Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Michaela Schenk
Die Geschäftsführerin der MAWA GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Ich habe quasi den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Getrieben von den Fragen „Was will ich wirklich?“ und „Ist da nicht noch etwas anderes, etwas Besseres möglich?“ habe ich mich entschieden meine Verlagskarriere zu beenden und all mein erlerntes Wissen in mein eigenes Unternehmen zu transferieren. Nach der Kündigung nahm ich mir einen Coach, um Zukunftspläne zu entwickeln und die Frage zu beantworten, welche Art von Selbständigkeit zu mir passt. Schließlich entwickelte ich das Ziel, ein Unternehmen zu kaufen, bei dem vielleicht ein Nachfolger gesucht wird. Und wie das eben so ist, wenn man auf die Suche geht - man findet nichts. Doch dann bei einem zufälligen Treffen ergab sich mein späterer Glückstreffer.
MAWA, gegründet 1948, war insolvent gegangen. Die alten Eigentümer hatten keine Nachfolger gefunden, arbeiteten noch mit über 80 Jahren weiter, stellten technisch perfekte Bügel her, aber investierten nicht in Marketing oder Vertrieb und hatten der Billigkonkurrenz aus China nichts entgegenzusetzen. Der Insolvenzverwalter hatte das mittelständische Unternehmen gerade so weit saniert, dass es verkauft werden durfte. Leider hatte er andere Preisvorstellungen als ich. Wir feilschten sieben Monate lang, bis ich mich durchsetzte. Gefährlich ist es immer an dem Punkt, an dem man sich innerlich entscheidet, dass man etwas machen will. Dann zahlt man leicht zu viel. Nach ein paar Monaten der Verhandlungen war ich an diesen Punkt gekommen, ich war Feuer und Flamme für MAWA und hatte bereits ein Konzept entwickelt, wie ich das Unternehmen wieder wettbewerbsfähig machen könnte. Ich wusste, wenn das schiefgeht, verliere ich alles. Aber im Jahr 2008 ich war ich endlich Unternehmerin.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ja ich würde denselben Weg nochmal gehen und bestimmt einige Details anders machen, denn rückblickend ist man ja immer schlauer. Aber im Großen und Ganzen war es die richtige Entscheidung und ich habe sie nie bereut. Bis zum heutigen Tag macht mir meine Arbeit viel Freude, auch bei allen Schwierigkeiten, die es manchmal gibt. Genau daran wächst man.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Die Entscheidung, MAWA als Marke zu positionieren, hat alles andere in Folge bestimmt. Damit haben sich die Kundengruppen ergeben, unser Schwerpunkt im B2B, das internationale Geschäft und vieles mehr. Wir sind dabei sehr stolz und freuen uns sehr darüber, mit MAWA das Markensiegel „Marke des Jahrhunderts“ erhalten zu haben und damit als mittelständisches Unternehmen zu den Ikonen der deutschen Wirtschaft zu gehören. Wir haben damit den Ritterschlag erhalten, der zeigt, dass auch normale Gegenstände des alltäglichen Lebens wie Kleiderbügel eine echte Marke werden können.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)
Mein oberstes Ziel ist die CO2-Neutralität des Unternehmens. Neben dem ECO und SKIN friendly Siegel unserer Metallkleiderbügel und dem Einsatz von rein FSC zertifiziertem Holz, arbeiten wir dabei stets an neuen innovativen und wegweisenden Ideen im Gedanken der Nachhaltigkeit. Mit dem MAWA ECO-Bügel konnten wir so etwas Revolutionäres schaffen: wir kreieren Kleiderbügel aus Naturfasern mit nachwachsenden Rohstoffen und Textilfasern innerhalb eines geschlossenen Upcycling-Kreislaufes als Alternative zu herkömmlichem Kunststoff.
Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, die Veränderungen der Märkte im Blick zu behalten. Ich bin beispielsweise davon überzeugt, dass wir in 2030 einen vollkommen veränderten stationären Handel haben werden, der mehr in die Richtung von Showrooms gehen wird. Das bedeutet für uns andere Anforderungen an den Kleiderbügel in den Stores. Hier ist das Schlagwort Individualisierung maßgebend. Außerdem werden wir durch den Onlinehandel auch mehr mit Endkunden zu tun haben. Derzeit stellen wir uns im europäischen Markt gerade neu auf und unterstützen unsere Partner z.B. deutlich mehr im Bereich Social Media. Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden unsere großen Themen der kommenden Jahre sein.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Es war mir schon immer wichtig, mein Unternehmen zukunftsgerichtet zu führen. Dazu gehört nicht nur, dass wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Für mich gehört auch Gleichberechtigung dazu und ich glaube, dass ein Unternehmen nur bereit für die Zukunft ist, wenn diese auch im Unternehmen gelebt wird. Daher wollte ich gleich viele Männer und Frauen in Führungspositionen, und das ist mir auch gelungen. Ich konnte vielen Frauen eine Chance geben, sich zu beweisen. Allerdings bedeutet das natürlich auch Aufwand, indem wir beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich dieser Aufwand für ein Unternehmen auszahlt. Mit diversen Teams steigt die Attraktivität als Arbeitgeber, zudem bringen diese oft ein besseres Ergebnis als homogene Teams ohne Reibung und verschiedene Sichtweisen. Männer gelten als risikofreudig, Frauen dagegen eher als besonnen. Die Balance zwischen diesen beiden Polen zu finden, bringt den größtmöglichen Vorteil für das Unternehmen. Diversität bedeutet also nicht nur für mittelständische Unternehmen eine Zukunftssicherheit.
Michaela Schenk
MAWA GmbH