Im Corona-Jahr 2020 wurden bei den privaten Haushalten in Deutschland pro Kopf 78 Kilogramm Verpackungsmüll eingesammelt. Das waren pro Person durchschnittlich 6 Kilogramm mehr als im Vorjahr. Quelle: destatis

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01.06.2022

Mittelstand zwischen Startup und Konzern

Sie sind innovativ, agil und schnell: Warum es ein Vorteil für den Mittelstand sein kann, die Prinzipien von Startups für die eigene Entwicklung nachhaltiger Lösungen zu nutzen.

Autor: Georg Hensch

Eine neue Definition von Startup
Allgemein beschreibt der Begriff Startup kleine Firmen, in denen eine einzelne Idee zu einer skalierbaren Lösung gepusht wird, um regelmäßig in einem Konzern aufzugehen. Was aber passiert mit den anderen schlauen Köpfen an den Universitäten?

Die, die innovative Ideen zum Thema Nachhaltigkeit haben, in etablierten Strukturen von Unternehmen jedoch erst mal die Mühlen der innenpolitischen Mehrheitsbildung durchlaufen müssen? Hier werden Chancen vertan. Die Frage lautet daher: Warum nicht die grundsätzlichen Strukturen von Startups als Entwicklungsbasis zur Organisation nutzen? Um so einen schnellen Nachschub von Lösungen zu generieren, die durch den Aspekt der Nachhaltigkeit Ressourcen einsparen, Materialien substituieren oder Verfahren völlig neu denken. Dies bedient im Kern die seit Jahrzehnten gültige Frage: Wie werden wir effektiver? Ergänzt um den Aspekt durch Nachhaltigkeit.

Die beste Lösung zählt

Gemeint ist, einem Unternehmen eine Startup-Struktur mit der Aufgabe vorzuschalten, losgelöst von Restriktionen Produkte und Prozesse kritisch zu durchdenken und auf dieser Basis Lösungen zu generieren, die die beiden vorgenannten Fragen nach Kosten und Nachhaltigkeit positiv beantworten. Lösungen mit dem höchsten Potenzial gehen dann in die Weiterentwicklung im Unternehmen. Und genau hier greifen die Vorteile des Mittelstandes.

Selbstverständnis Qualität

Das primäre Selbstverständnis, sich an der Qualität seiner Produkte messen zu lassen, ist eine Eigenschaft, die den Mittelstand ausmacht. Sie gibt den Produkten und Dienstleistungen Substanz und Berechenbarkeit. Qualität ist der Gatekeeper zwischen fixer Idee und echter Innovation. Gerade hier punktet der Mittelstand mit dem notwendigen scharfen Blick, die Idee eines Startups mit der Beständigkeit der Qualität zu versehen.

Innovationskraft und Innovationsdruck

Diese Grundeinstellung macht die Innovationskraft zum Treiber für Nachhaltigkeit. Schließlich führt Nachhaltigkeit dazu, weniger Ressourcen zu benötigen oder stabile Preise für innovativere Produkte zu sichern. Insoweit ist der Mittelstand auf die frischen Ideen aus Umgebungen, wie sie in Startups herrschen, einerseits angewiesen, andererseits Inkubator mit hohen Erfahrungswerten und kurzen Ursache-Wirkungs-Zyklen auf dem Weg zur Skalierbarkeit.

Unternehmenspolitische Agilität

Nicht zuletzt ist es die unternehmenspolitische Agilität, die den Mittelstand als idealen Weiterentwickler von Startup-basierten nachhaltigen Lösungen macht. Entscheidet in Konzernen regelmäßig das politische Risiko über ein Engagement in eine Produktentwicklung, wird im Mittelstand deutlich öfter über die Chancen eines möglichen Innovationssprungs entschieden. Hier schließt sich der Kreis zum Qualitätsempfinden, das den Fokus automatisch auf das Produkt, die Lösung legt.

Nachhaltigkeit als strategischer Ansatz

All diese Argumente lassen den Mittelstand als idealen Inkubator erscheinen, der in hoher Taktzahl nachhaltige Lösungen bewerten und solche mit Potenzial zur Serienreife bringen kann. Derartig aufgestellt wird im Bereich der Ideenentwicklung das etabliert, was Jeff Bezos als „Tag 1 Mentalität“ bezeichnet und nur jenseits von „Operational Excellence“ bestmöglich funktioniert. Warum also warten, bis ein Startup etwas Neues entwickelt hat, was zufällig passt? Warum nicht gleich eine eigene Startup-Struktur etablieren, losgelöst vom operationalen Rahmen? Welche dennoch auf das eigene Portfolio fokussiert, primär nachhaltige Produkt- und Dienstleistungsideen entwickelt und so einen ständigen Innovationsnachschub sichert. Was es dazu braucht, ist zunächst eine Vision von Nachhaltigkeit, die Raum für Ideen bietet und notwendige Begeisterung wachhält. Und eine saubere Trennung zwischen Startup und operativem Teil, um den Übergang von Ideen zu Produkten zu beschreiben. Das wäre ein möglicher Weg zu wirtschaftlichem und von Nachhaltigkeit geprägtem Wachstum.

Georg Hensch ist vom Beratungsnetzwerk Mittelstand zertifiziert und aktives Mitglied im Arbeitskreis Marketing. Das Beratungsnetzwerk Mittelstand gibt Unternehmen eine Orientierung bei der Beratungssuche und arbeitet ständig an der weiteren Verbesserung der Beratungsqualität für den Mittelstand. Hochqualifizierte und in der Beratung mittelständischer Unternehmen erfahrene Beraterinnen und Berater, die Mitglied im Beratungsnetzwerk werden möchten, erhalten weitere Informationen unter www.beratungsnetzwerkmittelstand.de/ oder über Nick Willer: nick.willer@bvmw.de

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