Ute Schmeiser

Julia Vlasova

Themen

Unternehmertum
27.10.2023

Ute Schmeiser

Die Gründerin von Schmeiser Marketing im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Ich habe 2001 gegründet, nachdem die Vorstellungen meines Chefs zu Marketing mit seinen vertrieblichen Ansichten nicht übereinstimmten – so könnte man das diplomatisch nennen. Damals lebten wir eher ländlich und weit weg von größeren Städten und potenziellen Agenturen als Arbeitgeber. Da ich schon damals meine eigenen Vorstellungen hatte, wie ich Kunden beraten möchte, kam es mir wie selbstverständlich vor, mich selbstständig zu machen. Ich habe es nie bereut und bin inzwischen untauglich als Angestellte, weil ich weiß, was ich kann und wie ich es für Kunden umsetze.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ich hätte den letzten Job früher kündigen sollen und mich eher in die Selbstständigkeit wagen.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die Entscheidung, mich aktiv in einem Netzwerk zu engagieren. Das war für mich ein Gamechanger und zeigt bis heute Wirkung. Ohne ein starkes Netzwerk, hätte ich die kritischen Phasen, die es immer für jedes Unternehmen (immer wieder) gibt, nicht überstanden.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Die vermehrten Anfragen zu Vorträgen und Workshops so ab 2013/14. Denn obwohl ich es liebe, mit Menschen zu reden, sie zu beraten, ihnen Wissen zu vermitteln, ist es etwas ganz anderes, vorne zu stehen und 20, 30 oder über 100 Menschen hören dir zu. Inzwischen gefällt es mir sehr und freue mich immer wieder, wenn ich die Gelegenheit dazu habe.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Die Welt des Onlinemarketing ist unfassbar dynamisch, schon immer. Aber was sich in den letzten zwei Jahren alles verändert hat und weiter verändern wird, fordert auch mich heraus. Zum einen ist es natürlich die KI und ihre Möglichkeiten im Marketing, zum anderen sind es die Unternehmen, denen die Mitarbeitenden fehlen, die die Unternehmenskommunikation im operativen täglichen Doing umsetzen können. Zeitmangel, zu viele Aufträge, zu wenig Mitarbeiter – das sind konkrete Probleme vieler Kunden. Daher sind Lehrgänge und Inhouse-Schulungen ein zweites wichtiges Thema.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Immer dann, wenn ein Unternehmer, eine Unternehmerin umsetzt, was wir gemeinsam erarbeitet haben, ins Tun kommt und mir vertraut, wenn der Erfolg uns recht gibt, genau das ist die Wertschätzung, die ich mir wünsche.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Frei nach Kafka „bleib wie du bist, alle anderen gibt es schon“. Zeigt eure Stärken, werdet laut, zieht Konsequenzen und hört nie auf zu lernen. Ein offener Geist und eine empathische Kommunikation sind wichtige Voraussetzungen für langfristigen Erfolg.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Letztendlich sind es meine Erfahrungen als Frau, Unternehmerin, Mutter (und noch viele andere Rollen), die ich weitergebe. Als Mentorin habe ich schon viele Frauen in der Gründung unterstützt, manches Mal mit dem Ratschlag, nicht zu gründen, weil die Geschäftsidee nicht ausgereift war. Ehrliches Feedback im Mentoring ist essenziell.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

… es Mädchen und jungen Frauen zu erleichtern, in MINT-Berufe zu gehen, gleichzeitig aber auch, das Handwerk für Frauen attraktiver zu machen. Das hat viel mit Teilzeitangeboten, Weiterbildungen, Kinderbetreuung und finanzieller Förderung zu tun.

Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?

Natürlich die Netzwerkveranstaltungen in meiner Region rund um Mönchengladbach. Sowohl reines Netzwerken, als auch Fachvorträge, Workshops und Webinare sind für mich Pflichttermine. Zudem kann ich bei Fragen nach Experten auf Stefan Wagemanns zukommen, der immer wieder großartige Kontakte mit Freude weitergibt.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?

Ich wünsche mir für alle Frauen, also natürlich auch für mich, die Interessen der Frauen bei den Themen Gründung, Nachfolge, Persönlichkeitsentwicklung und Führung weiter im Fokus zu behalten. Vielleicht sogar mehr Initiativen, Mentoring, Workshops speziell für Gründerinnen und Nachfolgerinnen anzubieten.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Meine Arbeit findet meist vor dem Computer (sitzend) oder als Dozentin (stehend) statt. D. h. ich bin meiner Hündin Sally sehr dankbar für ihre Erinnerung an unsere gemeinsame Runde in der Mittagspause oder nach Feierabend. Ohne sie als Bürohund würde ich viel zu wenig rausgehen. Nach einem Lehrgang mit ihr übers Feld zu laufen und die Gedanken zu ordnen, ist für mich der perfekte Ausgleich – jeden Tag.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Niemand existiert einfach allein, wir sind soziale Menschen und brauchen Feedback, Rat und die Erfahrung anderer, um uns weiterzuentwickeln und uns unsere Meinung zu bilden. Nur mit einem aktiven Netzwerk kann ich wachsen und lernen.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf ...

… das Kennenlernen von Menschen in den verschiedensten beruflichen Situationen. Aus vielen Kundenbeziehungen wurden Freundschaften.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Ich war und bin schon immer eine Leseratte. Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Schreiben machen, Autorin oder Journalistin werden. Bei der Wahl der Ausbildung schwankte ich zwischen Verlag und Werbeagentur. Und habe mich für die Agentur entschieden. Bis heute schreibe ich freiberuflich als Texterin und habe vor einigen Jahren sogar ein E-Book über Werte und Arbeitgebermarke geschrieben. Ganz weit weg bin ich damit dann doch nicht von meinem Kindheitswunsch.

Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit am meisten überrascht?

Die Geschwindigkeit seit den 2010er Jahren, mit der es neue Plattformen, Technologien und Trends im Marketing gibt. Was ich in der Ausbildung und meiner Zeit in Agenturen als Beraterin gelernt habe, ist eine hervorragende Basis, aber damit könnte ich heute nichts anfangen, wenn ich nicht mit der Zeit gehe und neugierig bleibe.

Infos zur Person

Ute Schmeiser

  • Jahrgang: 1968
  • Berufsabschluss: Werbekauffrau
  • Position: Selbstständig
  • Selbstständig seit 2001

Infos zum Unternehmen

Schmeiser Marketing
www.schmeiser-marketing.de

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