BVMW Jahresempfang 2023

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Unternehmertum
Penzberg, 13.03.2023 Lesezeit: 5 Minuten

Nachhaltigkeit und Wirtschaft: Ziele und Realität

Im oberbayerischen Penzberg trafen sich Politik und Mittelstand beim BVMW Jahresempfang

Autor: Stefan König

„Soziale, ökologische und ökonomische Belange müssen immer wieder neu in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden“. Mit diesen Worten eröffnete Mechthild Heppe, die Leiterin der Wirtschaftsregion Bayern Süd und des Kreisverbandes München / Bayerisches Oberland, den diesjährigen Jahresempfang des BMVW. Und sie fügte hinzu: „Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern schon über zwölf hinaus.“

Kein leichtes, aber ein enorm wichtiges Thema in Zeiten wie diesen.

Und so waren denn auch 165 Mitglieder und zahlreiche Vertreter der Politik in der Region der Einladung zu Roche nach Penzberg gefolgt – denn dieser Weltkonzern fungierte an diesem besonderen Abend als Gastgeber für den Mittelstand und für namhafte Repräsentanten der bayerischen Landespolitik: Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN, und ihr FDP-Kollege Martin Hagen, waren die prominenten Gäste der Podiumsdiskussion. Doch eines nach dem anderen.

Roche ist nicht Mittelstand, kann aber Vorbild sein

Ein erstes Highlight des Abends bot die mit der Begrüßung verbundene Eröffnungsrede des Roche-Hausherrn, Werkleiter Paul Wiggermann. Er vermittelte einen intensiven Einblick in das Nachhaltigkeits-Engagement des Unternehmens, führte Beispiele an, die auch im Mittelstand nachvollzogen werden könnten und betonte, dass Roche bis 2029 seinen ökologischen Fußabdruck zu halbieren gedenkt. „Ja, Klimakrise und Energiekrise sind für uns große Herausforderungen“, räumte Wiggermann ein. „Aber sie sind auch Chance!“

Diskussionsrunde: Konstruktiv mit Forderungen

Über die von Wiggermann genannten Herausforderungen und Chancen zu diskutieren, oblag sodann der Podiumsrunde unter der kundigen, so anregenden wie kurzweiligen Moderation von Andreas Jahn, Leiter Politik, Außen- Volkswirtschaft, Geschäftsleitung BVMW. Auf Unternehmerseite hatten sich Stephanie Gundlage (econ industries services), Dr. Fritz Neidhart (Neidhart Unternehmensgruppe) und Torben Hansen (Schotten und Hansen) eingefunden; für die Politik standen Katharina Schulze und Martin Hagen ein.

Man kann es als besonderen Schachzug von Mechthild Heppe sehen, dass sie einmal nicht Mitglieder der bayerischen Staatsregierung eingeladen hat, sondern die Spitzen zweier Parteien, die bei der Landtagswahl im Herbst 2023 als Koalitionspartner für die hoch favorisierte CSU in Frage kommen könnten. Beide Politiker betonten denn auch die Wichtigkeit des Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen und die nötigen Transformationen im Speziellen. „Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer“, sagte Katharina Schulze. „Der Staat muss die Rahmenbedingungen für die guten und richtigen Entwicklungen schaffen.“

Und genau diese Rahmenbedingungen sorgten für hinreichend Gesprächsstoff. Angefangen bei der Steuerpolitik, die den Mittelstand vielfach zu sehr belaste, über den dringenden Nachholbedarf bei der Digitalisierung bis hin zur Technologie-Offenheit – hier komme es, so Stephanie Gundlage, doch darauf an, dass „die Politik nicht vorschreibt, welche Technologie die einzig richtige sei, sondern dass sie das Vertrauen in die Wirtschaft aufbringe, auch im Hinblick auf die Transformation die richtigen Schritte zu tun.“ Wie überhaupt das Stichwort Vertrauen eine wichtige Rolle spielte. Sowohl die Wirtschaftsvertreter forderten mehr davon ein als auch die beiden Landespolitiker, die unterstrichen, und dabei für die politische Kaste schlechthin sprechen wollten, dass sie ihrerseits immer bestrebt wären, das Beste für die Gesellschaft zu erwirken.

Keine Weltrettung, aber viel Gesprächsstoff

Dass dieser Jahresempfang nicht auf alle drängenden Fragen Antworten geben und für alle Herausforderungen die maßgeschneiderten Lösungen parat haben konnte, versteht sich von selbst. Die Politiker aber nahmen Anregungen und Aufgaben mit zurück in den Bayerischen Landtag. Und die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Abend diskutierten noch lange beim durchaus geselligen kulinarischen Empfang im Casino des Penzberger Roche-Werkes.

Zur Nachdenklichkeit aufgefordert und zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch wieder angeregt zu haben – das war der besonders wertvolle Erfolg dieses Jahresempfanges 2023 des BMVW.

(Stefan König)

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