für die ich stehe. Auch mein Geschäftspartner würdigt meine Arbeit sehr, was mir viel bedeutet.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Glaubt an euch, bleibt euch treu, lasst euch nicht verbiegen – aber auch helfen von Menschen, die ehrlich zu euch sind. Ihr müsst nicht alles allein schaffen. Nutzt Erfahrungen anderer, bleibt hartnäckig und baut aus jedem Stein, der euch in den Weg gelegt wird, euer eigenes Schloss.
Mit welchen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment?
Wir beschäftigen viele Teilzeit-Mütter, weil wir wissen: Frauen, die nach der Babypause zurückkommen, wollen arbeiten – mit Kompetenz, Energie und Organisationstalent. Unsere Teamleiterinnen übernehmen echte Führungsverantwortung, und Entscheidungen treffen bei uns Menschen, nicht Geschlechter. Leistung zählt – nicht, ob jemand Kinder hat oder nicht.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich der Unterstützung von Unternehmerinnen …
… weniger Symbolpolitik und mehr echte Vereinfachungen im Alltag: flexible Kinderbetreuung, unkomplizierte Förderprogramme für Wiedereinsteigerinnen, steuerliche Entlastung für Unternehmen, die auf Teilzeitmodelle setzen. Und bitte keine Quoten – wir Frauen schaffen das auch ohne, wenn man uns lässt.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen?
„Shades of Grey“ – ja, wirklich! Nicht wegen der Romantik, sondern wegen der Charaktere: Mr. Grey als entschlossener Unternehmer, Anastasia als Frau mit Entwicklungspotenzial. Beide haben mich – aus unterschiedlichen Gründen – beeindruckt.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Mein Vater, weil er es geschafft hat, nie aufzugeben. Er hat immer ein offenes Ohr für mich und hat mich in allen Entscheidungen unterstützt. Und mein Geschäftspartner Günther Holzapfel, weil er an mich geglaubt hat, mir Freiraum gegeben und mich zur Unternehmerin gemacht hat.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Mit Recherche, Notizen, einer klaren Zielsetzung – und dem passenden Outfit, in dem ich mich wohl und selbstbewusst fühle. Fachwissen, Präsentation, eine gute Portion Charme – und vor allem: Zuhören.
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Führung?
Ganz klar: Günther Holzapfel. Er hat mich gefördert, unterstützt, mir vertraut – und wir ergänzen uns in der Geschäftsführung perfekt.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Ich kann mich in Menschen hineinversetzen, bin gerecht, klar in meinen Erwartungen und gebe Freiraum. Ich habe selbst erlebt, wie sich schlechte Führung anfühlt – und will es bewusst besser machen. Leistung ist wichtig – Menschlichkeit aber genauso.
Daniela Ettl
LZDW GmbH & Co. KG
https://www.lzdw.de