Lydia von Gagern

Lydia von Gagern

Themen

Unternehmertum
08.06.2021

Lydia von Gagern

Die Gründerin und Inhaberin von Futur2 HR Consulting im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Ich hatte den Wunsch schon seit vielen Jahren. Eigentlich wollte ich schon lange etwas Eigenes machen, hatte vor allem die Freiheit vor Augen, völlig eigenständig Entscheidungen zu treffen und für das eigene Geschick verantwortlich zu sein. Allein, mir fehlte der Mut zu diesem Schritt. So arbeitete ich weiter als angestellte Personalleiterin. Schließlich aber kam der Moment, in dem ich dachte: Jetzt habe ich genügend berufliche Praxis, ich beherrsche mein Fach und kann es wagen. Gerade meine letzte Festanstellung, in der ich unglaublich große Entscheidungsfreiräume hatte, bestärkte mich in diesen Gedanken. Der Wunsch nach selbstbestimmtem Arbeiten war der treibende Faktor.

Ich entwickelte meine Geschäftsidee, schrieb einen Businessplan, mietete ein Büro und… kündigte. Den ersten Tag in meinem eigenen Büro – ohne Chef und ohne Kollegen – werde ich nicht vergessen. Ich saß da und dachte mir: jetzt bin ich selbstständig: Auf geht’s!

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Der Tag meiner Geschäftsgründung war der 01.01.2020 – knapp drei Monate bevor Corona so richtig in Deutschland angekommen war. Die folgenden Monate liefen völlig anders als geplant. Keine Veranstaltungen, keine Kontakte, kein Business. Trotzdem bin ich jeden Tag motiviert an meinen Schreibtisch gegangen, habe mir Dinge vorgenommen und diese umgesetzt. Keinen Tag dachte ich daran, aufzugeben. Eine emotionale Krise hatte ich, als die ersten sechs Monate vorbei waren – ohne Einkommen. Da machte sich schon Verzweiflung breit.

Ich habe mich selbst jeden Tag ermutigt und viel Bestätigung aus meinem Umfeld erfahren: Ok, mache ich halt die schwerste Zeit direkt am Anfang durch – dann ist das schon mal erledigt und es kann nur noch besser werden. Ich habe tatsächlich keinen Tag ans Aufgeben gedacht und meine Entscheidung niemals bereut. Natürlich würde ich bestimmte Dinge heute anders machen, aber grundsätzlich war das die richtige Entscheidung. Es gibt für mich kein schöneres Arbeiten.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die wegweisendste Entscheidung für mich war der Schritt in die Selbstständigkeit. Ich war in meinen Angestelltenverhältnissen auch glücklich und konnte viel erreichen. Dennoch hat etwas Entscheidendes gefehlt: die letztendliche Verantwortung für die eigenen Entscheidungen und die absolute Freiheit, selbst zu steuern. Auch wenn der Beginn durch Misserfolge und Rückschläge gekennzeichnet war: Ich habe sehr stark wahrgenommen, dass ich genau diese Eigenverantwortung für meinen Erfolg brauche und will. Alles, was ich richtig mache, zahlt sich aus – was ich falsch mache, ebenso. Die Lernkurve war enorm.

Gelernt habe ich, dass man Ideen entwickeln muss und diese auch verfolgen soll. Aber man muss sich auch von einer vermeintlich guten Idee wieder verabschieden können, wenn sie keine Resultate erbringt. Sich täglich zu hinterfragen, neu zu denken, mutig zu sein, über den eigenen Schatten zu springen – das habe ich in der Selbstständigkeit gelernt.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)

Meine Kunden sind kleinere und mittelständige Unternehmen. Dort wurde in der Vergangenheit häufig nicht so viel Wert auf professionelle Personalarbeit gelegt. Mein Fokus liegt genau darauf: Wie können es diese Unternehmen schaffen, gute Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten? Häufig sind es funktionierende HR-Prozesse, die fehlen. Es fehlt auch das Wissen, mit adäquaten Employer Branding Maßnahmen an den Markt zu gehen und das Unternehmen entsprechend zu präsentieren.

Dabei bieten diese kleineren Unternehmen häufig so viel – sie können es nur nicht transportieren. Außerdem entwickeln sich gerade ganz neue Formen der Arbeit: mobiles Arbeiten wird auch nach Corona relevant bleiben. Wie gehen wir damit um? Wie schaffen wir es, die heute so vielseitigen Bedürfnisse von Arbeitnehmern in bestehende Abläufe in den Betrieben zu integrieren? Hier sind kreative Lösungen gefragt – daran arbeite ich gemeinsam mit meinen Kunden.

Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

Fachliche Expertise, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Mut sind aus meiner Sicht die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit. Man sollte schon sein Fachgebiet beherrschen und durch Kompetenz überzeugen. Gleichzeitig ist der Glaube an das eigene Handlungsvermögen sehr wichtig. Und dann kommt der Mut: Manchmal muss man eben auch einfach springen!

Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?

Der BVMW ist ein deutschlandweit tätiger, sogar international renommierter und hochgeschätzter Verband. Ich kam als Gast und Jungunternehmerin zu den für mich ersten Veranstaltungen und wurde sehr freundlich begrüßt und aufgenommen. Sofort hatte ich das Gefühl, willkommen und respektiert zu sein. Die ersten persönlichen Begegnungen mit meinen lokalen Ansprechpartnern Herrn und Frau Kreins waren so herzlich und vermittelten mir das Gefühl, dass ich hier richtig bin. Außerdem schätze ich die sehr hochwertigen Veranstaltungsformate und die hervorragende Versorgung mit wichtigen Informationen – selbst in Zeiten wie diesen, in denen es jeden Tag neue Nachrichten gibt. Es ist die Mischung aus hochprofessionell und trotzdem persönlich, die ich ganz besonders schätze.

Infos zur Person

Lydia von Gagern

  • Jahrgang: 1973
  • Verheiratet
  • 2 Kinder
  • Diplom-Betriebwirtin, Projektmanagerin Agil (IHK), Personalentwicklerin (IHK)
  • Selbstständig seit 2020

Infos zum Unternehmen

Futur2 HR Consulting berät kleine und mittelständige Unternehmen zu Personalthemen. Das kann im Rahmen von klar abgegrenzten Projekten oder als externe temporäre Personalabteilung erfolgen. Ziel ist es, akute Probleme zu lösen oder auch eine strategische Neuausrichtung der Personalarbeit zu bewirken. Typische Aufgabenfelder sind:

  • Entwicklung und Einführung von HR-Strukturen und -Prozessen
  • Aufbau von Employer Branding Strategien
  • Unterstützung im Recruiting
  • Übernahme von operativer Personalarbeit

Futur2 HR Consulting berät prinzipiell alle Branchen, hat aber einen starken Fokus auf IT-Unternehmen.

Kontakt:
Futur2 HR Consulting
Adolfstr. 39
53111 Bonn

Tel: 0228-299 792 66
Mobil: 0152-56527890
Mail: lvg@futur2.de
Web: www.futur2.de

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