Silvia Rak

Silvia Rak

Themen

Unternehmertum
26.03.2024

Silvia Rak

Die Gründerin von FREIWASSER Marketing im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Bis zu meinem zwölften Lebensjahr schaute ich meiner Mutter regelmäßig dabei zu, wie sie in ihrem Blumenladen Nelken, Gladiolen oder Freesien gegen Bargeld, Gespräche und Lächeln eintauschte. Vor Allerheiligen roch jede Ecke unseres kleinen Hauses nach Tanne. Man könnte sagen: der Duft des Unternehmertums sei mir in die Wiege gelegt worden. Und doch: Nach dem Studium der Betriebswirtschaft verbrachte ich zwölf Jahre innerhalb von Konzernen. In dieser abwechslungsreichen Zeit durfte ich viel lernen. Nicht zuletzt darüber, dass die Freiheit, selbst zu bestimmen (etwa welche Projekte ich unterstütze und wie), mir mehr bedeutet als ein mehrzeiliger Titel. Als Konsequenz wählte ich die Selbstständigkeit.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Alle Entscheidungen, die wir treffen, beruhen auf den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Daher würde ich nichts ändern. Sonst wäre ich heute nicht da wo ich bin.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Das Unternehmertum genießt hierzulande kein allgemein hohes Ansehen. Soloselbstständigkeit wird besonders kritisch beäugt. Die Art und Weise wie die die Politik unabhängigen Expert:innen begegnet, ist realitätsfremd und zukunftsfeindlich. Daher freue ich mich besonders über den Erfolg des Projektes freelancers & friends, das ich mit meiner Kollegin Sarah Steffen ins Leben gerufen habe. Wir sind eine Community für Freiberufler:innen und ein Thinktank zum Thema digitale Transformation. In den letzten Jahren konnten wir einiges bewegen und die Ideen gehen uns nicht aus. Gerade widmen wir uns zusammen mit der Agentur U9 visuelle Allianz der Initiative „Unternehmen gegen Rechts“.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Auf der letzten Stufe meiner Karriereleiter innerhalb eines Konzerns musste ich erleben wie ein männlicher Kollege ohne ersichtlichen Grund bevorzugt wurde. Ich führte Gespräche mit anderen Kolleg:innen und sprach meinen Vorgesetzten an. Nichts änderte sich nach dieser Unterredung. Aber ich fühlte mich besser und bereit, mich für Gleichstellung, die ich naiverweise für selbstverständlich hielt, einzusetzen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Viele Unternehmen wurden von der Digitalisierungswelle überrollt. All die Herausforderungen, die schon vor 20 Jahren Relevanz hatten, sind nicht etwa verschwunden. Sie bestehen im Gegenteil weiterhin fort. Für den Bereich Marketing heißt das Silobildung, Aktionismus, Kurzsichtigkeit.

Innerhalb meiner Projekte versuche ich all dem entgegenzuwirken, um nachhaltige Erfolge zu sichern. Ein inklusiver, verantwortungsvoller Ansatz führt dabei ans Ziel. Mein Interesse gilt insbesondere mittelständischen Unternehmen. Hier sehe ich viel Potenzial.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Klar kommuniziertes Feedback von meinen Kund:innen treibt mich an, sowohl positives als auch kritisch-konstruktives.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Suchen Sie sich Verbündete. Nichts ist wichtiger als ein diverses Netzwerk, das einen Austausch auf Augenhöhe und stets neue Perspektiven erlaubt. Betrachten Sie die Unsicherheit als Chance, Neues zu entdecken. Genießen Sie die Freiheit, in Eigenverantwortung zu gestalten.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Wann immer machbar, arbeite ich mit Kolleginnen zusammen. Als Mentorin, zum Beispiel bei Mentor Lane, aber auch innerhalb von Projekten, gebe ich das zurück, was ich von anderen gelernt und erfahren habe.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

…Rahmenbedingungen in zahlreichen Bereichen zu schaffen, die eine echte Gleichstellung ermöglichen.

Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?

Lesen Sie ein Buch, das von einer Frau geschrieben wurde. Wie die Autorin Grace Paley einst bemerkte, haben Frauen Männern stets den Gefallen getan, ihre Werke zu lesen. Statistiken nach erwidern Männer diesen Gefallen hingegen bis heute nicht. Es gilt daher, über Jahrhunderte hinweg gebildete Verhaltensmuster zu durchbrechen. Und dieses „Muster durchbrechen“ bildet eine hervorragende Grundlage für eine erfolgreiche Unternehmung.

„The Truth Will Set You Free, But First It Will Piss You Off!: Thoughts on Life, Love, and Rebellion“ von Gloria Steinem fungiert wie eine fortwährende Erinnerung daran, was zählt. Dieses Buch bereichert jede gehaltvolle Bibliothek.

Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

Zum Thema Musik könnte ich Seiten füllen. Damit das hier nicht zum Roman wird, in dem Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Stevie Nicks, Florence Welch, Patti Smith, Brandi Carlile, India Arie, Kate Bush, Tracy Chapman und viele andere Haupt- und Nebenrollen spielen: Wie wäre es mit „Si jamais j’oublie“ von ZAZ?

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf …

…das Bewusstsein, dass sowohl das große Ganze als auch jedes Detail zählt. (Und die Konkurrenz diesen Umstand häufig vergisst.)

Gibt es eine Frage, die Sie gern einem Politiker oder einer Politikerin stellen würden? – Wem würden Sie diese Fragen stellen?

Was, wenn es klappt? Würde ich Alice Weidel fragen.

Frau Weidel führt eine Partei an, die spaltet und diskriminiert. Sollte diese Partei die Macht ergreifen, verschwindet die Demokratie. Frauen verlieren ihre Rechte und Menschen mit Migrationshintergrund ihre Daseinsberechtigung. Als Frau, die mit einer anderen Frau zusammenlebt, deren Wurzeln in Sri Lanka liegen, glaubt sie wirklich dann noch willkommen zu sein?

Wie stehen Sie zum Thema Gendern?

Darf ich auf einen Artikel verweisen? https://www.no-goldfish.de/2021/06/hinweis-der-achtsame-umgang-mit-worten-koennte-veraenderungen-bewirken/ Der beschreibt ausführlich, dass – meiner Meinung nach –der achtsame Umgang mit Worten Veränderungen bewirkt.

Gendern bietet eine Chance. Niemand muss, alle dürfen sie nutzen.

Infos zur Person

Silvia Rak

  • Jahrgang: 1975
  • Berufsabschluss: Dipl. Betriebswirtin, Schwerpunkt Marketing
  • Position: Gründerin/Sparringspartnerin
  • Selbstständig seit 2012
  • Zum LinkedIn-Profil: https://www.linkedin.com/in/silviarak/

Infos zum Unternehmen

FREIWASSER Marketing
https://www.freiwasser-marketing.com

  • Gründungsjahr: 2012
  • Branche: Marketing/Kommunikation/Beratung
  • Firmensitz: Frankfurt am Main, Hessen
  • Mitarbeitende: Einzelunternehmerin

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