autonomes Fahren, Mobilität, Innovation
Susanne Kremeier
Die Inhaberin von PEOPLE & RESULTS im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Nachdem ich 15 Jahre meiner Karriere im Vertrieb, Einkauf und Marketing verbracht hatte, stellte ich fest, dass ich etwas anderes machen wollte. Mich interessierte, wie und warum Menschen Entscheidungen treffen. Deswegen studierte ich mein zweites Fach, Organisationspsychologie und beschäftigte mich damit, Unternehmen besonders während Transformationen dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Mir war sofort bewusst, dass selbst die Unternehmen, die sich ständig neu erfinden, auch Phasen der Stabilisierung benötigen. Obwohl nichts so konstant ist wie der Wandel, muss nach einer Transformation auch mal wieder etwas Ruhe eintreten. Die wenigsten Unternehmen leisten sich in dieser Phase einen Transformationsmanager. Also war mir sofort bewusst, dass mich Unternehmen rufen, wenn sie Unterstützung bei einer Transformation benötigen. Und sobald sie in die Stabilisierungsphase eintreten, ziehe ich weiter. Somit entstand mein Geschäftsmodell: Das, was ich liebe zu tun und worin ich Expertin bin, was meine Kunden nur temporär benötigen, als Selbstständige anzubieten. So war die Entscheidung gefallen, mich selbstständig zu machen.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Diese Frage möchte ich in zwei Teilen beantworten: Ich würde auf jeden Fall denselben Weg noch einmal gehen. Es war notwendig und nützlich, erst in einem Konzern alle Abläufe, Prozesse, Faktoren kennenzulernen, bevor ich mich selbständig machen konnte. Was ich jedoch anders machen würde: ich würde auf Skalierung bauen. Ich mache meine Beratung nun seit 15 Jahren allein. Ich hätte damals planen sollen, relativ schnell Mitarbeitende einzustellen, um eine größere Unternehmung zu kreieren. Ein größeres Unternehmen hätte verschiedene Vorteile geboten: Zum einen kann man mehr und auch größere Unternehmen unterstützen, weil man als Team auftreten kann. Ich bilde zwar bei manchen Kunden derzeit Teams mit anderen Einzelkämpfern, aber darauf lassen sich nicht alle Kunden gerne ein. Zum anderen bietet ein Team auch die Möglichkeit, sein eigenes Wissen weiterzugeben und von dem der anderen zu lernen. So gestaltet sich meine Weiterbildung durch Fortbildung und kollegialem Austausch mit anderen Beratern, aber natürlich nicht täglich, wie es bei einem Team der Fall wäre.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Das war schon die Entscheidung, mich selbstständig zu machen. Meine erste Gründung fand in der Schweiz statt. Anders als bei vielen anderen Selbstständigen hatte ich jedoch nicht meinen alten Arbeitgeber als ersten Kunden mitgenommen – der hatte ja entschieden, dass er sich in der Stabilisierungsphase befand und deswegen keinen Transformationsberater mehr benötigte. Gelernt habe ich daraus, und diese Lehre gebe ich auch allen, die mich um Rat fragen, gerne weiter: Wenn der Gedanke reift, sich selbstständig zu machen, sollte man sofort damit beginnen, das entsprechende Netzwerk aufzubauen. So kann man, wenn man dann den Schalter umgelegt hat, dieses Netzwerk ansprechen. Ich bin damals ins kalte Wasser gesprungen. Das hat meine Fähigkeit, zu netzwerken, sehr befördert
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
In der bin ich derzeit noch. Nach meiner ersten Gründung in der Schweiz 2009 bin ich über Amsterdam wieder in Düsseldorf gelandet. Dort habe ich dann im Jahr 2015 wieder- bzw. neugegründet. Mein Geschäft entwickelte sich sofort sehr gut, bis 2019 sah ich ein sehr angenehmes Wachstum. Dann kam Covid-19. In dieser Phase habe ich meine hybride Strategieberatung ins Leben gerufen, unterstützt durch das Forschungszentrum Jülich. Aber ich habe mich dabei zu wenig darauf konzentriert, dass sich auch die Kommunikation zwischen Berater und Kunden angepasst hat und dass die Kunden wesentlich schwieriger zu überzeugen sind, einen Berater, den sie noch nicht jahrelang kennen, zu beauftragen. Vor Covid-19 gab es zahlreiche Veranstaltungen, wo man schnell gute Gespräche führen konnte. Die Veranstaltungen sind leider nach der Pandemie nicht alle wieder ins Leben gerufen worden. Somit muss heute die Akquise anders vonstatten gehen. Das Beratungsgeschäft ist ja ein Personengeschäft: Mindestens zwei Menschen entscheiden sich, gemeinsam etwas anzugehen. So muss man über virtuelle Kommunikationswege ein ausgewogenes Bild von sich als Person und als Experte vermitteln. Derzeit repositioniere ich mich entsprechend und strebe danach, mich den potenziellen Kunden so nahbar und verständlich wie möglich sichtbar machen zu können.