LokalZeit No. 4 – Der Jahresausklang 2025 in der „Alten Blechwerkstatt“
Karin Weber Fotografie
Die Personalberaterin und Coachin von Schulze-Moews Executive Consulting im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Mein Weg in die Selbständigkeit war lang und geprägt von mehreren Stationen:
Erst durch die Auflösung unseres Unternehmens habe ich mich bewusst für die Selbstständigkeit entschieden, um mein Portfolio eigenverantwortlich und mit mehr Freiraum weiterzuentwickeln.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Ich würde mich 10 Jahre früher selbstständig machen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Zwei Entscheidung waren wegweisend:
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Schwere Frage, weil es viele große Herausforderungen in meinem Leben gab. Rückblickend: Gymnasium-Studium-Promotion als einziges Mitglied meiner Familie bis heute.
In näherer Vergangenheit: der Schritt in die Selbstständigkeit – ebenfalls als einziges Mitglied meiner Familie bis heute.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Mit der Frage nach einer guten Führung ohne die Voraussetzung, alle Eigenschaften einer idealen Führungskraft zu besitzen. Das gros der Führungskräfte entspricht nicht im Mindesten dem – heute auch völlig überhöhten – Ideal. Diese Manager in schwierigen Entwicklungen begleiten, sie für schwierige Aufgabe gut auszurüsten, sie in die richtige Rolle zu bringen – darauf liegt ein wichtiger Fokus meiner Arbeit.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Die wichtigste Wertschätzung ist das Feedback von zufriedenen Kunden. Es finden sich aktuelle Beispiele in den Kommentaren zu meinem Hogan Post auf LinkedIn.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Gehen Sie früh und beherzt den Weg, Führung zu lernen. Lernen Sie strategische Selbsterkenntnis. Bauen Sie sich einen kleinen Kreis mutiger Feedbackgeber auf. Wir werden als Fachkräfte ausgebildet und unsere sehr gute fachliche Leistung soll uns dann zu Führungsaufgaben befähigen. Ein echter Webfehler unseres Systems. Dasselbe gilt analog für Gründer.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Mache ich so nicht als Einzelunternehmerin. Ich biete weiblichen Führungskräften gezielte Beratungsformate an (Coaching / Hogan / Supervision & Sparring).
Ich unterstütze Initiativen und Gründerinnen, die ich für Female Empowerment wertvoll finde, bspw. SophiaT / Protechnicale (Förderung der Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen in MINT-Fächern) oder PairtoShare (Job-Tandems in Management-Funktionen).
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...
…eine viel größere Bandbreite an Förderungsmöglichkeiten, als es sie bisher gibt.
Bessere Bedingungen für Vereinbarkeit sind das A und O, aber der Ausbau der Kinderbetreuung – immer noch ein Trauerspiel in Deutschland – ist nicht einmal die halbe Miete!
„Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ als Pflichtlektüre in Zeiten der Digitalisierung und des Siegeszuges von AI.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Für einen Ausgleich ist bei mir wichtig, dass er in meinen Kopf und Herz genug Raum einnimmt, damit ich von der Arbeit wirklich abschalten kann. Das schaffe ich beim Reiten und mit meiner Hündin, v. a. bei Touren in der Natur. Außerdem gelingt es beim Tanzen und bei der Arbeit mit den Händen.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Ich beschäftige mich selbstverständlich mit der Materie und Aufgabenstellung, die eine Lösung braucht. Genauso wichtig ist es, mich auf die Menschen einzulassen, um die es gehen wird. Dazu ist es nach meiner Erfahrung essenziell, vor dem Termin einen Puffer zu haben, indem ich nichts tue – quasi Platz in mir schaffe für die Eindrücke, die unmittelbar bevorstehen.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Es schafft den Rahmen für Zusammenarbeit, liefert Unterstützung und Impulse, hält immer wieder Raum für Inspirationen bereit. Wenn es auf gute Weise breit gefächert ist, hilft es Perspektivenvielfalt zu bewahren und stärkt die Unsicherheitskompetenz, die aktuell immer wertvoller wird. Und, ein kluger Freund sagte immer: „Beziehungen schaden dem, der keine hat.…“
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Ich möchte ein Format entwickeln für eine Auszeit/Seminar für junge Führungskräfte und Unternehmer, in denen die vielfältigen Momente der Überforderung/Enttäuschung etc. Raum haben, bearbeitet zu werden. Zielgruppe: Erste Führungsrolle.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Den tiefen Sinn des gendern, der unbewussten Alldominanz der männlichen Repräsentanz etwas entgegenzusetzen, befürworte ich sehr.
Die Zielsetzung ALLE Menschen sprachlich einzuschließen und zu repräsentieren – und alle heißt ja nicht nur beide Geschlechter, sondern auch die vielfältigen geschlechtlichen Identitäten, die es gibt – halte ich für illusorisch.
Das englische Wort Gender meint die gesellschaftliche, also die soziale Dimension von Geschlecht – die ist in ihrer Vielfalt sprachlich nur auf Kosten der Sprache abzubilden.
Die Strenge, mit der Wokeness sich zum Wächter von Sprache und Kultur zu entwickeln droht, erlebe ich als kontraproduktiv.
Und wir drohen uns von einer Welt abzukoppeln, in der sehr bodenständig-elementare Grundbedürfnisse noch nicht im Mindesten erfüllt sind. Das Recht auf Unversehrtheit, Nahrung, Wasser, Wohnen, Schutz vor Gewalt….
Dr. Andrea Schulze-Moews
Schulze-Moews Executive Consulting
https://schulze-moews.com/