Junger Mittelstand: Unsere Interviewreihe zeigt die inspirierenden Geschichten hinter den jungen erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Netzwerk des BVMW.
Josef Kiermeier
Der Geschäftsführender Gesellschafter der JKKompany GmbH im Interview für die Initiative „Der Junge Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin oder Unternehmer zu werden?
Durch meine mehr als 15-jährige Praxiserfahrung als Geschäftsführer, CFO, Kaufmännischer Leiter, Head of Finance und Controller in verschiedenen Branchen, Unternehmensgrößen und Gesellschafterstrukturen habe ich gesehen, welchen Bedarf der Markt hat. Und diesen kaufmännischen Bedarf wollte ich nicht mehr nur bei einem Unternehmen decken.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Natürlich gibt es immer wieder Entscheidungen, die ich im Nachgang anders getroffen hätte. Allerdings steht es für mich außer Frage, dass man besonders an Fehlern enorm wachsen kann, frei nach dem Motto „Manchmal gewinnt man und manchmal lernt man“. Insgesamt bereue ich nichts, da mich mein Weg genau dorthin geführt hat, wo ich heute stehe.
Haben Sie im Gründungs- oder Übernahmeprozess in irgendeiner Form Unterstützung erhalten? Falls ja, welche Form der Unterstützung war besonders zentral?
Im Gründungsprozess hatte ich das Glück, dass mir mein ehemaliger Mentor aus dem Völklinger Kreis und mittlerweile Freund Malte Siekaup als Coach zur Seite stand. Er hat mich und mein Business immer und immer wieder gechallenged, wofür ich ihm unendlich dankbar bin.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Im Mai 2025 habe ich mich dazu entschlossen, meine Unternehmensberatung nicht mehr nur im Nebenerwerb zu betreiben, sondern das Risiko der Selbstständigkeit einzugehen. Da ich von Natur aus ein sehr risikoaverser Mensch bin, war das nicht immer leicht. Es gab Momente, in denen ordentlich Respekt vor meinem eigenen Mut hatte. Aber mit dem Mantra „Progress over Perfection“ habe ich die Herausforderung angenommen.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Die größte Herausforderung ist nach wie vor die Missionierungsarbeit der Unternehmer:innen. Gerade im kleinen bis mittleren Mittelstand verkennen viele verantwortliche Personen die Notwendigkeit von Finance & Controlling. Unternehmen, die wirtschaftlich gut dastehen, möchten nichts am Status-Quo ändern, da ja alles läuft, und Betriebe, die bereits in Schieflage sind, scheuen die Investition für eine externe Unterstützung. Meine Aufgabe ist es, beide Gruppen zu erreichen, abzuholen und ihnen die Potenziale eines externen Controllings und einer externen kaufmännischen Leitung aufzuzeigen.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Beruf, Familie und Freizeit? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine bessere Vereinbarkeit?
Mein Mann und ich sind im Februar 2025 Väter unserer wundervollen Tochter geworden. Gemeinsam haben wir eine gute Lösung gefunden, indem mein Mann in Elternzeit gegangen ist und seine Arbeitszeit als stellvertretende Abteilungsleitung in einem Küchenstudio halbiert hat und ich die Zeit neben meinem Business im Aufbau intensiv für unsere Prinzessin nutze. Es ist teilweise sehr herausfordernd, aber dank der Mitgliedschaft im 5am-Club und einem guten Zeitmanagement kriegen wir das gut hin.
Wie stehen Sie zum Thema Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit?
Ich unterstütze derartige Modelle, ganz besonders auch für Führungspositionen, sehr. Die Zeiten, in denen man sich für Familie oder für Karriere entscheiden musste, sollten hoffentlich komplett vorbei sein. Ja, es ist herausfordernd und ja, manchmal kann man nicht allen gerecht werden, aber mit Verständnis und Rücksicht findet man auch immer eine Lösung.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Am meisten beschäftige ich mich aktuell mit dem Thema Sichtbarkeit – für meine Mission, meine Person und mein Unternehmen.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Mir bedeutet es viel, zu sehen, wie glücklich die Unternehmer:innen im Nachgang sind, wenn wir gemeinsam ihre Ziele erreichen konnten – beruflich und privat.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgeben?
Die wichtigste Botschaft ist, nicht aufzugeben und an sich selbst zu glauben. Zweifelsohne sind USPs wichtig, aber man kann und muss nicht immer das Rad neu erfinden. Wichtig ist, dass man für seine Idee brennt, denn dann leistet man auch Großartiges, um Steve Jobs zu zitieren: „The only way to do great work is to love what you do.“.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder geben Young Professionals Rückenwind?
Ich war als Mentor im Völklinger Kreis tätig und habe dort den Future Leaders von morgen Input und Unterstützung gegeben. Zu einigen meiner ehemaligen Mentees pflege ich nach wie vor ein intensives Verhältnis und unterstütze sie noch immer auf ihrem Weg.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von jungen Unternehmerinnen, Unternehmern und Young Professionals im Allgemeinen…
… weniger bürokratische Hürden und mehr Digitalisierung in der Praxis.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Ich bin ein großer Fan von starken Frauen und finde die beiden Unternehmerinnen Lea- Sophie Cramer und Verena Pausder sehr inspirierend. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie sie Familie und Karriere gleichzeitig meistern und welche, teils auch ungewöhnlichen, Wege sie dabei gehen.
Engagieren Sie sich in einem Ehrenamt?
Seit Oktober 2024 bin ich als Prüfer für die IHK Niederbayern tätig. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, den Nachwuchs und die Fachkräfte von morgen zu fordern und fördern.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Als ehemaliger Geschäftsführer eines SaaS-Unternehmens schlägt mein Herz digital. Aus diesem Grund arbeite ich bereits im Hintergrund an einer KI-Softwarelösung für mein Business.
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
Meine Teams, ganz besonders das bei SEPAexpress, haben mir gezeigt, wie wichtig Diversity & Inclusion ist. In meiner Vergangenheit hatte ich vorgesetzte Personen, die am liebsten ausschließlich Klone von sich selbst eingestellt haben. Höchstleistungen erreicht man aber nur mit heterogenen Teams, die sich gegenseitig challengen und dadurch wachsen lassen.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Meine Freizeit verbringe ich gerne auf der Yogamatte – sowohl als Praktizierender, als auch als Lehrender. Die Kombination aus Körperübungen, Atemübungen, Meditation und Entspannung sind für mich der perfekte Ausgleich zum herausfordernden Alltag.
Josef Kiermeier
JKKompany GmbH
https://www.jkkompany.de/