Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Yasmin Schütte
Die Geschäftsführende Gesellschafterin der IMPAKT GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Ich brauchte mehr zeitliche Flexibilität, um im Fallschirmsport im Kader zu trainieren und bei internationalen Wettkämpfen im Frauen 4er Formationsspringen u. a. an der Weltmeisterschaft 2018 in Australien anzutreten.
Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Spruch aus dem Unternehmensvorstand meines damaligen Arbeitsgebers: „Frauen werden in diesem Unternehmen keine Geschäftsführer“.
Damit war klar, dass ich meinen eigenen Weg gehen musste.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Ich bereue nichts und ich würde es wieder genauso machen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Seit Corona wurde das Thema Remote Arbeit salonfähig und durch Zufall kam ich in Kontakt mit tollen jungen „Digital Nomads“, mit denen ich mittlerweile seit 4 Jahren gemeinsam-frei im Team arbeite. Das war für mich der Durchbruch, um mit meinen Dienstleistungen und Beratungsangeboten flexibel zu wachsen. Weiterhin habe ich einen Digital Native als Geschäftspartner für meine 2. Firma gewinnen können. Ich lerne somit täglich von meinem und mit meinem Team dazu und wir verbinden das Beste aus Mittelstandsberatung und Digitalisierung.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Corona, weil ich zu der Zeit noch fast ausschließlich vor Ort beim Kunden gearbeitet habe und einige Aufträge in der Schweiz hatte. Von heute auf Morgen waren die „Grenzen zu“ und ich wusste nicht wie es weitergeht – das war auch für meinen Sport eine Katastrophe – wir haben daher die WM in Tanay ausfallen lassen.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Digitalisierung von Vertrieb und Kundenservice, Digitalisierung von Geschäftsprozessen, Einführung von agilem Projektmanagement, Einführung von BIM (Building Information Modeling) im Baugewerbe.
Viele dieser Themen greife ich auch auf meinem YouTube Kanal „Mutti Mittelstand“ auf, wo ich Einblicke und praktische Tipps für den Mittelstand teile.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Wenn meine Kunden und deren Mitarbeitende sich bedanken z. B. in Form von einem Projektabschluss-Teamfoto oder einfach mal so im Tagegeschäft. Und natürlich wenn mein Team und ich weiterempfohlen werden.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Kundenzentriertes Marketing und ein planbarer Vertrieb, sowie eine klare Botschaft und die Leidenschaft in der Umsetzung sind die wichtigsten Faktoren zur Existenzsicherung.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Ehrlich gesagt forcieren wir hier nichts und gleichzeitig haben wir eine recht hohe Frauenquote im Team. Wir machen keine Unterschiede zu welchem Geschlecht oder zu welcher Gesinnung man gehört. Gleichzeitig eignet sich unser Remote Modell total gut für Mütter und Väter, die Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten, weil wir in Arbeitspaketen, einem Backlog und freier Einteilung auf Basis von Fristen arbeiten. Somit kann sich jede/jeder größtenteils selbst organisieren.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...
Ich bin nicht der Meinung, dass die Politik hier helfen kann, da es vor allem ein kulturelles Problem ist. Andererseits machen uns die skandinavischen Länder einiges vor – insbesondere in Schweden und Norwegen, sind sowohl Mütter als auch Väter in Bezug auf die Elternzeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gleichgestellt. Schweden war das erste Land weltweit, das einen bezahlten Elternurlaub für beide Elternteile eingeführt hat, und Norwegen folgte kurz darauf. Weiter geht es dann in Skandinavien mit einer sehr guten Kinderbetreuung und besseren Chancen bei der Rückkehr in eine Karriere. In Deutschland werden Frauen von Unternehmen immer noch als betriebswirtschaftliches „Risiko“ gesehen „… was ist, wenn sie schwanger wird und wir die Stelle neu besetzen müssen“. Ich denke, dass auch die Politik weiblicher werden sollte und hätte mir Kamala Harris als erste US-Präsidentin mit Intellekt und Strahlkraft gewünscht, um kulturellen Aberglauben abzubauen.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
„NEXUS“ von Yuval Noah Harari: Ein Buch, das den Weg der Menschheit bis ins Informationszeitalter erkundet: Nexus. Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz. Darin nimmt er die gesamte Menschheitsgeschichte in den Blick und fragt danach, wie der Informationsfluss unsere Welt erschaffen und immer wieder verändert hat. Er liefert damit unabdingbares Hintergrundwissen zu den Gefahren und Versprechen der heutigen KI-Revolution.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Mein Vater, weil er der disziplinierteste und verbindlichste Mensch ist, den ich kenne
Mein Lebensgefährte, weil er der findigste Unternehmer aller Zeiten ist (er betreibt Fallschirmspringer-Flugzeuge und hat mal das schnellste Absetzflugzeug Europas entwickelt).
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Sport, Sport und nochmals Sport: Fallschirmsport, Indoor Skydiving, Hundesport, Reitsport.
Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
„Atemlos durch die Nacht“ (Helene Fischer )
Ein guter Tag beginnt für mich mit …
… einem Hundespaziergang bei Vogelgezwitscher, danach eine gute Tasse Kaffee.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Vorher ein guter Fakten-Check und auf der Fahrt zum Termin übe ich mein Gespräch oder meinen Vortrag – in laut!
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
Mein Lebensgefährte als Vorbild.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Weil sie besser Netzwerken können und man gemeinsam stärker ist.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Man nannte mich früher „hart aber herzlich“, heute bin ich eher ein Teamplayer auf Augenhöhe mit meinen Mitstreitern.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Transformation im Mittelstand – Digitalisierung von Vertrieb und Angebotsprozessen.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…
…, dass es nie langweilig wird und jedes Projekt anders ist.
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
Leicht und lässig zu sein – Kunden soll gerne mit uns „zusammenarbeiten“ und wir wollen uns anfühlen wie ein gutes paar Turnschuhe mit denen man direkt loslaufen möchte.
Gibt es eine Frage, die Sie gern einem Politiker oder einer Politikerin stellen würden? – Wem würden Sie diese Fragen stellen?
Ich würde gern wissen wie es Kamala Harris seit der verlorenen Wahl geht und wie ihr Plan für die USA „danach“ aussieht.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Finde ich überflüssig.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Ich wollte Pilotin werden. Heute habe ich wenigstens meine Privatpilotenlizenz gemacht.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Wie wenig man sich freie Zeit gönnt, obwohl man es könnte.
Yasmin Schütte
IMPAKT GmbH
https://www.im-pakt.de/