Reinhild Fürstenberg

Verena Reinke | Fürstenberg Institut

Themen

Unternehmertum
27.09.2023

Reinhild Fürstenberg

Die Geschäftsführerin & Gesellschafterin der Fürstenberg Institut GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Mein Mann und ich waren in der betrieblichen Suchtprävention tätig. Uns fiel immer wieder auf, dass es für Betroffene mit Suchtproblemen oder anderen mentalen Belastungen keine passenden Anlaufstellen gab, die sich präventiv und nachhaltig um Mitarbeitende und Führungskräfte kümmern und dabei Arbeitsplatzzusammenhänge berücksichtigen. Diese Marktlücke brachte uns dann dazu, die Externe Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung als neue Dienstleistung ins Leben zu rufen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ja, ich würde den gleichen Weg wieder gehen. Was ich allerdings anders machen würde: Mich im Bereich des Managements und des Business Developments frühzeitig qualifizieren. Als mein Mann und ich damals unser Unternehmen gegründet haben, kam ich als Gesundheitswissenschaftlerin und Sozialpädagogin rein aus dem Fachlichen. Alles andere habe ich mir mühsam – und im Nachhinein betrachtet nicht unbedingt sehr effizient – erarbeitet.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die wegweisendste Entscheidung war der Umzug mit unserem Institut von Aachen nach Hamburg. Mit Säugling und Kleinkind und ohne einen Auftrag in der Tasche, aber klar entschieden, uns erweitern und entwickeln zu wollen, ging es für uns in den Norden. Das war damals für mich ein Sprung ins kalte Wasser – aus dem sich dann so viel Neues und Gutes, eben unser heutiges erfolgreiches Geschäft, entwickelt hat.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Das war die Rezession Anfang der 90er Jahre. Damals sind uns quasi alle Kunden abgesprungen. Diese für uns sehr schwierige Phase durchzustehen, optimistisch zu bleiben und die Dursttrecke zu überwinden, war genauso intensiv wie lehrreich für meine Laufbahn als Unternehmerin.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Mich beschäftigen dauerhaft die Fragen: Was brauchen unsere Kund:innen in der Zukunft und was – daraus abgeleitet – müssen wir jetzt initiieren? Was hält Menschen bei allen aktuellen Herausforderungen mental gesund? Ein weiteres Thema ist die Vereinbarkeit von Digitalisierung und dem menschlichen Bedarf von Mitarbeitenden.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Durch positives Feedback von unseren Mitarbeitenden, die sich tagtäglich um die so wichtige mentale Gesundheit der Ratsuchenden unserer Kundenunternehmen kümmern, als auch von Unternehmen und Klient:innen selbst, die zu uns in die Beratung kommen. Wir erfahren eine hohe Dankbarkeit, weil Mitarbeitende und Führungskräfte aufgrund der Beratungen ihr Leben wieder leichter und erfolgreicher gestalten können. Viele sind erstaunt, was manchmal schon durch eine Beratungsstunde möglich wird, wenn man sich Zeit für seine privaten und beruflichen Themen nimmt.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Das ist ganz einfach: Mach das, wofür Dein Herz schlägt. Finde ein gutes Gleichgewicht aus strukturiertem, zielgerichtetem Vorgehen und dem, wofür Du wirklich brennst. Ich glaube, das ist auch eins der Geheimnisse von uns Unternehmerfrauen.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Ich lege großen Wert darauf, authentisch zu sein. Das fördere ich auch bei meinen Mitarbeiterinnen. Ich nehme mir Zeit für Begeisterung und dafür, die weiblichen Führungskräfte und Mitarbeiterinnen zu stärken. Ich unterstütze sie dabei, ihre Weiblichkeit auch am Arbeitsplatz zu leben, im positiven Sinne ihre Grenzen zu überschreiten und mutig nach vorne zu gehen – auch wenn etwas mal nicht funktioniert.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...

…dass die besonderen, weiblichen Führungskräftekompetenzen stärker in den Vordergrund gerückt werden, weil sie wichtig für die Wirtschaft sind. Außerdem wünsche ich mir, dass zielgerichteter vorgegangen wird beim Abbau von Bürokratie und veralteten, schwerfälligen Gesetzen und Strukturen, die uns im Arbeitsalltag oft Steine in den Weg legen.

Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?

Ich bin im „Expertenkreis Gesundheit“ des BVMW und regelmäßig bei Veranstaltungen dabei – besonders relevant und super umgesetzt finde ich den „Zukunftstag Mittelstand“. Außerdem veranstalten wir vom Fürstenberg Institut gemeinsam regionale Veranstaltungen mit dem BVMW. Gerne lese ich auch den Online-Newsletter.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?

Ich wünsche mir, dass sich der BVMW weiterhin für Unternehmerinnen einsetzt, zukunftsweisend Inspiration bietet und so früh wie möglich aufzeigt, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln. Und: In den BVMW-Gremien dürften noch mehr starke Unternehmerfrauen vertreten sein.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Ich bin sehr gerne in der Natur unterwegs, am liebsten auf meiner Harley – da bekomme ich so richtig schön den Kopf frei. Und ich liebe es, mich mit Freund:innen zu treffen, da werde ich immer wunderbar inspiriert.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Zuerst wollte ich Kindergärtnerin werden und später Bäuerin.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

…dass ich mit meinem tollen Team unheimlich viel bewegen und die Gesundheit von Unternehmen und Mitarbeitenden jeden Tag aufs Neue verbessern kann. Dadurch sorgen wir zum einen für ein etwas besseres Leben der Belegschaft, aber auch für eine gute Stärkung der Führungskräfte und der Unternehmen.

Was macht Sie zu einer guten Chefin?

Meine Mitarbeitenden sagen mir oft, dass ich sie gut begeistern kann. Wir haben das große Glück, für ein Thema zu arbeiten, in dem viel Sinn und Seele steckt – das ist für viele im Unternehmen eine tolle Motivation. Ich bin meistens positiv gestimmt, lache gerne und sehe die guten Seiten des Lebens – diese Einstellung versuche ich an mein Team weiterzugeben. Es ist mir auch wichtig, zu vermitteln, dass wir alle Dinge schaffen können, von denen andere sagen: „Das kannst Du nicht“. Und wenn etwas nicht klappt, halten wir uns nicht lange daran auf – ausprobieren und weiter.

Ein guter Tag beginnt für mich mit…

…schwimmen im Lütjensee, der direkt vor meiner Haustür ist. Die Tiere, das Wasser, die Bäume, der Wind, die Sonne, die Stille und Lebendigkeit treffen dort zusammen. Bei den vielen unruhigen Entwicklungen um uns herum tut diese tägliche Erfahrung einfach gut und stärkt mein positives Lebensgefühl.

Infos zur Person

Reinhild Fürstenberg

Infos zum Unternehmen

Fürstenberg Institut
https://www.fuerstenberg-institut.de/

  • Gründungsjahr: 1989
  • Branche: Unternehmensberatung/Consulting
  • Firmensitz: Hamburg (+ 9 weitere Institutsstandorte)
  • Mitarbeitende: rund 200 Festangestellte und knapp 100 freie Mitarbeitende
  • Mitgliedschaft in BVMW-Gremien: Expertenkreis Gesundheit

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