Themenwoche Thailand

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Außenwirtschaft
01.02.2023

Pflegepersonal aus Thailand zunehmend gefragt

Der Fachkräftemangel in der Pflege spitzt sich dramatisch zu.

Dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln zufolge, könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Während die Zahl der Pflegebedürftigen weiter deutlich zunimmt, entscheiden sich wenige junge Leute in Deutschland für die Pflegeausbildung. Wir haben mit Herrn Gerhard Schneider, BVMW Leiter des Kreisverbands Eisenach, über sein Projekt zur Gewinnung ausländischer Pflegekräfte und über dessen Vorteile für den deutschen Mittelstand gesprochen.

BVMW: Herr Schneider, mit Ihrem Projekt unterstützen Sie die Mitgliedseinrichtungen bei der Rekrutierung von Pflegekräften aus Thailand. Seit wann sind Sie mit dem Projekt aktiv und auf welche Erfolgsgeschichten sind Sie besonders stolz?

Gerhard Schneider: Drei Mitgliedsunternehmen, darunter ein Krankenhaus, haben mich 2019 angesprochen, wie wir das BVMW-Netzwerk nutzen können, um Pflegekräfte für Thüringen zu gewinnen. Im September 2020 konnten wir unter Teilnahme des Thüringer Ministerpräsidenten, des Landrates und des königlichen thailändischen Generalkonsuls eine Starterkonferenz durchführen, so konnte unter der Teilnahme der Politik diesem Pilotprojekt ein besonderen Spirit gegeben werden. In den letzten 2 Jahren lag der Schwerpunkt im Bereich der Pflegeheime, diese unterstehen unterschiedlichen Trägern, die mittelständische Unternehmen sind.

Für mich ist dieses Pilotprojekt auch die Blaupause für den gewerblichen Mittelstand, denn ohne ausländische Fachkräfte werden wir in Deutschland nicht auskommen. So sind die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, eine wertvolle Hilfe für die Anwerbung ausländischer Fachkräfte.

BVMW: Welche Gründe sprechen für Thailand, wenn es um die Anwerbung der Pflegekräfte geht? Mit welchen Partnern vor Ort arbeiten Sie zusammen.

Gerhard Schneider: Thailand hat einen hohen Jugendanteil, dies ist in Europa generell nicht der Fall. So haben ausgebildete Fachkräfte die Chance in Thüringen zu arbeiten, aber auch hier Ihren Lebensmittelpunkt zu finden. Thailänder sind auch dafür bekannt in der Pflege ein besonderes Einfühlungsgefühl für die Bewohner der Pflegeheime zu haben.

Der Partner in Thailand spricht vor Ort interessierte ausgebildete Pflegekräfte an, diese besuchen in Thailand ein Deutschcamp, lernen dort die Sprache und deutschen Lebensgewohnheiten kennen.

BVMW: Wie läuft der Rekrutierungsprozess ab? Gibt es Herausforderungen?

Gerhard Schneider: Der Begriff Rekrutierung ist nicht ganz richtig, denn in Deutschland lernen und arbeiten die Neuankömmlinge. Eine Ergänzungsausbildung in der Sprache aber auch im Pflegebereich ist notwendig, danach eine Prüfung, bevor eine Anerkennung als Pflegekraft erfolgen kann. Vor der Visaerteilung ist eine Deutschkenntnisprüfung des Goetheinstitutes in Thailand, sind die Genehmigungen der Ausländerbehörden, der Agentur für Arbeit (Mangelberuf) und ein Defizitbescheid des Landessverwaltungsamtes einzuholen. Die Bearbeitungszeiten betragen bis ein Jahr, aber auch länger. Es ist ein sehr hoher bürokratischer Aufwand, es ist leichter illegal nach Deutschland zu kommen als hier mit entsprechender Ausbildung arbeiten zu wollen.

BVMW: Welche Vorteile entstehen durch Ihr Projekt für die Mitglieder des BVMW?

Gerhard Schneider: Der wachsende Mangel an Fachkräften ist und wird eins der ganz großen Probleme für den Mittelstand. Der BVMW mit seinen Netzwerken kann bei der Gewinnung der Fachkräfte eine zentrale Rolle übernehmen. Wir sind in der Lage betriebliche Anforderungen, gezielte Gewinnung, Weiterbildung und Betreuung mit unseren Partnern zu koordinieren. Der Neuankömmling muss intrigiert werden, er muss sich wohlfühlen, sonst wird er nicht bleiben.

Ansprechpartner

Gerhard Schneider

Gerhard Schneider

Leiter des Kreisverbandes ‒ Eisenach & Wartburgkreis

Am Ofenstein 15

99817 Eisenach

Germany

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Uthaiwan Phattawatin
BVMW Ehrenamtsrepräsentantin Thailand
E-Mail: uthaiwan.phattawatin@bvmw.de

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