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Mit den richtigen Antworten auf meine Herausforderungen. Aber nicht nur damit, sondern auch, wie wir als Berater und Unternehmen die soziale Verantwortung und die Verantwortung für Nachhaltigkeit besser erfüllen können. Meine Tagline laute: Strategie- und Umsetzungsberatung mit, durch und für den Faktor Mensch. Das heißt, meine Strategien sind auch umsetzbar, und sie sind sozial verträglich und berücksichtigen die Nachhaltigkeit.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Da gibt es natürlich die direkten Rückmeldungen von Kunden, die sich auch in Referenzen niederschlagen. Ich hole mir aber auch Wertschätzung daraus, dass ich sehe, dass meine Ideen, die ich vor vielen Jahren hatte, jetzt endlich Fuß fassen und Unterstützung erhalten. Und natürlich, wenn ich viele Jahre nach der Zusammenarbeit auf Kunden treffe, die mir sagen, wie sehr unsere Zusammenarbeit sie geprägt und weitergebracht hat.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Das ist eine interessante Frage. Meine Generation musste sich noch durchsetzen und ständig beweisen. Als Frau war man hier ständig unter Druck, man musste beweisen, dass man so gut war, dass der Ausfall durch eine eventuelle Schwangerschaft und die danach folgende reduzierte Arbeitszeit kompensiert war. Heute ist das anders. Junge Frauen sind sehr viel selbstbewusster als wir es früher waren. Also sind die Tipps für Frauen nicht mehr so anders als für Männer, als es zu meiner Zeit war: Habt eine Vision und haltet daran fest. Sucht Euch Sparring Partner und Unterstützer, die Euch komplementieren. Seid immer in, am besten ein wenig vor, Eurer Zeit, damit Euch nichts überrascht. Traut Euch, kreativ und ungewöhnlich zu sein. Und denkt an Andere sowie an die Umwelt.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Ich unterstütze Frauen, wo ich nur kann. Ich coache, berate, und fördere Frauen, wo immer es eine Möglichkeit gibt.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen im Unternehmen im Allgemeinen…
…mehr Weitsicht. Wir sind uns bewusst, dass wir als Bevölkerung schrumpfen, weil die Geburtenrate so gering ist. Geboren wird nach wie vor von Frauen. Somit muss hier daran gearbeitet werden, dass wir als Gesellschaft weiterhin Nachwuchs erhalten, und die Frauen als Mitarbeiterinnen die Möglichkeit haben, ihre Arbeitskraft einzubringen. Wenn das dann nur 10 % sind soll das so sein. KiTas und Kindergärten sind nach wie vor Mangelware. Hier gilt es, kreative Lösungen zu finden. Vielleicht könnten Unternehmen, die Möglichkeiten für Ihre Mitarbeiterinnen schaffen, besser unterstützt werden. Auf der anderen Seite muss auch unser soziales System, nicht zuletzt die Rente, überdacht werden. Wenn eine Mutter, weil sie keine Möglichkeit findet, ihre Kinder in Obhut zu geben, nur 10% arbeiten kann, sollte sie trotzdem eine sinnvolle Rente erhalten können.
Ein guter Tag beginnt für mich mit…
…einem Kaffee am Laptop, wo ich eine E-Mail von einem zufriedenen Kunden finde. Wenn ein Kunde seine Ziele erreicht und darüber glücklich ist, bin ich es auch.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Auf einen wichtigen Termin bereite ich mich auf zwei Arten vor. Zum einen stelle ich sicher, dass ich alles, was es über die Teilnehmenden herauszufinden gibt, herausfinde. Ich versuche zu verstehen, was die jeweiligen Positionen und Bedürfnisse sein könnten. Zum anderen bereite ich mein Mindset vor: Ich möchte mein Bestes geben, um bei dem Termin alle gesteckten Ziele erreichen zu können. Das erste mache ich mit intensiver Recherche und gezielten Gesprächen, das zweite eher mit Sport und Meditation.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Ein starkes Netzwerk ist wichtig, um sich „auf Zack“ zu halten. Im Netzwerk lernt man Neues und neue Menschen kennen, die wiederum neue Einblicke und Inspirationen bieten. Ein gutes Netzwerk stellt sicher, dass wir nicht in unseren eigenen Schranken bleiben, sondern sie ständig erweitern. Darüber hinaus bietet ein Netzwerk natürlich auch den Zugang zu potenziellen neuen Kunden und anderen wichtigen Gesprächspartnern.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…
…, dass ich andere dabei unterstütze, ihre Träume zu realisieren. Ich finde es hochspannend zu sehen, welche Ideen andere Menschen haben und wie man die umsetzen kann. Wenn ich von meinen Kunden die Rückmeldung erhalte: ich habe es geschafft! Ich habe meinen Traum, mein Ziel erreicht! Ist das für mich das Größte.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Am meisten hat mich bei meiner Selbständigkeit überrascht, wie unterschiedlich wir alle ticken. Ich habe Kollegen kennengelernt, die mit offenem Geist und offenen Armen eine Zusammenarbeit angegangen sind, um die Kunden noch besser zu beraten. Aber auch die, die sich eher abschotten. Obwohl doch eigentlich niemand genau die gleiche Arbeit leisten kann wie ein anderer, weil viel der Beratung an der Person hängt. Und wir sind alle unterschiedliche Individuen...
Susanne Kremeier
PEOPLE & RESULTS
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