NRW-Wirtschaftssenat

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13.04.2024

Schulen müssen von Reparaturbetrieben zu Chancenräumen werden

Autor: Herbert Schulte

Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Da kommt der Bildung eine herausragende Bedeutung innerhalb der Gesellschaft zu. Der NRW-Wirtschaftssenat traf sich bei der Provinzial in Düsseldorf mit NRW-Schulministerin Dorothee Feller, um den gravierenden Problemen in den Schulen auf den Grund zu gehen.

Dorothee Feller ist in diesen Tagen wahrlich nicht zu beneiden. Die CDU-Politikerin aus Dorsten und ehemalige Regierungspräsidentin von Münster hat mit der Wahl des Schulressorts ihr ministeriales Debut auf ein äußerst ansprechendes Niveau gehoben: In den Schulen, und das zeigte der von RTL West - Chef Jörg Zajonc moderierte Diskurs mit der Ministerin, kulminieren die sozialen, demografischen und ökonomischen Probleme unsere Landes.

Die massiven Migrationskrisen stellen das Lehrpersonal vor immer neue Aufgaben und formen die Schulen mancherorts zu wahren Integrationsbetrieben, derweil in den Schulen in sozialen Schwerpunkten unseres Landes versucht wird, den Ausfall der Familien als Horte der Vorbereitung auf ein selbstbestimmtes Leben zu kompensieren. Feller wies auf den nach wie vor bestehenden eminenten Lehrkräftemangel von über 7.000 Kollegen hin, beklagte (zurecht) die Unterfinanzierung und prozessuale Verkrustung des Bildungssektors. Hinzu treten die immer wieder aufbrechenden ideologischen Konflikte zwischen den Parteien, die sich ausgerechnet im sensiblen Bereich der Schul- und Bildungspolitik regelmäßig entladen und, das zeigen die Lehrer-Eltern-Kommunikationsplattformen, zur immensen Verunsicherung bei allen Beteiligten beitragen. Da war es gut zu erfahren, dass man sich fürs erste interfraktionell auf einen Schulfrieden einigen konnte und keine großen Strukturreformen in den Schulen geplant sind, die nach wie vor am Schock zu knabbern haben, den ihnen die Lockdowns-Politik der jüngeren Vergangenheit zugefügt hatte.

Abseits von PISA-Studien und der berechtigten Kritik an der Politik, die den deutschen Sozialstaat geradezu als „Back-Stopp“ für eine wachsende Zahl an Menschen in diesem Land herangezüchtet hat, der evoziert, auf sog. Sekundärtugenden wie Eigenverantwortung, Fleiß und Disziplin (die eigentlichen Primärtugenden) im Leben verzichten zu können, leistet der Mittelstand seinen unverzichtbaren Beitrag der beruflichen Ausbildung wie ein Uhrwerk. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Politik ideologische Blockaden und Berührungsängste fallen lässt, den verstaubten Akademisierungswahn der 68er beerdigt und in einen tiefen Dialog mit den Ausbildungspraktikern aus der realen Lebenswelt der Gesellschaft tritt, um die offenkundig mit den ewig gleichen Mitteln unlösbare Krise unseres Bildungssystems zu überwinden.

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